Meilensteine der deutschen Tennis-LegendeBoris Becker – seine größten Erfolge, seine größten Niederlagen

Vor den Skandalen war die Weltkarriere. Mit nur 17 Jahren spielte sich Boris Becker in die Herzen der deutschen Sport-Fans. Der Rotschopf entwickelte sich zum deutschen Sport-Superstar und befeuerte mit Tennis-Queen Steffi Graf einen wahren Tennis-Boom in Deutschland. Wir blicken auf seine größten Siege und größten Niederlagen zurück.
7. Juli 1985: Wimbledon – sein Stern geht auf

Ein Tag, der die Sportwelt verändert. Der erst 17-jährige Boris Becker stürmt auf den Tennis-Thron und gewinnt als erster Deutscher und jüngster Profi das Prestige-Turnier in London. Seine Emotionen, sein Einsatz, seine Hechtsprünge machen Boris zum Liebling der Nation. Das ganze Land feiert den neuen Tennis-Helden nach dem Viersatz-Sieg gegen den Amerikaner Kevin Curren.
6. Juli 1986: Wimbledon - Doppelschlag ist perfekt

Becker etabliert sich in der Weltspitze. Er ist gekommen, um zu bleiben. Vor allem in Wimbledon. An gleicher Stelle triumphiert er auch im Jahr darauf und holt sich die Titelverteidigung. Gegen Ivan Lendl (Tschechoslowakei) siegt er in einen Serve-and-Volley-Spektakel in drei Sätzen. Wimbledon, der heilige Rasen, wird mit 18 Jahren sein Wohnzimmer.
3. Juli 1988: Wimbledon - Der Regengott meint es nicht gut
![Der deutsche Tennisprofi Boris Becker konzentriert sich im Herren-Einzelfinale des Wimbledon-Turniers am 03.07.1988. Der Leimener, der sensationell die Turniere 1985 und 1986 gewonnen hatte, unterliegt dem Schweden Stefan Edberg mit 6:4, 6:7, 4:6, 2:6. [dpabilderarchiv]](https://www.rtl.de/img/213600/1649193314/c16_9/1200/der-deutsche-tennisprofi-boris-becker-konzentriert-sich-im-herren-einzelfinale-des-wimbledon-turniers-am-03071988-der-leimener-der-sensationell-die-turniere-1985-und-1986-gewonnen-hatte-unterliegt-dem-schweden-stefan-edberg-mit-64-67-46-26-dpabilderarchiv.webp)
Der Auftakt der Becker-Edberg-Trilogie, die die Tennis-Welt von 1988 bis 1990 in Atem hält. Becker geht als großer Favorit ins Endspiel und holt den ersten Satz (6:4). Dann beginnt der Regen. Aus einer Regenpause wird ein ganzer Regentag. Tags darauf ist das Momentum futsch und Stefan Edberg gewinnt drei Sätze in Folge. Die erste große Enttäuschung in Wimbledon.
16. Dezember 1988: Davis Cup – das Wunder von Göteborg

Die Tennis-Begeisterung in Deutschland kennt keine Grenzen mehr. Becker! Graf! Aber: Im Davis Cup hat es bisher noch nicht gereicht. Das sollte sich an jenem Adventssonntag ändern. Erst fidelt Becker seinen Erzrivalen Edberg gekonnt in drei Sätzen ab, dann schafft Teamkollege Carl-Uwe Steeb mit einer unglaublichen Energieleistung den Überraschungssieg gegen den Favoriten Mats Wilander und legt so den Grundstein für den ersten deutschen Sieg im Teamwettbewerb. Becker macht dann im Doppel mit Eric Jelen gegen das Schweden-Duo Anders Järryd/Stefan Edberg den historischen Sieg perfekt.
5. Dezember 1988: Masters - Boris kann’s auch in den USA
Boris goes USA! Beim Turnier der besten Acht der Weltrangliste liefert er sich erneut gegen Ivan Lendl ein legendäres Match. Zwei Mal liegt der Deutsche in Sätze hinten, kämpft sich zwei Mal zurück. Hochspannung im entscheidenden fünften Satz. Mehrmals profitiert Lendl von der Netzkante und -rollern. Becker behält die Nerven, kommt per Break zurück und zeigt die Becker-Faust. Emotionaler Sieg nach 4:42 Stunden im Madison Square Garden.
9. Juli 1989: Wimbledon – der Hattrick

Dritter Titel in Wimbledon und was man damals noch nicht weiß: der letzte! Gegen Erzrivale Edberg gelingt Becker die Revanche in seinem „Wohnzimmer“. Und wie. 6:0 fegt Becker den Schweden im ersten Satz vom Court. Nur im zweiten Abschnitt (Tie-Break) wird es eng. Nach drei Sätzen hat Becker seine Krone wieder.
9. Juni 1989: French Open - Es soll in Roland Garros einfach nicht sein

