Sex-Expertin klärt aufEifersüchtig!? Wo das Gefühl herkommt - und was hilft

a man and a woman are arguing
Warum ist man eigentlich eifersüchtig?
iStock, @ Smiljana Aleksic, iStock
von Louisa Noack

„Ein bisschen Eifersucht hält die Liebe am Leben“. „Eifersucht tötet jede Beziehung“. Oder: „Eifersucht ist der Beweis dafür, wie groß die Liebe ist“ – Aussagen wie diese kennen sicher alle, die schon mal eine Beziehung geführt haben. Dabei ist eines klar: Oft ist es nicht leicht, Gefühle dieser Art unter Kontrolle zu bekommen! Wichtig ist allerdings, zu wissen, dass Eifersucht nicht unbedingt durch das Verhalten des Lieblingsmenschen entsteht – sondern vor allem mit den eigenen Werten zu tun hat. Aber brauchen wir das Gefühl wirklich, und was können wir tun, wenn es zu mächtig wird?
Lese-Tipp: Sex-Expertin teilt steile These: Wer nicht eifersüchtig ist, liebt nicht!

Was ist eigentlich Eifersucht?

Eifer kommt aus dem Althochdeutschen „eibar“ und bedeutet „scharf, bitter“,und „schmerzhaft“. Das Wort Sucht(„Suht“ im Althochdeutschen) war eine allgemeine Bezeichnung für Krankheit, verwandt mit dem heutigen Wort Seuche. Eifersucht bedeutete also ursprünglich „krankhafte Verbitterung“ oder „Bitterkeit“. Eine andere Erklärung könnte sich durch Luthers Bibelübersetzung ergeben: Da wird Eifer als „lieblicher Zorn“ beschrieben.

Eifersucht kennt jeder

Zuerst einmal: Eifersucht ist etwas vollkommen Normales. Was man liebt, will man auch beschützen. Und natürlich auch irgendwie „behalten“ – obwohl wir ja einen Menschen nicht besitzen. Aber den Status quo, die sichere Bindung, die Ehe, die Partnerschaft fest zu bewahren, das wollen wir natürlich auf jeden Fall. Deswegen reagieren wir natürlich auf „Feinde“ - Konkurrenten müssen kritisch beäugt und analysiert werden. „Kann er oder sie mir und unserer Partnerschaft gefährlich werden?“

Das kommt natürlich aus einer ganz anderen Zeit, ist evolutionär bedingt. Die Natur hat uns so programmiert. „Ist der Nachwuchs wirklich von mir?“, musste der Mann überprüfen und sicherstellen. „Bleibt der Mann der Versorger, ist die Sicherheit der Familie damit gewährleistet?“, fragte sich die Frau.

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Zu viel oder zu wenig?

Ein bisschen Eifersucht kennt mit Sicherheit jeder. Das ist auch gesund. Und es bringt auch Spannung in eine Beziehung. „Er gehört zu mir…“ sang schon Marianne Rosenberg und wollte damit klarstellen: Den geb’ ich nicht mehr her. Mal nachzufragen, wann die Partnerin von der Firmenfeier wieder nach Hause kommt oder ob das Lächeln gerade der hübschen Verkäuferin galt - ein bisschen Necken und Nerven gehört dazu. Wie gesagt, das kommt immer dann, wenn ich merke: Ok, hier droht Gefahr und ich werde kämpfen.

Wenn gar keine Eifersucht im Spiel ist, fühlt sich das nämlich auch komisch an. Fehlt das Interesse? Gibt es keine Liebe mehr? Denn wenn sich niemand um mich sorgt, kümmert oder nachfragt, fühle ich mich schnell nicht beachtet, zurückgesetzt, uninteressant.

Gibt es gute und schlechte Eifersucht?

Wie also jemand auf einen Flirt des Partners/der Partnerin reagiert – ob mit einem bösen Blick oder mit einem süßen Lächeln – das hängt immer von der persönlichen Vorgeschichte ab. War mir mein vorheriger Partner/meine Partnerin treu, habe ich grundsätzlich Vertrauen. Wurde ich in der Vergangenheit von meiner Partnerin betrogen, fällt mir das Schmunzeln vielleicht etwas schwerer. Das liegt aber alles noch im Normbereich.

