Fliegt er jetzt aus der Partei?
„Schwuchtelbinde“: AfD-Funktionär beleidigt DFB-Kapitän

Die deutsche Nationalmannschaft setzt im Kampf für mehr Diversität ein kleines Zeichen. Torwart Manuel Neuer trägt bei der Fußball-EM eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben. Dem Symbol der LGBTQ-Bewegung. Den AfD-Politiker Uwe Junge empört das. Bei Twitter hetzt er während des zweiten Vorrundenspiels des DFB-Teams gegen Portugal gegen die Mannschaft, Kapitän Manuel Neuer und Homosexuelle.
Alice Weidel: „Das ist nicht die AfD“
Der langjährige Fraktionschef der Partei in Rheinland-Pfalz bezeichnete die regenbogenfarbene Kapitänsbinde des Torwarts auf Twitter als "Schwuchtelbinde" und beschwerte sich darüber, dass die Arena in München beim Spiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten soll. "Jetzt fehlt noch der Kniefall und ihr werdet immer mehr Fans verlieren. Muss man sich leisten können", schrieb der AfD-Politiker.
Diese Entgleisung empört nicht nur viele Menschen außerhalb der Partei, auch in der AfD wird der Tweet äußerst kritisch gesehen. Die Fraktionschefin Alice Weidel, selbst lesbisch, sagt gegenüber der „Welt“. Junge sei mit seinem Posting über die Nationalmannschaft „eindeutig zu weit gegangen“. Menschenverachtung habe in der AfD nichts verloren. „Er sollte die Partei verlassen.“ Zwar schrieb Weidel auf Twitter: „Das ist nicht die AfD“. Doch ihre Partei verfolgt seit ihrer Gründung eine homophobe Politik und fällt immer wieder mit Verunglimpfungen von LGBTQ-Menschen auf.
Junge hat den Tweet mittlerweile gelöscht. Am Sonntagvormittag meldete sich derweil erneut zu Wort: […] Für den Begriff "Schwuchtelbinde" entschuldige ich mich. Inhaltlich bleibe ich dabei, dass derartige Statements nichts an oder auf dem Trikot der Nationalmannschaft zu suchen haben. Unsere Farben sind schwarz, rot und gold.“
Jaaaa! Deutschland schlägt Portugal
Zeichen gegen die aggressive Politik von Orban
Ein wahrscheinlicher Hintergrund von Junges Tweet: Die Münchner Arena soll am Mittwoch beim letzten Vorrundenspiel gegen Ungarn möglicherweise in Regenbogenfarben leuchten - als Zeichen der Solidarität mit der LGBTQ-Community, die in Ungarn massiv diskriminiert wird. Laut einem neuen Gesetz der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban dürfen sich Unternehmen in der Werbung nicht mehr für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender einsetzen oder sie als Normalität vorkommen lassen. Bücher über Homosexualität und sogar manche Hollywoodfilme stehen künftig auf dem Index.
Derweil wurde bekannt, dass der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter die UEFA am Montag in einem Brief zum Regenbogen-Protest gegen die Politik von Orban auffordern will. „Der OB wird bereits morgen einen Brief an die UEFA schreiben“, sagte seine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Der Münchner Stadtrat hatte zuvor fraktionsübergreifend gefordert, die EM-Arena für das Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. „Die Landeshauptstadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und echter Gleichstellung im Sport und in der ganzen Gesellschaft“, heißt es in dem Antrag, über den formell erst am Mittwoch, dem Spieltag, entschieden werden soll. (tno)