Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hält emotionale Rede vor dem Rat der Stadt Hannover
Klitschko: "Wir werden kämpfen, aber wir brauchen Unterstützung"

Eindringlich und emotional: 30 Minuten hat Vitali Klitschko per Videoschalte vor dem Rat der Stadt Hannover geredet. In drastischen Bildern schilderte der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew mehrmals die Situation in seinem Land. Man wisse nicht, wie viele Menschen in diesem Krieg bereits gestorben seien. "Es ist ein riesiges Drama für ganz Europa."
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Vitali Klitschko: Putin will "sowjetisches Reich"
„Wenn mir jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass es einen großen Krieg gibt mit Tausenden von Toten, das hätte ich mir nie vorstellen können.“ Vitali Klitschko findet deutliche Worte bei der Videoschalte in Hannover. Der Bürgermeister von Kiew betont, dass die Ukraine immer ein friedliches Land gewesen sei, das demokratisch und Teil der europäischen Familie sein wolle. Klitschko vermutet, dass Kreml-Chef Wladimir Putin ein „sowjetisches Reich“ wieder aufbauen möchte und deswegen die Ukraine attackiere.
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Mehr Waffen zur Verteidigung gefordert

Vitali Klitschko hat nach dem russischen Angriff auf sein Land weitere Verteidigungswaffen gefordert. „Wir werden kämpfen, aber wir brauchen Unterstützung. Es ist eine gemeinsame Herausforderung für jedes europäische Land. Alleine durchzuhalten wird schwer“, sagte der 50 Jahre alte ehemalige Profiboxer am Donnerstag in der Videoschalte.
Klitschko beklagte außerdem, in Deutschland gebe es „leider bis heute viele Putin-Versteher“. Er rief dazu auf, Wirtschaftsbeziehungen zu Russland einzustellen, auch wenn das schwierig sei: „Russland investiert jeden Euro, jeden Cent, in seine Armee.“ Und das Geld, das nach Russland fließe, sei „blutiges Geld“.
Bombenhagel, Tod und Zerstörung
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay kündigte an, dass die Stadt Hannover an der Seite der Ukrainer stehe: Die Stadtverwaltung sei bereit, Kiew Personal für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Zudem sei ein Hilfsfonds für Kiew geplant. Der Grünen-Politiker aus Hannover sagte zu Klitschkos Rede: „Als Bürgermeister erlebt Vitali Klitschko in Kiew das schlimmste, was einer Stadt passieren kann: Bombenhagel, Tod und Zerstörung. Ich wünschte, Putin hätte diese Rede gehört und verstanden: Er kann nicht siegen.“
Große Erfolge in Hannover
Für Vitali Klitschko war es nicht das erste Aufeinandertreffen mit Hannoveranern. Bereits im November 2000 ist er in Hannover Schwergewichtseuropameister der EBU geworden. Am 6. März 2003 hat er sich gemeinsam mit seinem Bruder, Wladimir Klitschko, in das Goldene Buch der Landeshauptstadt eingetragen. (agi/mtu)