Champions-League-PartyKai Havertz schießt den FC Chelsea auf den Fußball-Thron

Yes, he can! Kai Havertz macht den Henkelpott zum HenKAIpott. Dank seines Tores haben der FC Chelsea und der deutsche Trainer Thomas Tuchel ihre phänomenale Saison gekrönt. Die „Blues“ siegten am Samstagabend im Finale der Champions League mit 1:0 (1:0) gegen Manchester City. Damit sind die Bayern-Nachfolger die neuen Könige im europäischen Fußball. Nationalspieler Havertz erzielte in einem guten Finale schon in der ersten Halbzeit das entscheidende Tor.
Manchester City – FC Chelsea 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 Havertz (42.)
Vier deutsche Spieler im Finale

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll, mir fehlen die Worte“, sagte der sichtlich bewegte Siegtorschütze nach der Partie. „Ich habe lange auf das erste Tor gewartet, jetzt hat es geklappt.“
Es ist der Höhepunkt einer wunderlichen Reise. Der FC Chelsea ist unter seinem deutschen Trainer Thomas Tuchel auf dem Fußball-Thron angekommen. Wie schon in den vergangenen beiden Partien (FA-Cup und Liga) gewann er mit dem Londoner Club das Duell gegen Trainer-Kollegen und Kumpel Pep Guardiola und dessen ManCity – immerhin neuer englischer Meister.
Thomas Tuchel euphorisiert: "Ich laufe wie durch einen Film. Meine Kinder sind hier, meine Frau, meine Eltern. Meine Oma schaut zu Hause zu und ist über 90! Für die alle ist das jetzt. Und für unsere Fans." Tuchel machte durch den Sieg einen deutschen Triple perfekt: Nach Jürgen Klopp (2019/Liverpool), Hansi Flick (2020/FC Bayern) ist er der dritte deutsche Trainer in Folge, der den Henkelpott holt.
Das Finale hatte einen kräftigen deutschen Anstrich. Gleich vier DFB-Spieler waren in der Anfangself gesetzt. Nach einer Blessur im Abschlusstraining war Ilkay Gündogan wieder rechtzeitig fit geworden für die Startformation der Citizens. Thomas Tuchel setzte in der Chelsea-Startelf auf das Nationalmannschafts-Trio Antonio Rüdiger, Timo Werner und Kai Havertz.
Nach einem Feuerwerk bei der Pregame-Zeremonie samt anschließender virtuos-virtueller Show von gleich drei Musikacts hielten auch die Teams den Puls der 16.500 zugelassenen Zuschauer in Porto hoch.
Rüdiger grätscht, Havertz trifft
Chelsea fuhr die ersten Angriffe über rechts und Wirbelwind Timo Werner. Die erste dicke Möglichkeit ging aber aufs Konto von City (8.). Keeper Ederson löffelte einen langen Ball auf Raheem Sterling, der in den Strafraum eindrang. Chelsea-Torwart Edouard Mendy war zur Stelle und lief geschickt den Winkel zu.
Im Gegenzug kickte (10.) Werner in aussichtsreicher und zentraler Position leicht über den Ball. Es ging hin und her. City wie gewohnt mit viel Ballbesitz, Chelsea konterte viel und wild. Beiden Teams war der brutale Wille zum Titelgewinn anzumerken, die Qualität ohnehin auf beiden Seiten vorhanden. Nach einer Notgrätsche von Ben Chilwell gegen Riyad Mahrez dann wieder Werner im Fokus, der Mann der ersten Minuten. Der Nationalstürmer wurde erneut im Sechzehner freigespielt, sein Schuss landete in den Händen von Ederson (14.). Es war viel Feuer in der Partie, auch an der Seitenlinie. Tuchel fuchtelte wild in seiner Coaching Zone, stachelte die mitgereisten Fans an und forderte noch mehr Unterstützung – musste dann aber eine Schrecksekunde überstehen.
Englands Mega-Talent Phil Foden hatte dann den Ausgleich auf dem Fuß (28.), allerdings grätschte Innenverteidiger Rüdiger aufopferungsvoll dazwischen.

Silva und De Bruyne verletzt raus
Bitterer Rückschlag für Chelsea kurz vor der Halbzeit: Abwehr-Routinier Thiago Silva (39.) musste nach einem Zweikampf verletzt runter. Kurz darauf folgte aber die blaue Ekstase. Ein vertikaler Traumpass von Mason Mount landete perfekt getimt in den Füßen von Kai Havertz, der Offensivmann zog gerade so an Keeper Ederson vorbei und schob mit links ein. Sein erstes Champions-League-Tor.
City blies zur Aufholjagd, musste diese ab der 58. Minute ohne Offensivmann Kevin De Bruyne angehen. Rüdiger hatte den Belgier in einem Zweikampf heftig umgecheckt. Mit geschwollenem Auge verließ De Bruyne den Platz.
Kurz darauf hitzige Diskussionen auf dem Platz: Sterlings Schuss prallte im Strafraum an die Brust von Reece James und dann an dessen Arm. Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz entschied sofort: kein Elfer.
City drehte angestachelt auf. Chelsea fokussierte sich aufs Verteidigen in Richtung Titel. Vorneweg Cesar Azpilicueta, der eine scharfe Hereingabe im Fünferraum gen Porto-Himmel grätschte.
Chelsea konterte gefährlich: Nach einer hervorragenden Vorarbeit von Havertz war Pulisic frei vor Ederson, der Amerikaner zielte aber zu ungenau (73.).
Die Londoner blieben standhaft – auch in der siebenminütigen Nachspielzeit. Das Tor von Havertz entpuppte sich als goldenes. Die „Blues“-Party ging los. Der Champions-League-Traum wurde auf einmal wahr.
Titel-Tuchel schlägt zu

Chelsea hatte 2012 in München gegen den FC Bayern („Finale dahoam“) den bisher einzigen Champions-League-Titel geholt. Guardiola hatte zuletzt 2011 die Champions League gewonnen. Damals noch als Trainer des FC Barcelona. Es wäre der erste CL-Triumph für seinen aktuellen Club gewesen.
Für Tuchel schloss sich der Kreis. Der Schwabe stand bereits im vergangenen Jahr im Finale der Königsklasse. Damals zog er mit PSG gegen den FC Bayern (0:1) den Kürzeren. Der deutsche Trainer tröstete damals nach der Finalpleite den geknickten Superstar Neymar. Diesmal ist Tuchel-Party angesagt. Der 47-Jährige ist mit dem CL-Titel auf dem Trainer-Olymp angekommen. (msc)