Endlich Gerechtigkeit nach 37 Jahren?
Cold Case in Ulm vor Gericht: Ex-US-Soldat gesteht Vergewaltigung an Frau in Göppingen

Es war am späten Abend des 23. Oktober 1985, als ein Mann eine 29-Jährige in Göppingen in einem menschenleeren Park überfiel. Er bedrohte die Frau mit einem Messer, riss ihr die Kleider vom Leib, verprügelte und vergewaltigte sie. Danach soll er die 29-Jährige mit einem Ast auf den Kopf geschlagen und die vermeintlich tote Frau in einen Straßengraben geworfen haben. 37 Jahre später könnte es in dem Cold Case nun endlich Gerechtigkeit geben. Der mutmaßliche Täter – ein ehemaliger US-Soldat – steht in Ulm vor Gericht.
US-Soldat überfiel 29-Jährige in einem Park in Göppingen
Der inzwischen 65 Jahre alte Mann wurde erst nach Jahren dank eines DNA-Treffers überführt. Im Mai 2020 erließ die deutsche Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den US-Amerikaner und stellte einen förmlichen Auslieferungsantrag, um dem Ex-Soldaten in Deutschland den Prozess machen zu könne. Vor Gericht gestand der Mann, die Vergewaltigung vor 37 Jahren begangen zu haben. Den Vorwurf des versuchten Mordes stritt er aber ab.
Der Mann war damals für die US-Streitkräfte in Göppingen stationiert. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der damals 28-Jährige die Frau nach der Vergewaltigung töten wollte, um sein Verbrechen zu vertuschen. Er habe nicht gewollt, dass sein Opfer bei der Polizei aussagen und zur Aufklärung seiner Identität beitragen könne.

Göppingen: Opfer stellte sich bewusstlos und wurde in Straßengraben geworfen
Darum soll er die ihm Unbekannte mit einem Ast mehrfach auf den Kopf geschlagen haben. Die Frau überlebte die Attacke damals wahrscheinlich nur, weil sie sich bewusstlos stellte. Der Angreifer zerrte die scheinbar leblose Frau dann laut Anklage in sein Auto und brachte sie in ein nahegelegenes Waldstück. Dort legte er die regungslose 29-Jährige in einem Graben ab, bedeckte sie mit Ästen und Laub – offenbar um die vermeintliche Leiche zu verstecken – und machte sich aus dem Staub.
Die Frau aus Göppingen überlebte den Angriff schwer verletzt. Laut Staatsanwaltschaft erlitt sie mehrere Rippenbrüche, einen Riss des Trommelfells, eine Kopfplatzwunde und Abschürfungen am gesamten Körper. Darum konnte sie nach der Tat zur Polizei gehen und ihren Angreifer anzeigen – es sollte aber Jahre dauern, bis die mutmaßliche Täter vor Gericht gestellt werden würde.
Vergewaltigung ist inzwischen verjährt, versuchter Mord aber nicht
Weil in dem Cold Case so viele Jahre vergingen, bis der damalige US-Soldat ins Visier der Polizei rückte, sind viele Anklagepunkte bereits verjährt. Für die Körperverletzung und die Vergewaltigung, die er gestanden hat, kann der Angeklagte 37 Jahre später nicht mehr verurteilt werden. Mord und auch versuchter Mord verjähren in Deutschland aber nicht. Sollte das Gericht ihn des versuchten Mordes schuldig sprechen, könnte er auch heute noch ins Gefängnis gehen für das, was er am 23. Oktober 1985 getan haben soll. (jgr, mit dpa)