Polizei in Rio de Janeiro befreit die ausgehungerte Familie
Mann sperrt Ehefrau und Kinder 17 Jahre in dunkler Hütte ein

Nachbarn nannten Luis Antonio S. nur „den DJ“. Der Mann, der im Westen der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro wohnte, soll immer laute Musik gespielt haben, wie das Nachrichtenportal „G1“ berichtet. Seit dem 28. Juli ist auch klar warum. Mit der Beschallung wollte er offenbar übertönen, was bei ihm im Haus passierte. 17 Jahre lang soll er seine Ehefrau und die beiden gemeinsamen Kinder dort gefangen gehalten und misshandelt haben.
Erwachsene Kinder wirken wie Zehnjährige wegen der massiven Unterernährung
Als die Einsatzkräfte der Militärpolizei am Donnerstagmorgen anrückten, fanden sie drei völlig ausgehungerte, gefesselte, verdreckte Gestalten in dem Haus. Sie hatten einen anonymen Tipp bekommen, dass im Haus von Luis Antonio S. nicht alles mit rechten Dingen zuging. In der dunklen Hütte mit unverputzten, nackten Ziegelwänden entdeckten die Beamten die Frau und ihre beiden Kinder.
17 Jahre lang sollen die drei das Haus nicht verlassen haben. Die 22 Jahre alte Tochter und der 19 Jahre alte Sohn sollen so unterernährt gewesen sein, dass sie nicht wie junge Erwachsene, sondern wie Kinder wirkten. Laut „G1“ wirken die beiden eher wie Zehnjährige. Nach Jahren des Hungers seien sie so abgemagert und geschwächt, dass sie nicht aus eigener Kraft stehen könnten.
Rio de Janeiro: Manchmal bekam die Familie drei Tage lang nichts zu essen
Eine Nachbarin aus dem Stadtteil Guaratiba erzählte dem Nachrichtenportal, sie sei überzeugt, dass die Kinder keine Woche länger in dem Haus überlebt hätten. Sie habe kurz mit der Mutter im Krankenwagen gesprochen. Sie sei aber kaum in der Lage gewesen zu antworten, so schwach war sie, als die Polizei sie befreite. Ein anderer Nachbar erzählt im „G1“-Interview er habe der Tochter eine Banane gegeben. Sie sei so hungrig gewesen, dass sie die Frucht komplett mit Schale gegessen habe.
Alle drei Opfer wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Sie seien massiv unterernährt und dehydriert. Sie sollen außerdem psychische Betreuung erhalten. Die Ehefrau des Tatverdächtigen erzählte laut „G1“, ihr Mann habe immer wieder damit gedroht, dass sie das Haus nur tot verlassen würde. Manchmal habe er ihr und den Kindern drei Tage am Stück nichts zu essen gegeben. Sie seien körperlich und seelisch misshandelt worden. Die Polizei fand die 19 und 22 Jahre alten Kinder des Paares gefesselt in dem Haus.
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Nachbarn versuchten schon früher der Frau und den Kindern zu helfen - vergeblich
Luis Antonio S. heiratete seine Frau den Berichten zufolge vor 23 Jahren. Nach sechs Jahren Ehe beschloss er dann offenbar, dass außer ihm niemand mehr das Haus verlassen durfte. Er sperrte die Frau und die beiden kleinen Kinder in der dunklen Hütte ein. „Er ist ein starker Typ, der viel redet“, sagte ein Nachbar dem Portal „G1“. Luis Antonio S. habe das Haus auch nicht viel verlassen. Seine Frau und seine Kinder hätte man aber niemals draußen gesehen.
Offenbar wusste die ganze Nachbarschaft, dass der Mann seine Familie zuhause einsperrte. Einige hatten auch schon versucht, den Fall bei den Behörden anzuzeigen. Laut „G1“ reichte jemand in einer Familienklinik in der Nähe bereits 2020 eine Beschwerde ein. Wie es scheint schoben sich die unterschiedlichen Ämter die Verantwortung dafür hin und her, sodass nichts unternommen wurde. Falls doch mal ein Sozialarbeiter vor dem Haus gestanden habe, soll der Tatverdächtige niemanden hereingelassen und alle einfach wieder weggeschickt haben.
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Tatverdächtiger soll Hilfeschreie mit lauter Musik übertönt haben
Einige Nachbarn versuchten dann offenbar, selbst tätig zu werden und brachten Lebensmittel für die Frau und die Kinder zu dem Haus. Luis Antonio S. soll die dann aber immer weggeworfen haben, statt sie seiner halb verhungerten Familie zu geben. Um ihre Hilfeschreie zu übertönen, soll er dann die Musik aufgedreht haben. Er wurde festgenommen, nachdem die Polizei das Martyrium seiner Frau und seiner Kinder nach 17 Jahren endlich beendete. (jgr)