Meilensteine der deutschen Tennis-LegendeBoris Becker – seine größten Erfolge, seine größten Niederlagen

1985 wurde Boris Becker mit 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten.
1985 wurde Boris Becker mit 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten.
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Vor den Skandalen war die Weltkarriere. Mit nur 17 Jahren spielte sich Boris Becker in die Herzen der deutschen Sport-Fans. Der Rotschopf entwickelte sich zum deutschen Sport-Superstar und befeuerte mit Tennis-Queen Steffi Graf einen wahren Tennis-Boom in Deutschland. Wir blicken auf seine größten Siege und größten Niederlagen zurück.

7. Juli 1985: Wimbledon – sein Stern geht auf

Der deutsche Tennisspieler Boris Becker hechtet während des Turniers in Wimbledon im Juli 1985 hinter einem Ball her. Als jüngster Spieler und erster Deutscher überhaupt gewann der ungesetzte Boris Becker am 7. Juli 1985 spektakulär gegen Kevin Curren in vier Sätzen das Wimbledon-Finale.
1985 wurde während des Wimbledon-Turniers eines der berühmtesten Fotos von Boris Becker geschossen. Der sogenannte "Becker-Hecht" wurde zum Markenzeichen des Tennis-Stars.
picture alliance / Rüdiger Schrader | Rüdiger Schrader

Ein Tag, der die Sportwelt verändert. Der erst 17-jährige Boris Becker stürmt auf den Tennis-Thron und gewinnt als erster Deutscher und jüngster Profi das Prestige-Turnier in London. Seine Emotionen, sein Einsatz, seine Hechtsprünge machen Boris zum Liebling der Nation. Das ganze Land feiert den neuen Tennis-Helden nach dem Viersatz-Sieg gegen den Amerikaner Kevin Curren.

6. Juli 1986: Wimbledon - Doppelschlag ist perfekt

ARCHIV - 06.07.1986, Großbritannien, Wimbledon: Der damals 18-jährige Tennisspieler Boris Becker aus Leimen küsst den Pokal, nachdem er zum zweiten Mal in Folge das Herren-Einzel-Finale in Wimbledon gewonnen hat.  Der ehemalige Tennis-Star muss sich vom 21. März an bis zu drei Wochen lang vor Gericht in London dem Vorwurf stellen, er habe in seinem Insolvenzverfahren Vermögenswerte nicht ordnungsgemäß angegeben und Trophäen nicht ausgehändigt. Theoretisch könnten ihm bis zu sieben Jahre Haft drohen. (zu dpa "Boris Becker vor Gericht: Vom Tennis-Olymp auf die Anklagebank") Foto: Wolfgang Eilmes/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kuss auf die zweite Wimledon-Trophäe.
hrad_gr_hak hpl pil dyb kde, dpa, Wolfgang Eilmes

Becker etabliert sich in der Weltspitze. Er ist gekommen, um zu bleiben. Vor allem in Wimbledon. An gleicher Stelle triumphiert er auch im Jahr darauf und holt sich die Titelverteidigung. Gegen Ivan Lendl (Tschechoslowakei) siegt er in einen Serve-and-Volley-Spektakel in drei Sätzen. Wimbledon, der heilige Rasen, wird mit 18 Jahren sein Wohnzimmer.

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3. Juli 1988: Wimbledon - Der Regengott meint es nicht gut

Der deutsche Tennisprofi Boris Becker konzentriert sich im Herren-Einzelfinale des Wimbledon-Turniers am 03.07.1988. Der Leimener, der sensationell die Turniere 1985 und 1986 gewonnen hatte, unterliegt dem Schweden Stefan Edberg mit 6:4, 6:7, 4:6, 2:6. [dpabilderarchiv]
Es war nicht der Finaltag von Boris Becker.
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Der Auftakt der Becker-Edberg-Trilogie, die die Tennis-Welt von 1988 bis 1990 in Atem hält. Becker geht als großer Favorit ins Endspiel und holt den ersten Satz (6:4). Dann beginnt der Regen. Aus einer Regenpause wird ein ganzer Regentag. Tags darauf ist das Momentum futsch und Stefan Edberg gewinnt drei Sätze in Folge. Die erste große Enttäuschung in Wimbledon.

16. Dezember 1988: Davis Cup – das Wunder von Göteborg

An der "Schüssel" in Göteborg versammelt: Boris Becker (l-r), Patrick Kühnen, Niki Pilic, Eric Jelen und Carl-Uwe Steeb. Foto: Rüdiger Schrader
Da is' das Ding.
DPA

Die Tennis-Begeisterung in Deutschland kennt keine Grenzen mehr. Becker! Graf! Aber: Im Davis Cup hat es bisher noch nicht gereicht. Das sollte sich an jenem Adventssonntag ändern. Erst fidelt Becker seinen Erzrivalen Edberg gekonnt in drei Sätzen ab, dann schafft Teamkollege Carl-Uwe Steeb mit einer unglaublichen Energieleistung den Überraschungssieg gegen den Favoriten Mats Wilander und legt so den Grundstein für den ersten deutschen Sieg im Teamwettbewerb. Becker macht dann im Doppel mit Eric Jelen gegen das Schweden-Duo Anders Järryd/Stefan Edberg den historischen Sieg perfekt.

