Freund behauptet: Sie verstanden kein Englisch

Deutsche stirbt in Italien-Urlaub, weil keine Hilfe kommt - Notrufzentrale weist Vorwürfe zurück

Touristin starb im Italien-Urlaub
Janna G. (25) starb im Italien Urlaub. Weil Notruf kein Englisch verstand?
Instagram/ dougbunnys_van
von Marisa Caligiuri

Michael D. war am 20. Januar mit seiner Freundin Janna G. in Focene, nahe Rom, im Urlaub. Plötzlich sei es der deutschen Touristin schlecht gegangen. Die 25-Jährige brach zusammen, so der Freund, atmete nicht mehr. Der 34-Jährige habe den italienischen Notruf gewählt. Den Zuständigen macht er jetzt schwere Vorwürfe: „Janna könnte noch am Leben sein. [...] Niemand hat mich verstanden.“
Die Rettungskräfte aber wehren sich gegen diese Anschuldigungen und veröffentlichen jetzt eine Aufnahme des Notrufs.

Laut Michael D. habe alles zu lange gedauert, weil niemand Englisch verstand

Es sollte eine unvergessliche Rundreise durch Europa werden.
Janna G. und ihr Freund Michael D. bauten ihren Camper selbst um.
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Michael D. erinnere sich noch genau: „Janna wollte etwas aus dem Kühlschrank holen und sagte ‘ich werde ohnmächtig.“ So der Ire im Interview mit „La Repubblica“. Dann sei die 25-Jährige kollabiert.

Der 34-Jährige habe sofort den italienischen Notruf gewählt. Er sei aber, weil er Englisch sprach, in eine Warteschleife geleitet worden. Alles habe zu viel lange gedauert, so Michael D. Niemand habe ihn verstanden. Erst nach über 40 Minuten seien Rettungskräfte am Unglücksort eingetroffen. Doch da war es schon zu spät. Die junge Frau war tot. Michael D. klagt an: „Janna könnte noch am Leben sein.“

Gegen diesen Vorwurf wehren sich die Verantwortlichen jetzt und veröffentlichen einen Audio-Mitschnitt des Notrufs. Darauf ist folgende Konversation zu hören:

Italienischer Rettungsdienst veröffentlicht Audio-Mitschnitt des Notrufs

Michael: „Hallo, sprechen Sie Englisch?“
Notruf (auf Englisch): „Ja, was ist passiert?“
Michael: „Meine Freundin ist zusammengebrochen und atmet nicht mehr.“
Notruf (auf Englisch): „Ok, wo sind sie gerade?“
Michael: „Havana Beach“
Notruf (auf Englisch): „Befinden Sie sich am Strand?“
Michael: „Nein, wir sind in einem grauen Camper.“

Dann wird Michael weitergeleitet. Der Mann am anderen Ende der Leitung übergibt an eine Kollegin der Notfallambulanz. Gibt ihr die erhaltenen Infos auf Italienisch weiter und bittet um einen englischen Übersetzer. Nach zwei Minuten endet der Mitschnitt.

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Italienischer Notdienst behauptet, sie seien zeitig da gewesen: "Michael D. ist weggefahren"

Michael D. erzählt im Interview mit „La Repubblica“, dass es ab dem Zeitpunkt noch sehr lange gedauert habe, bis jemand an den Hörer kam, der ihn verstanden habe. Man habe ihn dann nur darum gebeten, sein GPS einzuschalten, damit der Camper von dem Notarzt gefunden werden könne. Weil niemand kam, habe der 34-Jährige sich irgendwann in seinen Wagen gesetzt und sei hupend auf und ab gefahren. Er habe die Hoffnung gehabt, dass die Rettungskräfte sie so schneller finden würden. Aber erst nach 43 Minuten seien die Helfer eingetroffen. Viel zu spät, so Michael D. weiter.

Aber auch dies dementieren die Italiener. Sie seien „nach 18 Minuten am Unglücksort gewesen“, so die Verantwortlichen der „Direzione Ares Roma“ gegenüber „Il Giornale“. Dort habe man den grauen Camper mit der Betroffenen aber nicht vorgefunden. Der Fahrer des Vans sei weggefahren. Die Rettungssanitäter haben daraufhin die Carabinieri gerufen. Als diese den Camper ausfindig machen konnten, habe der Notarzt die junge Frau versorgt. Im Krankenhaus von Ostia habe man aber nur noch den Tod der 25-Jährigen feststellen können.