Bei all den Erfolgen: In Paris bei den French Open triumphiert Becker nie. Auch 1989, als er nah dran war. Im Halbfinale ist gegen – na klar, Edberg – Schluss. Nach 0:2-Rückstand kämpft sich der Deutsche nochmal zurück, verliert aber in fünf Sätzen und einem weiteren Serve-and-Volley-Shootout.
10. September 1989: US Open – nächster Sieg bei einem Grand-Slam

Was für ein Jahr! Kurz vor dem Mauerfall gewinnt Becker auch die US Open in New York. In vier Sätzen schlägt der Rotschopf Ivan Lendl und setzt sich als erster Deutscher die US-Open-Krone auf. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung im Davis Cup wird Becker erneut Sportler des Jahres in Deutschland.
27. Januar 1991: Australian Open – Down Under ganz oben

Auch auf dem fünften Kontinent hat Becker nun seinen ersten großen Titel. Trotz 1:6-Klatsche im ersten Satz kommt Becker stark gegen Ivan Lendl zurück. Becker überkommt dank Physio-Hilfe seine Rückenprobleme und hält den Fokus. 6:4, 6:4, 6:4 heißt es in den folgenden Sätzen. Ein Sieg der Willenskraft. Und einer mit Folgen. Dank des Triumphes Down Under wird Becker der erste Deutsche, der die Weltranglisten anführt. Edberg ist vom Thron gestoßen.
7. Juli 1991 Wimbledon - Niederlage gegen Stich in Wimbledon

Bittere Pille – ausgerechnet in Wimbledon. Landsmann Michael Stich entthront Becker auf seinem Lieblingscourt. Hinzu kommt: Die beiden sind sich nicht wirklich grün. Das Duell in der Hitze Londons wird medial aufgebauscht. Emotionaler Kämpfer hier (Becker) gegen eher unterkühlten Strategen (Stich) auf der anderen Seite. Becker gibt sein erstes Aufschlagspiel aus der Hand – Stich lässt dem Favoriten und Publikumsliebling an diesem Tag in drei Sätzen keine Chance.
8. August 1992: Olympische Spiele - Doppel mit Stich Olympia

Eben noch als Rivalen gegeneinander im Finale gestanden, nun als Duo unterwegs für Deutschland bei Olympia. Weniger als Freunde, denn als Zweck-Partner gehen Becker und „Spieler Stich“ (so nannte Becker den Rivalen) in Barcelona an den Start. Das aber mit vollem Erfolg. Am Ende gibt‘s die Goldmedaille im Doppel.
9. Juli 1995: Wimbledon – Ein Sampras zu viel

Der Karriereherbst von Becker liefert. Wieder einmal steht er in Wimbledon im Finale, mittlerweile schon 28 Jahre alt. Inzwischen hat ein neuer Tennis-Star Wimbledon erobert: Pete Sampras. In seinem letzten Wimbledon-Finale verliert Becker in vier Sätzen mit 7:6, 2:6, 4:6, 2:6.
24. November 1996: ATP Weltmeisterschaft - Das beste Spiel der Karriere

Ein Jahrhundertmatch in Hannover. Kein Scherz. 1996 fand dort erstmals die ATP-Weltmeisterschaft statt. Die Halle steht wie wild hinter dem Lokalmatador. Die beiden Finalisten schenken sich nichts. Becker beginnt das Match mit vier Assen in Serie. Sampras gibt kein bisschen klein, die Partie wiegt hin und her – über fünf Sätze. Ein Tennis-Thriller. Sätze zwei bis vier gehen ins Tie-Break. Am Ende siegt Sampras, aber das ist fast schon egal. Sowohl der Amerikaner als auch Becker bezeichnen das epische Match als bestes ihrer Karriere und umarmen sich herzlich. Großes Tennis, das den Namen verdient hat.
30. Juni 1999: Wimbledon - Letzter Auftritt im Wohnzimmer

Time to say Goodbye. Becker verabschiedet sich – wie soll es auch anders sein – in seinem Wimbledon-Rasentempel. Bei seinem letzten Turnier schlägt er zunächst noch den deutschen Emporkömmling Nicolas Kiefer. Im Achtelfinale scheitert Becker dann aber an Patrick Rafter. Abschied unter Standing Ovations. Es ist das Ende in Wimbledon und einer ganz großen Tennis-Karriere. Danach macht der deutsche Tennis-Star Schluss mit dem Profisport. Auf der Pressekonferenz nach dem Achtelfinale sagt er: „Das war mein letztes Match.“ (msc)