Festnahme nach blutigem Mord in Belgien
Erstach Gunter U. (37) seine Grundschullehrerin, weil er sich als Kind von ihr gemobbt fühlte?

Im November 2020 wurde die belgische Grundschullehrerin Maria Verlinden tot in einer Blutlache in ihrem Haus in Noorderwijk, einem Dorf nahe Antwerpen, gefunden. Jemand hatte die 59-Jährige, die von allen nur Mieke genannt wurde, mit 101 Messerstichen getötet. Der Täter hatte es offenbar nicht auf Geld abgesehen, denn das Portemonnaie der Frau lag unberührt auf dem Esstisch. Am Sonntag nahm die belgische Polizei dann einen Tatverdächtigen fest: Einen ehemaligen Schüler der Frau. Er soll die Lehrerin aus Rache getötet haben. Offenbar fühlte er sich als Kind von ihr gedemütigt.
Belgien: Lehrerin wurde in ihrem Haus mit 101 Messerstichen getötet
Wie der belgische Sender VTR berichtet, soll der 37-Jahre alte Gunter U. als Achtjähriger in der Klasse von Verlinden gewesen sein. Er wurde wie viele weitere ehemalige Schüler der Frau erst kürzlich zu einer freiwilligen DNA-Probe aufgerufen. Nach monatelangen Ermittlungen ohne konkrete Hinweise auf einen Täter, erhoffte sich die Polizei dadurch weitere Hinweise. Die Spurensicherung hatte im Haus der Grundschullehrerin nämlich eine DNA-Spur gefunden, die ihrem Mörder zugeordnet wurde.
Doch dann gab es plötzlich einen unerwarteten Durchbruch. Laut Medienberichten soll sich ein Freund des 37-Jährigen bei der Polizei gemeldet haben. Gunter U. habe ihm die Tat gestanden. Am Sonntag wurde der Verdächtige darum festgenommen, am Donnerstag gestand er im Polizeiverhör, seine Lehrerin erstochen zu haben. Mehreren belgischen Medien zufolge, soll der Mann Verlinden beschuldigt haben, ihn als Kind gemobbt und ignoriert zu haben. Er habe eine detaillierte Erklärung zu seiner Tat abgegeben.
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Kam Gunter U. über Erlebnisse aus der Grundschulzeit nicht hinweg?
Was genau damals vorgefallen sein soll, ist unklar. U.s Anwalt sagte dem Sender VTR, dass das Motiv seines Mandanten Ermittlungsgeheimnis sei. Der 37-Jährige habe eine umfängliche Aussage gemacht, die nun von den Ermittlern überprüft werde. U. bereue die Tat zutiefst, so der Anwalt.
Mitschüler des Mannes, der Anfang der 1990er Jahre in Verlindens Grundschulklasse war, erzählten im Interview mit der „Gazet van Antwerp“, dass auch sie keine guten Erinnerungen an ihre Grundschulzeit hätten, auch wenn sich viele nicht mehr genau erinnern können, weil sie damals noch so jung waren. Ein Mitschüler berichtet, dass er damals mehrmals weinend nach Hause kam und seine Mutter in die Schule gegangen sei, um sich zu beschweren. „Einen Mord rechtfertigt das natürlich nicht“, sagte der ehemalige Klassenkamerad U.s der Zeitung.
Auch Schwester der toten Lehrerin unterrichtete Gunter U.
Auch die Schwester des Opfers unterrichtete damals als Lehrerin an der gleichen Schule. Lut Verlinden erzählt im Interview mit der belgischen Zeitung „Nieuwsblad“, dass auch sie damals Gunter U. unterrichtet habe. Sie sagt, er sei ein stiller, introvertierter Junge gewesen. Seine Eltern seien Katholiken und nette Leute.
An besondere Vorkommnisse mit dem Jungen könne sie sich aber nicht erinnern. Sie habe auch alle damaligen Kollegen kontaktiert, erzählt sie in dem Interview. Niemand könne sich an einen besonderen Vorfall zwischen dem Schüler und ihrer Schwester damals erinnern. Sie könne sich nicht vorstellen, was den Mann dazu veranlasst haben könnte, nach fast 30 Jahren mit einem Messer auf seine ehemalige Lehrerin loszugehen, sagt sie in dem Interview. Als Schwester der Toten ist sie aber vor allem erleichtert, dass 16 Monate nach dem Tod von Mieke Verlinden endlich ein Tatverdächtiger festgenommen wurde. (jgr)