5. Dezember 1988: Masters - Boris kann’s auch in den USA

Boris goes USA! Beim Turnier der besten Acht der Weltrangliste liefert er sich erneut gegen Ivan Lendl ein legendäres Match. Zwei Mal liegt der Deutsche in Sätze hinten, kämpft sich zwei Mal zurück. Hochspannung im entscheidenden fünften Satz. Mehrmals profitiert Lendl von der Netzkante und -rollern. Becker behält die Nerven, kommt per Break zurück und zeigt die Becker-Faust. Emotionaler Sieg nach 4:42 Stunden im Madison Square Garden.

9. Juli 1989: Wimbledon – der Hattrick

Boris Becker celebrates his victory over Stefan Edberg in the men's singles final at Wimbledon, July 9, 1989. (AP Photo/John Redman)
Boris Becker und die Becker-Faust.
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Dritter Titel in Wimbledon und was man damals noch nicht weiß: der letzte! Gegen Erzrivale Edberg gelingt Becker die Revanche in seinem „Wohnzimmer“. Und wie. 6:0 fegt Becker den Schweden im ersten Satz vom Court. Nur im zweiten Abschnitt (Tie-Break) wird es eng. Nach drei Sätzen hat Becker seine Krone wieder.

9. Juni 1989: French Open - Es soll in Roland Garros einfach nicht sein

 Boris Becker li., Deutschland im Gespräch mit Stefan Edberg Schweden
Boris Becker und Stefan Edberg im Gespräch.
Imago Sportfotodienst

Bei all den Erfolgen: In Paris bei den French Open triumphiert Becker nie. Auch 1989, als er nah dran war. Im Halbfinale ist gegen – na klar, Edberg – Schluss. Nach 0:2-Rückstand kämpft sich der Deutsche nochmal zurück, verliert aber in fünf Sätzen und einem weiteren Serve-and-Volley-Shootout.

10. September 1989: US Open – nächster Sieg bei einem Grand-Slam

US Open Tennis- Boris Becker Boris Becker GER wins the championship at the 1989 US Open Tennis. Copyright: xStevenxExxSutton/DUOMO/PCNx TN8902_026372
Boris Becker im Finale der US Open 1989
Imago Sportfotodienst

Was für ein Jahr! Kurz vor dem Mauerfall gewinnt Becker auch die US Open in New York. In vier Sätzen schlägt der Rotschopf Ivan Lendl und setzt sich als erster Deutscher die US-Open-Krone auf. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung im Davis Cup wird Becker erneut Sportler des Jahres in Deutschland.

27. Januar 1991: Australian Open – Down Under ganz oben

 910127 Tennis, Australian Open: Boris Becker of Germany celebrates with the trophy after defeating Czech Republics Ivan Lendl in the Australian Open final on January 27, 1991 in Melbourne, Australia. BILDBYRAN *** 910127 Tennis, Australian Open Boris Becker of Germany celebrates with the trophy after defeating Czech Republics Ivan Lendl in the Australian Open final on January 27, 1991 in Melbourne, Australia BILDBYRAN, PUBLICATIONxNOTxINxSWExNORxAUT Copyright: ARNExFORSELL BB910127BB014
Sieg in Melbourne und Platz 1 in der Weltrangliste.
www.imago-images.de, imago images/Bildbyran, ARNE FORSELL via www.imago-images.de

Auch auf dem fünften Kontinent hat Becker nun seinen ersten großen Titel. Trotz 1:6-Klatsche im ersten Satz kommt Becker stark gegen Ivan Lendl zurück. Becker überkommt dank Physio-Hilfe seine Rückenprobleme und hält den Fokus. 6:4, 6:4, 6:4 heißt es in den folgenden Sätzen. Ein Sieg der Willenskraft. Und einer mit Folgen. Dank des Triumphes Down Under wird Becker der erste Deutsche, der die Weltranglisten anführt. Edberg ist vom Thron gestoßen.

