Karsten Limberg entschuldigt sich für geschmacklose Tweets

„Dummheit“: Seniorin stirbt bei tragischem Verkehrsunfall – und wird bei Twitter verhöhnt

Fahrradunfall mit Lkw
In Berlin wurde eine Frau bei einem Unfall mit einem LKW getötet (Symbolbild),
deutsche presse agentur
von Jan Dafeld und Burak Kahraman

In Berlin kam eine 81-jährige Radfahrerin bei einem Unfall mit einem LKW tragisch ums Leben. Ohne dabei gewesen zu sein, unterstellt ihr ein Mann bei Twitter eine „Dummheit“ und behauptet, sie „hätte den Unfall vermeiden können“. Die Aufregung ist groß. Die CDU distanziert sich öffentlich von ihrem Parteimitglied. Gegenüber RTL rudert der Mann nun zurück und entschuldigt sich bei der Familie der Getöteten.

Berlin: Mann bezeichnet tragischen Tod als „Dummheit“

„Ich unterstelle der Getöteten, dass sie durch eine vorausschauende Fahrweise diesen tödlichen Unfall hätte vermeiden können“, schrieb Kasten Limberg am Mittwochabend bei Twitter. Als der LKW-Fahrer anfuhr, „kam die Radfahrerin und wie so oft musste sie dann unbedingt noch vor dem bereits anfahrenden LKW vorbei“, spekulierte er. Den tragischen Unfall bezeichnete er als „Dummheit.“

Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, dass der LKW aus einer Ausfahrt in der Saargemünder Straße nach links abbiegen wollte. Dabei hatte er die Radfahrerin, die auf dem Radweg unterwegs war, erfasst. Sie verstarb noch am Unfallort.

Die Aufregung um Limbergs Äußerungen ist groß. Am Donnerstag entschuldigte er sich auf Twitter für seine Worte. „Mein Tweet hat die Gefühle von Menschen verletzt, das wollte ich nicht u. das tut mir leid - natürlich wollte ich nicht der alten Dame die Schuld geben“, schrieb er. „Jedes Verkehrsopfer ist eines zu viel - über die Ursachen wollte ich eine Diskussion anstoßen, dafür habe ich den falschen Weg gewählt.“ Sein Account ist mittlerweile deaktiviert.

Mann entschuldigt sich bei Familie: „Das war völlig daneben und tut mir leid“

Gegenüber RTL erklärt sich Limberg ausführlicher: „Ich wollte ein Problem ansprechen, habe die Würde der Frau dabei aber völlig außer Acht gelassen“, sagt er. „Das war völlig daneben und tut mir leid“, entschuldigt er sich bei der Familie der getöteten Frau.

Er sei „kein Fahrradhasser“ und „für die Mobilitätswende“, betont Limberg. „Die Toten dürfen dabei aber nicht noch zunehmen.“ Viele Fahrradfahrer hätten „keine Sensibilität für Gefahrensituationen“, behauptet er. Sich aus der Ferne eine Meinung über den Unfall zu bilden, sei dennoch „unangemessen“ gewesen.

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Berliner CDU distanziert sich von ihrem Parteimitglied

Doch Limbergs Tweets schlagen sogar in der Berliner Politik hohe Wellen – denn Limberg ist CDU-Mitglied. Die Berliner CDU distanziert sich öffentlich von seinen Worten.

„Dieser Mann spricht nicht für die CDU und nicht für die Berliner CDU. In der CDU gibt es keine zwei Meinungen darüber, dass an dieser Stelle tiefe Betroffenheit und auch Beileid gegenüber den Angehörigen angebracht ist“, sagt Stefan Evers, Generalsekretär der Berliner CDU der „Berliner Zeitung“. „In solchen Fällen sollte man immer Pietät walten lassen.“

Sowohl die CDU als auch Limberg selbst betonen, dass er ein einfaches Mitglied in der Partei sei. Er habe weder ein Mandat noch ein Amt. Limberg erklärt, dass er in der Vergangenheit nur bei wenigen Treffen der Partei war.

Berlin: Über 300 Verkehrstote seit 2015

Die Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in Berlin, Bettina Jarrasch, sprach der Familie der getöteten Radfahrerin am Mittwoch ihr Beileid aus. „Ich möchte den Angehörigen mein tiefes Beileid aussprechen. Wir werden den Ort untersuchen, um Gefährdungen auszuräumen“, schrieb die Grünen-Politikerin bei Twitter. „Sicherheit ist das wichtigste Ziel der Verkehrspolitik.“

Allein 2020 kam es in Berlin zu 126.286 Verkehrsunfällen. Dabei kamen 50 Menschen ums Leben, 18 davon waren Radfahrer. Seit 2015 starben mehr als 300 Menschen im Berliner Straßenverkehr.