Dritter Weltkrieg, Kapitulation, Deutsche Waffenlieferungen
Russland-Experte beantwortet Ihre Fragen zum Ukraine-Krieg
Der Krieg in der Ukraine verunsichert viele Menschen in Deutschland. Nicht nur die hohen Energie- und Lebensmittelpreise spüren wir als direkte Folgen in unserem Alltag. Auf die aktuellen Entwicklungen in Russland blicken viele Deutsche mit Sorge. Der Russland- und Sicherheitsexperte Dr. Joachim Weber von der Uni Bonn beantwortet wichtige Fragen zum Ukraine-Krieg im Video.
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Wächst die Chance, dass Putin kapituliert?
„Nein, das wäre schön, aber das wird nicht so sein“, sagt der Russlandexperte Dr. Joachim Weber. „Der Druck wächst auf ihn, aber er hat eine ganze Reihe von Karten, Joker sozusagen, die er noch ziehen kann. Der erste von denen ist diese Teilmobilmachung, die möglicherweise schon eine verdeckte Generalmobilmachung sein könnte. Da wird noch einiges passieren und wir erleben sicher eine Art Wendepunkt. Aber wir wissen noch nicht, wohin diese Wende uns alle führen wird am Ende. Und das macht vielen Angst.“
Welche Auswirkungen haben deutsche Waffenlieferungen in die Ukraine?
„Diese Güter, die wir liefern, haben eine Auswirkung darauf, wie dieser Krieg läuft. Sie tragen natürlich mit dazu bei, dass die Russen zurückgedrängt werden konnten aus der Ukraine. Und das sorgt für großes Ärgernis bei der russischen Regierung. Und insofern sind wir für die Russen schon eine Art Kriegspartei. Im völkerrechtlichen Sinne sind wir es nicht.“
Könnte ein Dritter Weltkrieg losgehen?
„Diese Frage fällt mir nicht leicht zu beantworten, aber ich will sie ehrlich beantworten. Diese theoretische Möglichkeit besteht natürlich. Es ist ja alles eine Frage von Wahrscheinlichkeiten.“ Putin könne auch kleinere nukleare Waffen einsetzen, als eine Art Einstieg. „Es ist eine Eskalation und wir wollen hoffen, dass sie möglichst bald stoppt.“
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Wie kann man dem Krieg ein Ende setzen?
„Tausende kluge Leute in allen möglichen Ländern zerbrechen sich über diese Frage den Kopf“, sagt der Sicherheitsexperte. „Ich sage: Die Russen verstehen und respektieren eine Position der Stärke.“ Deswegen sei es auch weiter gut und richtig, die Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen, „um klarzumachen: Wir zeigen hier klare Kante.“
Weber rät dringend dazu, „auf allen nur möglichen und sofern überhaupt noch vorhandenen informellen Kanälen den Russen zu signalisieren: es wird kein Nato-Soldat zu irgendeinem Zeitpunkt seinen Fuß auch nur einen Meter auf russischen Boden setzen. Das ist nicht geplant, das plant niemand. Aber wir können auch nicht hinnehmen, dass durch massiven und brutalen Angriffskrieg in Europa ganze Länder von der Landkarte getilgt werden. Das können wir nicht hinnehmen.“
(aze)