Krankenkassen-Studie

Deutschland arbeitet sich krank! Immer mehr Beschäftigte erschöpft und ausgebrannt

Deutschland arbeitet sich krank!
Laut einer aktuellen Krankenkassen-Studie fühlen sich fast zwei Drittel der Berufstätigen erschöpft und ausgebrannt. Jeder sechste Berufstätige leidet sogar unter stressbedingten Angstzuständen. Welche Berufe besonders betroffen sind.

Fehlzeiten wegen seelischer Leiden so stark angestiegen wie noch nie

Man mag das Wort fast nicht mehr hören: Krise. Aber Krise ist derzeit überall, neben globalen Krisen gibt es zahlreiche persönliche. Viele Menschen sind überlastet, leiden unter echter oder empfundener Ungerechtigkeit. Inflation und Teuerung knabbern am Konto und auch die Erfahrungen der Corona-Pandemie sind nicht vergessen.

Das wirkt sich aus: Die psychische Belastung berufstätiger Menschen in Deutschland ist laut KKH Kaufmännische Krankenkasse im ersten Halbjahr 2023 drastisch gestiegen.

Das zeige sich an den Fehlzeiten, teilt die Krankenkasse mit. Die Fehlzeiten wegen seelischer Leiden seien auf 303 Ausfalltage pro 100 Versicherte gestiegen - ein Plus von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In der jüngeren Vergangenheit habe es einen solchen Anstieg nie gegeben, teilte die Kasse mit. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 164 Ausfalltage, in den ersten sechs Monaten 2021 noch 137.

„Diese Entwicklung ist alarmierend, denn wir haben schon jetzt fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht“, sagt die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.

Steigende Arbeitsausfälle belasten „gesunde" Kollegen

Für die Untersuchung wertete die KKH die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten eigenen Mitgliedern aus. Die KKH ist nach eigenen Angaben mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen.

Das Hoch bei den Fehlzeiten ist nicht das einzige Alarmsignal. Auch bei der sogenannten Arbeitsunfähigkeitsquote (AU-Quote) gibt es einen deutlich Anstieg. Das ist die Zahl der Krankschreibungen bei psychischen Erkrankungen im Verhältnis zu den berufstätigen Versicherten. Diese AU-Quote ist im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32 Prozent gestiegen - nämlich von 3,9 auf 5,2 Prozent.

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„Der besonders starke Zuwachs bei den Fehlzeiten deutet darauf hin, dass es zunehmend schwere, langwierige Fälle von psychischen Erkrankungen gib“, erklärt Judick. Das bereite Sorgen - auch mit Blick auf die Beschäftigten, die die Arbeitsausfälle abfedern müssen. Auch sie könnten erschöpfungsbedingte psychische Leiden entwickeln.

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Beschäftigte in sozialen Berufen besonders stark betroffen

Am häufigsten diagnostizierten Ärzte akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Sie machen mit aktuell 41 Prozent nicht nur die Mehrheit aller psychisch bedingten Krankschreibungen aus. Hier stieg die AU-Quote auch am stärksten an (plus 42 Prozent). „Dies zeigt wiederum, dass immer mehr Arbeitnehmer unter ungewöhnlichem Druck, großen Belastungen und Dauerstress stehen“, erläutert Judick.

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Besonders betroffen seien Beschäftigte in sozialen Berufen wie in der Alten- und Krankenpflege, in der Kinderbetreuung sowie im Verkauf.

Ausgerechnet also die Berufsgruppen, die wir während der Corona-Krise als Helden gefeiert haben. (mit dpa/aze)

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