„Warum sind Männer-Nippel weniger sexualisiert?“ Politikerinnen fordern: Frauen oben ohne in Münchner Schwimmbäder!

Oben-ohne-Baden im Schwimmbad: In vielen Städten wird noch darüber diskutiert, in München dürfen Frauen wohl schon bald oberkörperfrei ins kalte Nass springen! Das wollen zumindest Grüne und SPD im Stadtrat München durchsetzen. Am 11. August 2022 wurde dazu ein Antrag gestellt, der beinhaltet, dass jeder Gast in den Schwimmbädern der Stadt mit freiem Oberkörper schwimmen darf. Momentan können die Münchener Bademeister noch entscheiden, ob ihre Gäste „angemessene Badekleidung“ tragen. Im RTL-Gespräch erklären Clara Nitsche (Grüne) und Lena Odell (SPD) ihre Beweggründe für den Antrag.
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Oben-ohne-Schwimmen: München wäre als erste deutsche Großstadt Vorreiter
Die aktuelle Forderung der Münchener SPD und der Grünen: Die Stadtwerke München, also die Bäderbetriebe der städtischen Schwimmbäder, sollen die Nutzungsbedingungen „auf Gleichstellungsaspekte“ überprüfen. Anders als in Göttingen, wo Frauen sich im Rahmen eines Modellprojekts an den Wochenenden aktuell oben ohne im Freibad aufhalten dürfen, soll die Regelung laut Clara Nitsche (Die Grünen) in München nach Möglichkeit dauerhaft umgesetzt werden.
„Wir finden das Modellprojekt ein bisschen seltsam, weil man sagt: Gleichberechtigung ja, aber nur an zwei Tagen die Woche“, kritisiert Nitsche im RTL-Gespräch. Auch das sei ein Auslöser für den Antrag gewesen. Außerdem sei 2019 eine Frau an der Isar zurechtgewiesen und von Sicherheitspersonal aufgefordert worden, sich etwas anzuziehen, als sie sich mit freiem Oberkörper gesonnt habe. Dieser Vorfall wurde zu einem Politikum und sei ein weiterer Grund, sich vermehrt für Gleichberechtigung einzusetzen, schildert die Politikerin.

Oben-ohne-schwimmen: Würde die neue Möglichkeit in München überhaupt angenommen?
„Vor diesem Hintergrund stellt sich ja die Frage, warum die Nippel von Männern weniger sexualisiert sind als die von Frauen und warum sollten Männer sich problemlos oberkörperfrei zeigen dürfen, während Frauen das nicht können?“, fragt sich Clara Nitsche seitdem.
Ob das oberkörperfreie Baden in einer tendenziell eher konservativen Stadt wie München von Frauen überhaupt auf Interesse stoßen wird? „Ja, das glaube ich definitiv. Schon jetzt gibt es FKK-Bereiche, die gut angenommen werden. Auch an der Isar wird sich oben ohne gesonnt. Deswegen gehe ich stark davon aus. Aber natürlich muss sich jeder damit wohlfühlen und es bleibt eine freie Entscheidung, ob man oben ohne baden will. Doch jeder muss die Möglichkeit haben, diese Entscheidung für sich zu treffen – egal ob Mann oder Frau “, so die Grünen-Politikerin.
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SPD München: „Wer belästigen möchte, lässt sich auch jetzt schon nicht von Bikini-Oberteil abhalten“
Auch ihre SPD-Kollegin Lena Odell fordert, dass schwimmen, sonnen, am Kiosk Pommes essen und alles weitere, was Männer im Schwimmbad meistens nur mit Badehose bekleidet machen können, auch Frauen oberkörperfrei tun dürfen. „In welcher Welt spricht etwas dagegen?“ fragt sich Odell. Spätestens im nächsten Frühjahr könnte der entsprechende Antrag durchgewunken werden, dann wäre die neue Regelung schon im Sommer 2023 in den Münchener Badeanstalten Realität.
„Es gibt politisch eine Mehrheit. Der Antrag hat gute Chancen und das freut uns sehr. Es könnte Klagen dagegen geben, die gibt es immer mal wieder – doch im Moment gehen wir nicht davon aus“, so die SPD-Politikerin weiter. Und was ist mit der Kritik, die vielerorts zum Oben-ohne-Baden für Frauen immer wieder zu hören ist. Könnte die neue Regelung zu mehr sexueller Belästigung in den Schwimmbädern führen?
„Ich glaube, dass jemand, der eine Frau sexuell belästigen möchte, sich sich auch jetzt schon nicht von einem Bikini-Oberteil abhalte lässt. Es ist immer unser Auftrag darauf zu achten, dass es keine sexuelle Belästigung gibt – egal welche Kleiderordnung gilt“, setzt Lena Odell den Kritikern entgegen.
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Oben-ohne-schwimmen: „Bikini-Oberteil ist nicht die schützende Schicht vor sexueller Belästigung“
„Für mich ist das Bikini-Oberteil nicht die schützende Schicht vor sexueller Belästigung. Wir müssen unsere Jungs einfach besser erziehen“, betont Odell. Wenn der weibliche Oberkörper weniger sexualisiert sei, würde dies hoffentlich auch dazu führen, dass es zu einer „Normalisierung des weiblichen Körpers“ kommt.
Die beiden Politikerinnen würden sich freuen, wenn München es als erste deutsche Großstadt Frauen ermöglicht, sich oben ohne im Schwimmbad aufzuhalten. Doch noch sei nicht klar, wann der Antrag im Stadtrat auf die Tagesordnung kommt.
„Wir hoffen, dass die neue oben-ohne-Regelung im Frühjahr 2023 schon umgesetzt wird“, betont Odell. Doch jetzt sei erst einmal die Verwaltung am Zug und habe drei Monate Zeit, eine Vorlage für die Tagesordnung zu schreiben. Die Frist zur Bearbeitung des Antrags sei der 11. Mai 2023.