Empörung über Radsport-Veranstalter der "Deutschland Tour"
Buchenwald: Radrennen soll durch KZ-Gedenkstätte führen

Empörung und Unverständnis löst der Plan der Veranstalter der "Deutschland Tour" aus. Geht es nach ihnen, soll das Radrennen von Stralsund an der Ostsee ins fränkische Nürnberg auch durch Thüringen führen. Und dort ausgerechnet auch durch einen Ort, der sich mit der Eventatmosphäre einer Sportveranstaltung nicht besonders gut verträgt: Buchenwald, über die von ehemaligen KZ-Häftlingen errichtet "Blutstraße". Vorbei an den ehemaligen Massengräbern, am Mahnmal, das an 56.000 Menschen erinnert, die dort von den Nazis ermordet wurden.
Veranstalter "lässt jegliches Gespür für die Geschichte vermissen"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland sei "ebenso empört wie fassungslos", berichtet die "Jüdische Allgemeine". Zentralratspräsident Josef Schuster wolle den Veranstalter zu einer Änderung der Etappenroute bewegen. Verantwortliche der Stadt Weimar sowie Renn-Veranstalter hätten "jegliches Gespür für die Geschichte vermissen lassen", heißt es weiter.
Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sagte dem Blatt zufolge: der gesunde Menschenverstand reiche aus, um zu erkennen, dass das nicht der richtige Ort sei. Die Gedenkstätte sei nicht in die Planung der Etappe einbezogen worden. Nach Gesprächen mit den Tour-Verantwortlichen habe man immerhin erreichen können, dass eine in der Gedenkstätte geplante Bergwertung gestrichen wurde."
Innenminister Maier: "Die 'Blutstraße' ist kein Ort für eine Sportveranstaltung"

Die Veranstalter der Tour erklärten, die Strecke solle Deutschland im Sommer 2021 in seiner ganzen Vielfalt präsentieren. "Zur Etappenhälfte ist ein historischer Moment geplant: das internationale Feld der Deutschland Tour passiert die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald", heißt es in der Vorstellung der Veranstaltung.
Thüringens Innenminister Georg Maier reagierte bei Twitter: "Die Route des Radrennens muss geändert werden. Die ‘Blutstraße’ ist kein Ort für eine Sportveranstaltung", schrieb der SPD-Politiker. (uvo)