Block-Boykott wegen Frankfurt-Übermacht

Der seltsame Protest der Barca-Fans

Soccer Football - Europa League - Quarter Final - Second Leg - FC Barcelona v Eintracht Frankfurt - Camp Nou, Barcelona, Spain - April 14, 2022 FC Barcelona fans wave flags before the match REUTERS/Albert Gea
Da waren sie noch da: Die Barca-Fans auf der Nordtribüne.
RC, REUTERS, ALBERT GEA

Dann waren sie plötzlich weg. Die Ultras des FC Barcelona boykottierten nach Wiederanpfiff für rund zehn Minuten das Europa-League-Spiel ihres Clubs gegen Eintracht Frankfurt (2:3). Die Anhänger waren genervt von der Frankfurter Fan-Übermacht im Camp Nou.

Die Eintracht-Sensation im Video

Lücke hinterm Tor

Hinter dem Tor von Frankfurt-Schlussmann Kevin Trapp klaffte eine deutlich sichtbare Lücke. Die treuen Fans des FC Barcelona verweilten im Innenraum, blieben zu Beginn der zweiten Halbzeit den Plätzen auf dem unteren Teil der Nordtribüne des Stadions fern.

Ein Protest. Ein Zeichen. Den Fans stieß sauer auf, dass so viele Eintracht-Auswärtsfans den Weg ins Stadion gefunden hatten – auch abseits des Gästeblocks.

Bis zu 20.000 oder sogar mehr Frankfurter sollen im Stadion gewesen sein. Die verwandelten das Camp Nou in eine einzige Eintracht-Partyzone. 79.468 lautete die offizielle Zuschauerzahl der Partie. Schon vor dem Spiel hatten die in Weiß gekleideten Frankfurt-Fans das Stadion in der Hand, brachten hessische Heimspielatmosphäre ins weite Runde.

Da staunten selbst die Frankfurter Profis. „Ich kam raus zum Warmmachen – ich dachte, ich bin in Frankfurt", sagte Keeper Trapp. "Es war unfassbar und wirklich richtig laut. Das ist sehr außergewöhnlich.“

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Aktion spielt Frankfurt-Fans in die Karten

Zu viel und zu laut für die Fans der Katalanen, die die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit boykottierten – beim Spielstand von 0:2 wohlgemerkt. Daher lässt sich über die Aktion trefflich streiten. Denn durch ihr Fernbleiben spielten sie dem Frankfurter Anhang noch mehr in die Karten. Kaum noch Gegenwehr auf den Rängen. Müsste man in solch einer Situation nicht eher das Gegenteil machen und das Team weiter pushen?

Immerhin: Die Barca-Fans kehrten nach der kurzen Stille zurück, versuchten ihr Team nochmal zu Toren zu schreien. Doch nur in den letzten Minuten gelang es den Gastgebern, Druck auf die Eitnracht aufzubauen. Zu spät. Durch das 2:3 fliegt Barca aus der Europa League. Frankfurt steht im Halbfinale.

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Barca gewaltig angenervt

Das Zuschauer-Übermacht der Frankfurter nervte Barca auch noch nach dem Spiel. Der Abend wird wohl ein Nachspiel haben.

„Wir möchten wissen, was geschehen ist. Wenn wir zu Hause spielen, kann das nicht passieren", sagte Barcelona-Trainer Xavi. "Das war enttäuschend", ergänzte er.

Auch Barcas Präsident Joan Laporta tobte. "Ich bin besorgt, denn das, was passiert ist, war eine Schande, die sich nicht wiederholen darf", sagte er und kündigte eine Aufarbeitung an: "Wir werden Maßnahmen ergreifen, denn das ist beschämend."

Eintracht-Fans einfach kreativ

Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann hingegen verteidigte die Barca-Verantwortlichen und lobte die eigenen Fans. "Da trifft den FC Barcelona gar keine Schuld", sagte er: "Unsere Fans sind am kreativsten, sich auf allen Wegen Tickets zu besorgen. Das war so und wird immer so sein."

Offiziell hatte die SGE nur 5.000 Karten bekommen. Doch über die Homepage des FC Barca und weitere Wege wurde kräftig nachgelegt. So kam es zur Stimmungs-Übermacht im Camp Nou.

Sportvorstand Markus Krösche fasste es am RTL-Mikro passend zusammen: "Unsere Fans sind einfallsreich, sie haben alles probiert, um reinzukommen. Wir haben ein Auswärtsspiel zum Heimspiel gemacht. Das ist sensationell." (msc)