Spektakuläres Ereignis
Titanenwurz: "Unförmiger Riesenpenis" entfaltet sich in Dortmund
Die seltene Blume gibt es in Deutschland nur ein paar Mal
von Annette Berger
Eine Titanenwurz-Blüte ist sehr selten. Doch aktuell gibt es gleich zwei Orte in Deutschland, an denen Besucher die riesige und berühmt-berüchtigte Blume beobachten können.
Dortmund und Stuttgart: Die stinkende Titanenwurz lockt jede Menge Besucher an
Meterhohe Blumen mit unangenehmen Geruch sind aktuell in Deutschland wahre Besuchermagneten: Sowohl in Stuttgart als auch in Dortmund lockt jeweils eine Titanenwurz Schaulustige an. Die Blüte dieser gigantischen tropischen Pflanze ist selten und gilt als botanische Sensation.
Eigentlich hätte die Titanenwurz in Stuttgart schon Anfang dieser Woche aufblühen können – doch der schwäbische Botanik-Attraktion lässt sich Zeit und wird voraussichtlich ab Mittwoch ihre Blüten öffnen, wie die Universität Hohenheim auf ihrer Website mitteilt. Dort, im Sammlungsgewächshaus, ist das Stuttgarter Exemplar der größten Blume der Welt zu sehen. Bei Youtube gibt es einen Livestream dazu.
Titanenwurz "David" entfaltet in Dortmund ihre Blüte
Seitdem die Nachricht von der bevorstehenden Blüte Ende vergangener Woche die Runde machte, sind die Hohenheimer Gärten ein Besuchermagnet: Am vergangenen Wochenende hätte sich "Hunderte Interessierte" am Gewächshaus die Nasen plattgedrückt, wurde ein Uni-Mitarbeiter am Montag im SWR zitiert.
Die Stuttgarter Riesenblume bekommt jetzt Konkurrenz. Denn im Botanischen Garten Rombergpark in Dortmund soll an diesem Dienstag ebenfalls eine Titanenwurz ihre Blüte entfalten. Die Dortmunder nennen die Pflanze "David" – und in diesem Jahr trägt sie den Spitznamen "Turbo-David".
Die Titanenwurz heißt wissenschaftlich "Amorphophallus titanum", im englischsprachigen Raum nennt man sie auch "Corpse Flower", also "Leichenblume" wegen ihres Gestanks. Der Geruch wird auch beschrieben als eine Mischung aus "Aas, verrottetem Fisch, gekochtem Kohl und altem Käse".
Für Menschen sehr unangenehm – für manche Käfer, die sich von Aas ernähren, jedoch unwiderstehlich. Die Tiere sollen durch den Geruch angelockt werden, in die Blüte fliegen und die Pflanze dadurch bestäuben. Die Pflanze produziert auch Wärme, was auf die kleinen Bestäuber ebenfalls offenbar recht anziehend wirkt. Bei der Titanenwurz blüht zuerst die weibliche Phase, dann die männliche.
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Stadt Dortmund gibt unterhaltsame Pressemitteilung zur Titanenwurz heraus
Die Pressestelle der Stadt Dortmund hat eine recht launige Mitteilung zur unmittelbar bevorstehenden Blüte herausgegeben. Der lateinische Name der Titanenwurz bedeute "unförmiger Riesenpenis", stellt die Stadtverwaltung trocken fest. Berühmt und berüchtigt sei die Pflanze "wegen ihrer enormen Größe, ihrer skurrilen Form sowie ihres Körpergeruchs", heißt es weiter, woraufhin genüsslich die Duftnoten der müffelnden Pflanze beschrieben werden. In diesem Jahr erreiche das Dortmunder Exemplar eine Höhe von 1,60 Meter. Generell können diese Blüten bis zu drei Meter noch werden.
Auch wird erklärt, warum die Pflanze in diesem Jahr den liebevollen Beinamen "Turbo-David" trägt. Nicht etwa, weil das Ruhrgebiet beim Blühtermin den Schwaben eine Nasenlänge voraus ist. Sondern, weil "David" ein paar Jahre früher blüht, als die Pflanzen-Experten in Dortmund gehofft hatten. Eigentlich entwickele die Pflanze nur alle vier bis fünf Jahre eine Blüte. Doch bei "David" war erst 2018 das letzte mal der Fall.
Wie in Stuttgart, so ist auch in Dortmund ein Besuch der Pflanze möglich – natürlich unter Corona-Regeln. Eintrittskarten kann man über den Ticketverkauf des Westfalenparks kaufen, so die Stadt. Insgesamt sollen 540 Karten für den Zeitraum von 16 Uhr bis 1 Uhr nachts angeboten werden.
Der Besuchszeitraum geht bis in die Nacht, weil die aktive Phase der Blüten in den Abend- und Nachtstunden liegt. Wer die Blume live sehen und riechen möchte, sollte auch nicht allzu lange zögern – das Aufblühen ist sehr kurz und geht meist nur über 48 Stunden.
Die Titanenwurz ist in Sumatra beheimatet
In der Natur geschieht das alles auf der indonesischen Insel Sumatra, wo die Pflanze beheimatet ist. Ein Botaniker brachte 1878 Samen und Knollen nach Europa, wie die Nachrichtenagentur Reuters in einem Video erklärt. Inzwischen gibt es die Blume weltweit in botanischen Gärten zu bewundern, in Deutschland beispielsweise auch noch in Berlin und Bonn.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.