Fußball-Euphorie in England
Am Ende gewinnen die Deutschen? Von wegen!
„Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Leute einem Ball hinterherlaufen – und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ Nach dem 2:0-Triumph der Engländer im EM-Achtelfinale gegen Deutschland (oben im Video) hat Stürmer-Legende Gary Lineker seinen berühmten Spruch begraben. Es sei an der Zeit, den Satz „ins Bett zu bringen“, twitterte Lineker. Überhaupt herrscht auf der Insel nach dem Sieg über den ewigen Rivalen Euphorie pur.
"Wir haben Geschichte geschrieben"
Erstmals seit 1966 die Deutschen bei einem K.o.-Spiel geschlagen, dann ist doch alles drin! Englands Presse träumt nach dem 2:0 in Wembley schon vom Titelgewinn. Der Weg soll erst am 11. Juli beim Finale enden – selbstredend wieder in der Kathedrale des englischen Fußballs.
"ENDLICH schlägt England Deutschland, wir marschieren weiter ins Viertelfinale", schrieb die Boulevardzeitung The Sun.
Declan Rice, der im Mittelfeld an der Seite von Kalvin Phillips die Passwege der Deutschen effizient zustellte, lobte den Charakter seines Teams. "Es ist unglaublich, die Leute haben uns schon in der Gruppenphase abgeschrieben und sich über unsere Leistung beschwert", sagte der 22-Jährige: "Wir haben Geschichte geschrieben. Wir wurden immer wieder nach den vergangenen Spielen gefragt, jetzt haben wir für unser eigenes, neues Kapitel gesorgt."
RTL in London: Englische Explosion der Freude
Klinsmann: "Jetzt müssen sie das Ding holen"
Der ehemalige Bundestrainer Klinsmann traut den Engländern nun eine Menge zu. "Es ist Englands Moment, nun müssen sie das Viertelfinale überstehen. Und dann geht es ab dem Halbfinale im Wembley vor eigener Kulisse weiter. Vielleicht ist das Stadion beim Finale voll", sagte der BBC-Experte: "Es wird kein leichter Weg für sie, aber es ist machbar. Nun haben sie den Glauben, Kane hat seine Barriere durchbrochen und die Energie ist da. Jetzt müssen sie das nutzen und das Ding holen."
Torschütze Raheem Sterling (75.) schickte vor dem Viertelfinale am Samstag (21.00 Uhr) in Rom eine Drohung an die kommenden Gegner. "Wir spielen mit einer solchen Intensität, nicht viele können damit umgehen", meinte er: "Ein Tor für das eigene Land zu schießen, wird immer besonders bleiben." Den zweiten Treffer erzielte Harry Kane (86.), sein erstes Tor bei diesem Turnier habe sich der Kapitän "für das große Spiel aufgespart", sagte Rice.
Video: So ist die Stimmung in London
Southgate würdigt Löw
Englands Trainer Gareth Southgate – 1996 im Elferschießen gegen Deutschland noch der Unglücksrabe – verneigte sich vor seinem Team: „Diese Spieler sind dabei, Geschichte zu schreiben. Wir waren noch nie in einem EM-Finale. Sie haben immer noch die Chance, etwas Spezielles zu erreichen“, sagte der 50-Jährige,
Southgate, ganz ein englischer Gentleman, fand zum Abschied aber auch warme Worte für Joachim Löw. „Er hatte eine unglaubliche Karriere mit Deutschland und es ist beeindruckend, was er geleistet hat.“ (sid/dpa/mar)