Kemal C. muss für acht Jahre und neun Monate in den KnastHammer-Urteil in Berlin: Geschwister-Paar muss wegen Corona-Testzentrum-Beschiss lange ins Gefängnis

Wegen Corona-Test-Zentrum-Beschiss: Geschwister-Paar von Landgericht Berlin zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt
Wegen Corona-Test-Zentrum-Beschiss: Geschwister-Paar von Landgericht Berlin zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt
RTL
von Samina Faizi und Cathleen Bergholz

Während der Pandemie haben die Geschwister Kemal und Gülbeyaz mit ihrem Corona-Testzentrum richtig abkassiert und knapp 13 Millionen Euro Gewinn gemacht. Doch nicht alle eingereichten Tests haben sie wirklich durchgeführt. Ein klarer Fall von Betrug! Das findet auch der Richter am Landgericht in Berlin und schickt Kemal C. nun für acht Jahre und neun Monate in den Knast. Es ist die höchste Strafe, die das Berliner Gericht für Corona-Betrug bisher verhängt hat. Schwester Gülbeyaz W. erhält wegen Beihilfe eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, ausgesetzt zur Bewährung.

Schaden von neun Millionen Euro verursacht

Es ist ein „besonders schwerer Fall des Betrugs“, so der Richter. Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch aus moralischer. Denn der Angeklagte Kemal C. habe nicht nur „einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeigeführt“, sondern er habe auch die pandemische Notlage ausgenutzt, sich an ihr bereichert und in die eigene Tasche gewirtschaftet. Genau das sei „besonders verwerflich“, so Richter Carsten Schwanitz am Gericht in Berlin.

Was Schwanitz meint, lässt sich am besten in Zahlen erklären: Insgesamt 18 Test-Zentren will Kemal C. betrieben haben. Alle sollen auf Hochtouren gelaufen sein. Tatsächlich hatte der Angeklagte aber nur drei Testzentren mit mittlerer und vier Testzentren mit geringer Auslastung. Hierfür hätten ihm immerhin über 63.000 Euro zugestanden. Beantragt hat er allerdings über 12,8 Millionen Euro, ausgezahlt wurden ihm neun Millionen Euro.

Betrug mit Corona-Tests: Kemal C. muss in den Knast

Die Anmeldungen für die Testzentren hat Kemal C. laut Gericht in einem Online-Verfahren
bei der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin vorgenommen. Die Zentren wurden dabei entweder auf seinen eigenen Namen, den seiner Schwester Gülbeyaz W., weitere Strohmänner oder frei erfundene Namen registriert.

Robert Michael
Corona-Soforthilfe-Zuschuss (Symbolbild)
deutsche presse agentur

Gülbeyaz W. habe außerdem ihr Konto zur Durchführung des Betrugs zur Verfügung gestellt. Das Gericht ordnete nun an, von ihr eine Geldsumme in Höhe von 2.435.279,49 Euro einzuziehen. Insgesamt 17 Fälle des Betrugs werden ihr vorgeworfen. Ihr Urteil, eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung, „scheint sie recht gelassen aufgenommen zu haben“, glaubt RTL-Reporterin Samina Faizi, die ebenfalls im Gerichtssaal sitzt. „Die Frau scheint froh zu sein, so glimpflich davon gekommen zu sein, da ihr Bruder ja die Hauptschuld auf sich genommen hat und sie sich komplett zu den Vorwürfen eingelassen hat.“

Kemal C. drohen neben der knapp neunjährigen Haftstrafe wegen Betrugs in 67 Fällen ebenfalls eine Rückzahlung des betrügerischen Geldes. Die 48. Strafkammer des Landgerichts Berlin hat die Einziehung von Taterträgen in Höhe von 9.670.102,01 Euro angeordnet.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. „Es kann mit dem Rechtsmittel der Revision
angegriffen werden“, so das Gericht. Der Angeklagte verbleibt in Untersuchungshaft.