Hohe SicherheitsvorkehrungenDrach-Prozess beginnt - Reemtsma-Entführer wegen 4 Geldtransporter-Überfällen angeklagt
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen beginnt am Dienstag (1. Februar) vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen Thomas Drach. Der frühere Reemtsma-Entführer soll vier Überfälle auf Geldtransporter begangen haben. Er ist unter anderem wegen versuchten Mordes, besonders schweren Raubes und Brandstiftung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hat für den bereits mehrfach verurteilten 61-Jährigen Sicherungsverwahrung beantragt.
Freispruch oder lebenslange Haft? „Alles oder nichts“
Drach bestreitet die Vorwürfe und strebt nach Angaben seines Verteidigers einen Freispruch an. Es gebe keinerlei stichhaltige Beweise gegen seinen Mandanten, teilte Anwalt Andreas Kerkhof mit. „Die Anklageschriften stützen sich sämtlich auf lückenhafte Indizien und reine Spekulationen.“
RTL-Reporter Uli Klose berichtet aus dem Kölner Landgericht. Die Verteidiger Andreas Kerkhof und Dirk Kruse wirken auch vor Ort zuversichtlich. Kerkhof geht zwar von einem mühsamen und langwierigen Prozess aus, aber die Beweissituation sei sehr dürftig. Auf Kloses Frage, ob es zwischen Freispruch und lebenslänglich im Drach-Prozess keinen Spielraum gebe, antworten beide Verteidiger: „Gar keinen.“ Es gehe um „alles oder nichts.“
Landgerichtssprecher Jan Orth erklärte vor Prozessbeginn: „Neben einer hohen Freiheitsstrafe steht für den Angeklagten die Unterbringung in Sicherungsverwahrung im Raum.“ Zur Motivlage könne er jedoch nichts sagen.
Spektakulärer Prozess mit hohen Sicherheitsvorkehrungen
Das Kölner Landgericht hat sich auf einen der spektakulärsten Prozesse des Jahres eingestellt. Bei den Überfällen 2018 und 2019 in Köln, Frankfurt am Main und Limburg sollen Thomas Drach und ein Mitangeklagter insgesamt mehr als 230.000 Euro erbeutet haben. Bei zwei der Taten soll Drach jeweils auf einen Sicherheitsmitarbeiter geschossen haben – die beiden Männer erlitten schwere Verletzungen. Er bestreitet die Vorwürfe.
Für den Prozess im Kölner Landgericht gelten an allen Tagen hohe Sicherheitsvorkehrungen. Wegen aufwendiger Zugangskontrollen verzögerte sich der ursprünglich für 9:15 Uhr terminierte Prozessbeginn. Rund um das Justizzentrum werde es zeitweise zu Straßensperrungen kommen, so ein Sprecher.
53 Verhandlungstermine bis Ende September sind für den Prozess geplant.
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Die Entführung von 1996
1996 hatte Drach den Erben der Hamburger Tabak-Dynastie Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und ihn nach 33 Tagen gegen ein Lösegeld von 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken wieder freigelassen. Für die Tat war er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. (dpa/vdü)