7. Juli 1991 Wimbledon - Niederlage gegen Stich in Wimbledon

So wird's nie wieder sein: Die beiden deutschen Tennis-Profis Michael Stich (r) und Boris Becker vor Beginn des Endspiels der 105. All England Championships in Wimbledon am 07.07.1991. Der Elmshorner bezwang den Leimener in drei Sätzen mit 6:4, 7:6 und 6:4.  Boris Becker startete im Juli 1997 in Wimbledon seinen Abschied auf Raten. Auf den neuen Teamchef der deutschen Daviscup-Mannschaft wartet ein Stück harte Arbeit. Fast parallel mit seiner Rückzugs-Ankündigung kam das Good-Bye des zweitbesten deutschen Tennis-Cracks Michael Stich. dpa (zu dpa 0110)
Angespannte Minen vor dem Finale.
picture-alliance / dpa, AFP

Bittere Pille – ausgerechnet in Wimbledon. Landsmann Michael Stich entthront Becker auf seinem Lieblingscourt. Hinzu kommt: Die beiden sind sich nicht wirklich grün. Das Duell in der Hitze Londons wird medial aufgebauscht. Emotionaler Kämpfer hier (Becker) gegen eher unterkühlten Strategen (Stich) auf der anderen Seite. Becker gibt sein erstes Aufschlagspiel aus der Hand – Stich lässt dem Favoriten und Publikumsliebling an diesem Tag in drei Sätzen keine Chance.

8. August 1992: Olympische Spiele - Doppel mit Stich Olympia

Boris Becker (li.) und Michael Stich (beide Deutschland), Doppel Olympiasieger 1992, mit ihren Goldmedaillen

Boris Becker left and Michael Stitch both Germany Double Olympic medalists 1992 with theirs Gold medals
Gold für Becker/Stich.
imago sportfotodienst, imago/Kosecki, imago sportfotodienst

Eben noch als Rivalen gegeneinander im Finale gestanden, nun als Duo unterwegs für Deutschland bei Olympia. Weniger als Freunde, denn als Zweck-Partner gehen Becker und „Spieler Stich“ (so nannte Becker den Rivalen) in Barcelona an den Start. Das aber mit vollem Erfolg. Am Ende gibt‘s die Goldmedaille im Doppel.

9. Juli 1995: Wimbledon – Ein Sampras zu viel

From Left to Right:- PETE SAMPRAS Professional Tennis Player From USA. HRH DUCHESS OF KENT HRH DUKE OF KENT BORIS BECKER Professional Tennis Player. From Germany. (Seen at the 1995 Wimbledon Tennis Championships) Universal Pictorial Press Photo UGL 009812/C-13 09.07.1995
Pete Sampras und Boris Becker nach dem Finale.
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Der Karriereherbst von Becker liefert. Wieder einmal steht er in Wimbledon im Finale, mittlerweile schon 28 Jahre alt. Inzwischen hat ein neuer Tennis-Star Wimbledon erobert: Pete Sampras. In seinem letzten Wimbledon-Finale verliert Becker in vier Sätzen mit 7:6, 2:6, 4:6, 2:6.

24. November 1996: ATP Weltmeisterschaft - Das beste Spiel der Karriere

Pete Sampras aus den USA umarmt Boris Becker am Sonntag (24.11.) in Hannover nach seinem Sieg im Finale um die ATP-Weltmeisterschaft. Sampras gewann das Spiel gegen den Titelverteidiger in fünf Sätzen mit 3:6, 7:6, 7:6, 6:7 und 6:4. dpa
Boris Becker umarmt Pete Sampras.
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Ein Jahrhundertmatch in Hannover. Kein Scherz. 1996 fand dort erstmals die ATP-Weltmeisterschaft statt. Die Halle steht wie wild hinter dem Lokalmatador. Die beiden Finalisten schenken sich nichts. Becker beginnt das Match mit vier Assen in Serie. Sampras gibt kein bisschen klein, die Partie wiegt hin und her – über fünf Sätze. Ein Tennis-Thriller. Sätze zwei bis vier gehen ins Tie-Break. Am Ende siegt Sampras, aber das ist fast schon egal. Sowohl der Amerikaner als auch Becker bezeichnen das epische Match als bestes ihrer Karriere und umarmen sich herzlich. Großes Tennis, das den Namen verdient hat.

30. Juni 1999: Wimbledon - Letzter Auftritt im Wohnzimmer

Boris Becker responds to the applause of the crowd, at the end of his Men's Singles, fourth round match against Australia's Patrick Rafter on the Centre Court at Wimbledon Wednesday, June 30, 1999. Rafter defeated Becker, who is reportedly making his last appearance at Wimbledon, 6-3, 6-2, 6-3. (AP Photo/Dave Caulkin)
Boris Becker verabschiedet sich von Wimbledon.
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Time to say Goodbye. Becker verabschiedet sich – wie soll es auch anders sein – in seinem Wimbledon-Rasentempel. Bei seinem letzten Turnier schlägt er zunächst noch den deutschen Emporkömmling Nicolas Kiefer. Im Achtelfinale scheitert Becker dann aber an Patrick Rafter. Abschied unter Standing Ovations. Es ist das Ende in Wimbledon und einer ganz großen Tennis-Karriere. Danach macht der deutsche Tennis-Star Schluss mit dem Profisport. Auf der Pressekonferenz nach dem Achtelfinale sagt er: „Das war mein letztes Match.“ (msc)