Rassismus in den USA

Black Lives Matter - Was von der Bürgerrechtsbewegung blieb

The Black Lives Matter PLZ NW street sign
January 18, 2021, Washington, District of Columbia, USA: The Black Lives Matter PLZ NW street sign sits on a clody day in the United States Capital.
Chris Juhn, picture alliance / ZUMAPRESS.com

Von Tobias Elsaesser

In den 1960er Jahren wurden die USA in ihren Grundfesten erschüttert. Das Trauma, das der Mord an John F. Kennedy am 22.11.1963 ausgelöst hat, überschattet leicht, dass die Morde an dessen Bruder Robert und den Bürgerrechtlern Malcolm X und Martin Luther King kaum weniger traumatisch waren. Vor allem die Ermordung Kings, der zur Symbolfigur der Bürgerrechtsbewegung geworden war. Derweil nahm weit entfernt in Vietnam das nächste große amerikanische Trauma seinen Lauf. In der Folge zersplitterte die Bürgerrechtsbewegung, die politisch viel für die Rechte der Schwarzen Bevölkerung in den USA erreicht hatte. Was blieb gesellschaftlich von den Veränderungen?

Haben sich die Zeiten wirklich geändert?

Das Aufkommen der Black-Lives-Matter-Bewegung (BLM) und die als Antwort darauf auftauchende All-Lives-Matter-Bewegung (ALM) in den 2010er Jahren zeigen: Nicht genug. BLM entstand im Sommer 2013 als Bewegung in den sozialen Medien mit dem entsprechenden Hashtag #blacklivesmatter nach dem Freispruch für George Zimmermann, der der Tötung von Trayvon Martin angeklagt war.

BLM sah in diesem Freispruch eine Entwertung Schwarzen Lebens, ebenso wie in dem überproportionalen Anteil Schwarzer, die jährlich durch Polizeigewalt ums Leben kommen. Nachdem im August 2014 der Jugendliche Michael Brown in Ferguson (US-Bundesstaat Missouri) durch die Schüsse eines Polizisten getötet wurde, reisten BLM-Mitglieder zu Demonstrationen in die Stadt und gewannen so nationale Aufmerksamkeit.

Es bleibt noch Einiges zu tun

Als eine Art Antwort auf BLM formierte sich bald eine Bewegung, die den Slogan „All Lives Matter“ formulierte. Es entbrannte eine Diskussion, welche Formulierung dem Anliegen gerechter würde. Viele hinterfragten jedoch den Sinn hinter „All Lives Matter“. So gab der Fernsehmoderator Bill Maher zu bedenken, „All Lives Matter“ impliziere, „dass alle Leben gleichermaßen bedroht sind. Und das sind sie nicht.“ Alicia Garza, eine der Begründerinnen von „Black Lives Matter“ sagte, den Namen in „All Lives Matter“ ändern zu wollen, sei „ein Beweis dafür, dass wir den strukturellen Rassismus in diesem Land nicht verstehen“.

Die Präsidentschaft eines Barack Obama konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den USA noch immer einen solchen strukturellen Rassismus gibt. Die Präsidentschaft eines Donald Trump offenbarte diese Tatsache sogar noch einmal sehr deutlich. Im Jahre 1965 sagte der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson über diesen Rassismus, dass es „in unser aller Interesse sein muss, die verkrüppelnde Hinterlassenschaft von Bigotterie und Ungerechtigkeit zu überwinden. Und wir werden das schaffen“. Knapp 60 Jahre später bleibt festzuhalten, dass sich seitdem etwas getan hat, geschafft ist es aber noch nicht.