Der größte Witz kommt erst noch

ARCHIV - Fußball Bundesliga 28. Spieltag: TSG 1899 Hoffenheim - Fortuna Düsseldorf am 05.04.2013 in Sinsheim (Baden-Württemberg) in der Rhein-Neckar-Arena. Hoffenheims Trainer Markus Gisdol gestikuliert nach Spielende in Richtung der Fans. Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga gerät zum Nervenspiel. Bei Fortuna Düsseldorf sorgte eine Rangelei im Training für Aufsehen, Bremen muss nach seinem Absturz nun am drittletzten Spieltag ausgerechnet gegen Verfolger 1899 Hoffenheim ran. Foto: Uwe Anspach/dpa (zu dpa-Korr: «Abstiegskampf wird Nervenspiel - Bremen ausgerechnet gegen Hoffenheim» vom 02.05.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bewahrt Markus Gisdol die Hoffenheimer noch vor dem Gang ins Unterhaus?

Hey, ihr da unten. Nein, nicht Fürth – Gott hab sie selig – Hoffenheim jetzt. Hatte ja gedacht, dass es nicht mehr nötig wäre, über euch überhaupt noch mal ein Sterbenswörtchen zu verlieren. Sauberer Abgang in den Orkus, alsbald nicht mehr erinnerlich oder nur noch als drittklassiger Stammtischwitz überlebend, das war so das allgemeine Bild, das ich von euch hatte. Und da war nicht nur der Wunsch Vater des Gedanken.

Aber jetzt, nach all dem Schmu, mit dem ihr die Menschen in dieser Saison zu schallendem Gelächter eingeladen habt, drängt sich mir der Verdacht auf: Der größte Witz kommt erst noch. Zwei Siege aus den letzten beiden Spielen, irgendwie auf Platz 15 gewurschtelt, Düsseldorf geht runter, Augsburg in die Relegation. Der ganze Kraichgau steht Kopf, vor lauter Ekstase fällt sogar ein Sack Kartoffeln um. Daneben Hopp, unbeteiligt pfeifend, als hätte er zufällig den heiligen Gral in der Manteltasche gefunden. Und das alles nur wegen des Gisdol-Projekts.

Für alle, die nicht im Bilde sind: Das Gisdol-Projekt ist der kleine Bruder vom Pianeta-Projekt. Es verspricht maximalen Erfolg bei minimalem Zeitaufwand und medialer Aufmerksamkeit. Es ist mir allerdings vollkommen schleierhaft, wie ein Mann, dessen Name eher klingt wie bakterielles Mundwasser, es geschafft hat, einen Haufen Zinnsoldaten wieder aufzurichten, die schon platt wie eine Flunder auf dem Amboss lagen – bereit , als Blechringe in einem beliebigen Kaugummiautomaten reinkarniert zu werden.

Giftzwerg-Alarm in Dortmund – who cares?

Aber gut, es sind wohl dies wieder die Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Ist ja auch viel spannender als der Eiertanz um Europa, der auch nur deswegen so langsam Form annimmt, weil der Hälfte die Puste aus- bzw. die Düse geht (siehe an dieser Stelle immer wieder gerne www.icannotmakeyousexy.com/hsv/gladbach.u.v.m.). Und allemal spannender als ein B-Elf-Gipfeltreffen in Dortmund, bei dem es außer ein bisschen Giftzwerg-Alarm so viel zu bestaunen gab wie in der Dunkelkammer.

Chapeau an dieser Stelle übrigens noch mal an Rafinha. Vielleicht bucht Blasczcykowski ihn ja zum nächsten Geburtstag als Alleinunterhalter. Seine Visitenkarte hat er ja jetzt. Wer sonst noch seine Visitenkarte abgeben will, bevor es zu spät ist: Zwei Samstage sind noch frei. Endspurt, Vollgas. Tage der Entscheidung. Und wie immer wird es um nichts Geringeres gehen als um Leben und Tod. Außer natürlich für Kießling, der auch bei 71 Saisontoren nicht über einen Eintrag in Löws Randnotizblock hinauskommen würde. Aber da geht es ja auch högschdwahrscheinlich nicht um Fußball.