Frankfurt bekommt gegen Dortmund klaren Elfmeter nicht
Reformen oder Schluss: Der Videoschiedsrichter hat in der Bundesliga so nichts verloren!
Der Videoschiedsrichter in der Fußball-Bundesliga gehört abgeschafft – oder zumindest gehörig reformiert. Nach dem Abendspiel am Samstag ist das nie klarer gewesen. Alle Frankfurt-Fans dürften diese Meinung sofort teilen. Und auch BVB-Anhänger kommen nach dem Aufreger nicht umhin zu sagen: Man, hatten wir Glück! Die Probleme sind enorm, die DFL muss daher endlich tätig werden und das ganze Konzept hinterfragen.
Warum das ganze Drama?
Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte beim Spiel Eintracht Frankfurt gegen den BVB einen – milde ausgedrückt – gebrauchten Abend erwischt. In der betreffenden und viel diskutierten Szene in der 43. Minute hatte Dortmunds Karim Adeyemi Frankfurts Jesper Lindström mit beiden Händen im Strafraum geschoben, der Däne fiel und berührte den Ball mit der Hand. Anstatt aber Foul zu pfeifen und den fälligen Strafstoß zu geben, entschied Stegemann auf Handspiel und Freistoß für den BVB. Auch der Videoschiedsrichter hatte keine Einwände.
Ein Fehler, der letztlich auch seinen Teil zur Niederlage der Eintracht beitrug und somit schwere Konsequenzen hatte. Dass dieser Fehler aber passierte, ist nicht das Problem. Auch Schiedsrichter sind nur Menschen. Das Schlimme ist, dass die DFL auch mehr als fünf Jahre nach dem Start des Videobeweises noch nicht in der Lage ist, für transparente und einheitliche Entscheidungen zu sorgen. Ein Allheilmittel sieht anders aus!

Die Krux der subjektiven Meinung
So geschehen auch am Samstagabend in Frankfurt. Die Wut ließ verständlicherweise nicht lange auf sich warten. „Wenn wir diesen Videoassistenten haben, dann nutzt ihn halt. Wenn ihr ihn nicht nutzt, mein Gott, dann lasst es sein, stampft den Keller ein“, polterte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. Dabei wurde der Videoassistent in besagter Szene sogar genutzt. Nur wurde der Check-Prozess zu früh abgebrochen und nur anhand von vier Kameraperspektiven durchgeführt, wie Stegemann mittlerweile reumütig eingeräumt hat. Doch warum wurde so verfahren? Unklar! Warum griff Videoschiedsrichter Robert Kampka nicht ein? Unklar!
Tja, der Videoschiedsrichter im Kölner Keller soll nur bei einer krassen Fehlentscheidung eingreifen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Was ist eine krasse Fehlentscheidung überhaupt? Das hängt immer davon ab, wer die Bilder sieht und wer vor den Monitoren den Hut auf hat. Anders ausgedrückt: Eine subjektive Meinung ist ausschlaggebend dafür, ob ein Elfmeter gegeben oder aus einer Gelben eine Rote Karte wird. Und solange die Entscheidung, in das Spiel einzugreifen, subjektiv ist, passieren auch Fehler.
Video: Das sagt der RTL-Schiedsrichter-Experte zum Vorfall
Andere Sportarten können es viel besser
Mögliche Lösungen liegen längst parat – der Fußball müsste nur mal nach links und rechts schauen. Beim Hockey beispielsweise hat jedes Team pro Halbzeit einmal die Möglichkeit, selbst den Videobeweis einzufordern. Dazu genügt ein einfaches Signal. Beim Tennis ist es ähnlich: Pro Satz stehen beiden Spielern jeweils drei sogenannte Challenges zur Verfügung, über die sie frei verfügen können.
Der Vorteil von solchen Regelungen liegt auf der Hand: Der Videoschiedsrichter greift erst ein, wenn er von den Teams oder Spielern eingefordert wird. Er kann folglich nicht mehr nach Gutdünken in das Spiel eingreifen, verzögert es nicht unnötig und macht auch weniger Fehler. Dass sich das positiv auf die Glaubwürdigkeit und den Respekt der Unparteiischen auswirkt, ist noch eine schöne Nebensache.
Die DFL muss das Regel-Chaos beseitigen
Doch das wäre nur ein erster Schritt der nötigen Reform: Es braucht darüber hinaus endlich verständlichere Regeln, die auch gleich angewendet werden. Ein Beispiel: Nahezu jedes Jahr gibt es eine neue Handspiel-Reglung. War es eine natürliche Handbewegung? War der Arm angelegt? Wurde der Arm aus kurzer Distanz angeschossen? All das spielt mittlerweile eine Rolle. Wer soll da den Überblick behalten und im Fall der Fälle richtige und schnelle Entscheidungen treffen?
Eine Kombination aus Schnelligkeit und Sicherheit – das sei das Dilemma des VAR, meinte auch Unglücksrabe Stegemann. Er zeigte nach dem Spiel große Courage und gab den Fehler zu. „Wenn ich jetzt die Bilder mit den entsprechenden Kameraperspektiven sehe, muss man klar konstatieren, dass es einen Strafstoß für Eintracht Frankfurt hätte geben müssen“, resümierte er. Das ehrt den Unparteiischen. Doch dass solche Aussagen überhaupt nötig sind – obwohl der Fehler einfach hätte verhindert werden können – ist ein Armutszeugnis für die DFL.
Jetzt sind Lösungen gefragt. Am Montag soll es eine konstruktive Aufarbeitung des Vorfalls in Frankfurt geben. An deren Ende steht hoffentlich ein für alle Seiten positives Ergebnis. Denn die Geduld von Fans und Aktiven hält nicht mehr lange – und die Rufe nach dem Ende des Videoschiedsrichters könnten lauter werden.