Attacke im "Miami Seaquarium"
Delfin greift Trainerin bei Show an - Tierschützerin fordert: "Qual der Tiere muss endlich beendet werden"
Eine Delfin-Attacke im „Miami Seaquarium“ löst Entsetzen auf der ganzen Welt aus. Im Netz kursiert die Aufnahme einer Delfin-Show, in der der Meeressäuger plötzlich seine Trainerin angreift. Menschen vor Ort schreien auf, als sie bemerken, wie ernst die Lage ist. Der Trainerin gelingt es gerade noch rechtzeitig, sich aus dem Becken zu retten. Eine Delfinschützerin erklärt jetzt im RTL-Interview, warum diese Attacke keine Überraschung für sie ist.
Werden Delfine im Seaquarium in viel zu kleinen Becken gehalten?
Sundance ist 23 Jahre alt und lebt schon sein ganzes Leben im Miami Seaquarium. Immer wieder muss der Meeressäuger mit seinen Trainern Shows geben. Am vergangenen Samstag aber greift Sundance seine Trainerin an. Besonders dramatisch, auch Kinder sehen diese Szene mit an. Das Miami Seaquarium steht schon länger wegen Tierquälerei in der Kritik.
Der Park soll immer wieder gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Die Tiere werden wohl in viel zu kleinen Becken gehalten, die Lebensumstände seien mit einem Gefängnis vergleichbar. Delfinschützerin Verena Platt-Till von der „Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.“ erklärt auf RTL-Anfrage: „Delfine sind hoch entwickelte soziale Tiere, die in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können, denn die grundlegenden, natürlichen Verhaltensansprüche der Tiere kann die Gefangenschafts-Situation nicht erfüllen.“ Außerdem würden Delfine in Gefangenschaft nicht ihr normales Verhaltensrepertoire zeigen.
In Delfinarien oder Therapie-Einrichtungen weltweit würde der Eindruck vermittelt, dass man mit Delfinen ohne Bedenken schwimmen könne. Dabei werde außer Acht gelassen, dass die Meeressäuger keine Kuscheltiere, sondern Beutefänger, also Raubtiere mit komplexen Ansprüchen seien, so die Delfinschützerin weiter.
Delfin-Expertin: "Tiere werden mit Medikamenten ruhiggestellt"
Die Expertin betont, dass Delfine in Gefangenschaft oft kunterbunt zusammengewürfelt werden. Dies entspreche nicht dem natürlichen Leben. Die Tiere hätten so keine Möglichkeit, sich dem Stress zu entziehen. „Aggressionen entstehen und die Meeressäuger verletzen sich teilweise gegenseitig“, erklärt die Expertin. Infolgedessen würden die Tiere in solchen Delfinarien mit Beruhigungsmitteln ruhiggestellt, so Verena Platt-Till im RTL-Interview.
Sie sei eher erstaunt, dass diese Vorfälle nicht viel öfter passieren, wenn man sich vorstelle, wie die Meeressäuger leben müssen, beziehungsweise, wie sie gehalten werden. „Oft sind ihre Becken nicht ausreichend dimensioniert. Der US-Standard liegt bei vorgeschriebenen neun Metern Länge und einer Tiefe von 1,80 Metern und ist daher viel zu klein.“ In freier Wildbahn könnten Delfine, je nach Art, bis zu 600 Meter tief tauchen und bis zu 100 Kilometer weit schwimmen.
Oft entwickeln Delfine, neben Aggressionen, auch Stereotypen und Verhaltensstörungen, so die Tierschützerin weiter. „Dazu gehören eben auch dieses harte Schubsen, oder zurückdrängen, wie man das in dem Video erkennen kann. Dieses Verhaltensmuster findet man auch oft in Therapie-Einrichtungen vor.“ Dort werden die Meeressäuger permanent den menschlichen Berührungen ausgesetzt.
Kritik an Seaquarium: Wasser mit Chlor greift Delfin-Haut an

Auch ihre Fütterung sei nicht artgerecht, so Verena Platt-Till. „Die Meeressäuger bekommen toten Fisch, der mit Wasser aufgespritzt und mit Vitaminen und anderen Zusätzen versetzt werden muss, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten.“ Das Wasser, in dem sie schwimmen, werde mit Chlor „angereichert“ und greife die Delfinhaut an.
Gerade in solchen Einrichtungen, die zur Bespaßung von Touristen dienen, müssen die Tiere zu jeder Zeit „performen“. Aber auch Delfine benötigen ihre Ruhe und Rückzugsorte, um zu schlafen. Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus folgt anderen Regeln als den menschlichen.
Der Vorfall im Miami Seeaquarium sei kein Einzelfall, so die Delfinschützerin. „Eine adäquate Haltung in Gefangenschaft gibt es nicht.“ Ihre Organisation fordert, dass diese Qual für Delfine weltweit endlich beendet wird. Damit Delfine einfach nur in ihrem natürlichen Lebensraum in Frieden leben können.
Das Miami Seaquarium spricht von "Naturschutz und Pflege"
Auf seiner Internetseite zeichnet das Miami Seaquarium ein anderes Bild von sich. Dort ist die Rede davon, die „Welt zu verbessern“, „Strände zu säubern“ und der „Pflege“ der Tiere vollste Aufmerksamkeit zu schenken. „Alles, was wir tun, geht zurück auf die Schlüsselprinzipien von Naturschutz und Pflege“, heißt es. Dass das nicht ausreichend gelingt, zeigt das aggressive Verhalten von Delfin Sundance allerdings deutlich.