Nur, wenn es übertrieben und vor allem grundlos wird, der Partner ständig misstrauisch ist und seinem Gegenüber sogar Dinge unterstellt, wird es gefährlich. Der oder die Eifersüchtige verfällt in einen Rausch, steigert sich in seine Gedanken und Fantasien hinein. Da spielen auch Dopamin, Serotin und andere Botenstoffe in Gehirn eine Rolle. Befriedigung gibt es erst, wenn etwas „gefunden“ wurde. Oft wird schnell eingesehen, dass die Handlungen und Vorwürfe völlig übertrieben waren. Aber meist wird schon nach kurzer Zeit wieder nach „Beweisen“ gesucht und das Spiel beginnt von vorn.

So eifersüchtig sind die Deutschen

Rund zehn Prozent der Deutschen haben schon mal im Handy des Partners geschnüffelt, weitere dreißig Prozent schließen das für die Zukunft nicht aus. Denn: Der Hauptgrund für Eifersucht ist das Tippen auf dem Handy und die Angst vor heimlichen Nachrichten. Flirten und „Hinterherschauen“ folgen auf Platz zwei und drei. Danach kommt auch schon unser Chatten und Surfen in den Sozialen Netzwerken, was den Partner/die Partnerin zur Weißglut treiben kann. Eifersucht gehört zu den Hauptgründen für Streit und Trennung! Andererseits behaupten fast zehn Prozent der Befragten, dass sie wirklich nie eifersüchtig sind.

Was hat Eifersucht mit mir zu tun?

Reporterin und Podcasterin Louisa Noack
In ihrem Podcast "Let's talk about sex" bespricht Louisa Noack Liebe, Lust und Zärtlichkeit.
Orion Dahlmann

Die Gründe für Eifersucht können vielseitig sein. In einigen Fällen liegen tatsächlich psychische Krankheiten zugrunde, wie zum Beispiel Depression oder Angsterkrankungen. Wird die Krankheit von einem Psychotherapeuten, Hausarzt oder Psychiater erkannt und behandelt, verschwinden auch meist die Symptome.

Aber in den meisten Fällen geht es nur um das eigene Selbstwertgefühl, das nämlich bei Eifersüchtigen sehr gering sein kann. Wenn ich mich selbst für nicht besonders gut, attraktiv, schön, klug usw. halte, führt das natürlich zu eifersüchtigen Gedanken. Gibt es jemanden, der besser, liebenswerter, hübscher, sportlicher ist? Wer zu sich selbst also ein gutes Verhältnis hat und selbstsicher ist, wird selten auf solche Gedanken kommen. Klingt zwar einfach, aber Gefühle lassen sich eben oft auch nicht einfach steuern.

Wie kann ich daraus lernen?

Zuerst einmal sollte ich, vor allem wenn ich zur Eifersucht tendiere, nicht das eigene Leben aufgeben. Ausgehen, Freunde treffen, eigene Hobbys ausleben – das sollte an erster Stelle stehen. Und natürlich die positiven Dinge am Partner schätzen und bewusst machen. Nicht in der eigenen Schleife festhängen. Sollten Sie starke Selbstwertzweifel haben, wenden Sie sich an einen Profi. Ein Selbstwerttraining kann sehr gut helfen und ist oft mit wenigen Sitzungen erfolgreich.

Und nun?

Gelassen bleiben. Wichtig ist vor allem Kommunikation. Vorwürfe in die eine Richtung: „Du hast bestimmt eine andere“ – und auch in die andere Richtung: „Du spinnst doch, du bist vollkommen verrückt“ helfen natürlich nicht weiter. Verständnis aufbringen und miteinander reden ist wohl die einzige realistische Möglichkeit, zueinander zu finden. Denn nur, wenn wir offen und ehrlich mit unseren Ängsten, Zweifeln und auch Vorerfahrungen umgehen und uns öffnen, hat das Gegenüber eine Chance, darauf zu reagieren und uns zu helfen.