Wissenschaftler in Bundestagsanhörung einig
Nicht wegen des Lockdowns: Warum die Inzidenz bei uns bald unter 50 liegen wird

Das macht doch Hoffnung: Inzidenzen von deutlich unter 50 wie im vergangenen Sommer seien wahrscheinlich in den nächsten Wochen zu erreichen, sagte Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Grund dafür sei vor allem der Impffortschritt. Gemeinsam mit anderen führenden Forschern war sie am Donnerstag bei einer Anhörung im Parlamentarischen Begleitgremium Covid-19-Pandemie des Bundestags. Die Wissenschaftler gaben den Abgeordneten dort Tipps für den weiteren Kampf gegen die Pandemie.
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Mobilitätsforscher: Schnelltests vor privaten Treffen als nette Geste
Etwas weniger optimistisch äußerte sich dort Mobilitätsforscher Kai Nagel von der TU Berlin: „Ich rechne nicht mehr mit einer Zunahme, aber auch nicht mit einer schnellen Abnahme.“ Nagel schlug als Konzept Zertifizierungen für geeignete Innenräume je nach Nutzung vor. Er sprach sich auch für die Etablierung sozialer Normen aus - zum Beispiel, vor privaten Treffen als nette Geste Schnelltests zu machen.
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Epidemiologin rät zu mobilen Impfteams für sozial schwache Stadt- oder Ortsteile
Auf Fragen der Abgeordneten antworteten insgesamt vier Wissenschaftler. So riet Eva Grill, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, zu mobilen Impfteams für sozial schwache Stadt- oder Ortsteile. Man müsse diesen Service zu den Menschen tragen, um sie zu erreichen, sagte sie. Es sei hilfreich, dabei Menschen einzubeziehen, die in Quartieren Anerkennung genießen.
Generell sei es auch gut, dort immer wieder Masken zu verteilen und das Tragen zur Gewohnheit werden zu lassen. Für Epidemiologin Grill macht ein Ausprobieren von Öffnungsstrategien bei hohen Inzidenzen noch keinen Sinn.
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Helmholtz-Forscher: Gegen Außengastronomie mit Konzepten wenig einzuwenden

Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sieht im Verbot von Großveranstaltungen den größten Einzeleffekt von Schutzmaßnahmen jenseits der Impfungen. Alles andere habe im Vergleich dazu nur eine rund halb so große Schutzwirkung, sagte er. Mit dem heutigen Wissen seien aber Differenzierungen möglich. Mit klaren Konzepten seien kleinere Veranstaltungen draußen möglich.
Das funktioniere auch in großen Sälen mit hohen Decken - aber wenig Leuten. Auch gegen Außengastronomie mit Konzepten sei für ihn wenig einzuwenden. Für Innengastronomie aber bleibe das Ansteckungsrisiko weiter zu hoch.
Vor einem Jahr hat Intensivkrankenpfleger Ricardo Lange angefangen, seinen Corona-Alltag auf einer Intensivstation im Berliner „Tagesspiegel“ zu dokumentieren. Schon damals lud er Gesundheitsminister Jens Spahn dazu ein, mit ihm gemeinsam einen Tag auf der Intensivstation zu arbeiten, um sich ein Bild der Zustände vor Ort zu machen. In diesem Jahr folgte eine Einladung für Lange zur Bundespressekonferenz. Der beeindruckende Auftritt des Intensivpflegers – hier in unserer Story.