Jäger auf Krücken päppelt jungen Rehbock auf

Wegen Hitze und andauernder Trockenheit: Tier war völlig geschwächt und dehydriert

Das Tier lief geschwächt und dehydriert auf der Straße und gefährdete sich und den Verkehr.
Jäger Peter Piesch und seine Frau Andrea retteten diesen Rehbock aus einer gefährlichen Situation.
Nancy Jungk
von Petra Schaffarzik

Ende Juli erreicht Jäger Peter Piesch ein Notruf der Rettungsleitstelle Würzburg. Ein Rehbock wurde auf einer Straßenkreuzung gesichtet, er schien desorientiert und völlig geschwächt zu sein. Weil Peter Piesch gerade wegen einer Knieverletzung beim Arzt saß, konnte er nicht sofort reagieren. Wie es dennoch gelang, das Tier zu retten, lesen sie hier.

Nach dem Arztbesuch gings auf Krücken zur Tierrettung

Der nicht alltägliche Anruf ereilte Peter Piesch am 29. Juli als er gerade zusammen mit seiner Frau Andrea wegen einer Knieverletzung beim Arzt saß. Die Würzburger Rettungsleitstelle informierte ihn über einen jungen Rehbock, der auf einer Straße im Stadtteil Heidingsfeld herumlaufe und den Verkehr gefährde. Weil Piesch noch seinen Kontrolltermin beim Arzt wahrnehmen musste, konnte das Paar erst einige Zeit später – nach einem weiteren Anruf, diesmal vom Jagdvorstand – nach Heidingsfeld fahren, erzählt Ehefrau Andrea Piesch im Gespräch mit RTL.

Passantin hatte in der Zwischenzeit auf den Rehbock aufgepasst

Als sie in Heidingsfeld ankamen, lief der Rehbock noch immer auf der Winterfelder Straße herum. Eine Passantin hatte inzwischen den Verkehr geregelt und aufgepasst, dass dem Tier nichts passierte, erzählt Andrea Piesch. Sie sei dann mit einer Schale Wasser auf ihn zugegangen. Normalerweise würden Rehe in einer solchen Situation sofort die Flucht ergreifen. Doch weil das arme Tier völlig erschöpft und dehydriert war, konnte sie ihn mit dem Wasser locken und sich ihm so nähern. Andrea Piesch griff nach seinen Hinterbeinen und gemeinsam mit ihrem Mann, der inzwischen trotz Krücken zu Hilfe kam, konnten sie den Bock „dingfest“ machen. Auf dem Weg nach Hause hielt Peter Piesch trotz seiner Krücken das geschwächte Tier auf dem Beifahrersitz zwischen seinen Beinen fest.

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Hitze und Trockenheit hatten dem Tier zugesetzt

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Am 8. August wurde der junge Rehbock wieder in die Freiheit entlassen.
privat

Zuhause beim Ehepaar Piesch durfte er dann in der sogenannten Mauserkammer einziehen. Normalerweise wird diese Kammer für Bussarde genutzt. Doch auch dem jungen Rehbock schien es hier zu gefallen. Denn das Ehepaar Piesch pflegte und versorgte das Tier mit Trockenfutter, Grünfutter und jeder Menge frischem Wasser. Andrea Piesch vermutet, dass es die extreme Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen war, die dem armen Tier so zugesetzt hatte. Wegen der Trockenheit hatte Jagdpächter Piesch dann in seinem Revier auch einige Wasserbehälter aufgestellt, um beim Wild für ein bisschen Entspannung zu sorgen. Mittlerweile hat es auch in Franken einige Male geregnet, so dass die Tiere auch wieder an Regenpfützen trinken können.

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Mit Freudensprüngen zurück in die Freiheit

12 Tage lang behielten Andrea und Peter Piesch das Reh bei sich und päppelten es wieder auf. “Wahnsinnig viel Spaß“ habe es ihnen gemacht, sich um ihren tierischen Schützling zu kümmern, zu sehen, wie er Tag für Tag kräftiger wurde, erzählt Andrea Piesch. Nach 12 Tagen fuhren sie ihn in einer Tierkiste der Feuerwehr Würzburg auf ein Feld. Hier entließen sie den wieder zu Kräften gekommenen Jungbock in die Freiheit. Andrea Piesch meint sogar, ihn ein paar Tage später gesund und munter auf einem von einer Wildkamera geschossenen Foto erkannt zu haben.