Was, wenn das böse ausgegangen wäre?
Achtjähriger hatte Atemnot: Vater und Sohn von Notaufnahme in Bad Kissingen abgewiesen

Der achtjährige Linus war krank und bekam nachts plötzlich Atemnot. Sein Vater eilte mit ihm in die nahegelegene Notaufnahme des St.-Elisabeth-Krankenhauses im bayerischen Bad Kissingen. Doch dort wurde er schon an der Notfallglocke wieder weggeschickt. Wie konnte es dazu kommen?
Krankenhaus lehnt Patienten ab: Weiter Weg zur nächsten Klinik
Der Fall, über den die Mainpost berichtet, wirft viele Fragen auf. Demnach teilte man Mitchell Young und seinem Sohn mit, dass in der Notaufnahme keine Kapazitäten mehr frei seien und sie ins Leopoldina-Krankenhaus nach Schweinfurt fahren sollten. Das ist circa 25 Kilometer entfernt. Nach RTL-Informationen ist zwar inzwischen bekannt, dass der Junge unter einem so genannten Pseudokrupp-Anfall gelitten hat und somit keine Lebensgefahr bestand. Das konnten zu diesem Zeitpunkt aber weder der besorgte Vater noch die Ärzte wissen, die sich das Kind gar nicht angesehen haben.
Das St.-Elisabeth-Krankenhaus hat den Vorfall auf Anfrage der Mainpost eingeräumt und angekündigt, ihn zu untersuchen. Das Kind hätte "von einem Arzt oder einer Ärztin unserer Klinik gesehen und untersucht werden müssen, bevor über das weitere Vorgehen entschieden wird", zitiert die Zeitung aus der Stellungnahme der Klinik.
Dürfen Notaufnahmen Patienten ablehnen?

Das Internet ist voll von Geschichten, in denen Patienten schildern, dass sie in angeblich gar nicht oder nicht rechtzeitig behandelt wurden. Der Fall des siebenjährigen Elias Muhammed aus Pempelfort machte 2018 bundesweit Schlagzeilen. Der Junge soll gesund gewesen sein, plötzlich unter hohem Fieber gelitten und dann von mehreren Ärzten behandelt worden sein. Diese sollen den Ernst der Lage aber nicht erkannt haben. Das Kind starb kurz darauf an den Folgen einer Blutvergiftung.
Auf der anderen Seite bemängeln Notaufnahmen, dass regelmäßig Patienten kämen, die keine Notfälle sind. Vor allem am Wochenende und in den Abendstunden. Bei etwa jedem Zweiten ist die Erkrankung nicht akut, ermittelte die Krankenhausgesellschaft. Das Dilemma: Ablehnen dürfen Notaufnahmen Patienten nicht, die sich in einem akuten Zustand befinden. Und ob ein solcher vorliegt, wisse man eben meist erst nach der Untersuchung, sagte Christian Wrede, Chefarzt des Notfallzentrums Klinikum Berlin-Buch, 2018 im RTL-Interview.
Wann ein Notfall vorliegt, haben wir hier zusammengefasst.
Abgewiesen in der Notaufnahme - mit versteckter Kamera im Krankenhaus
Nach welchem Prinzip entscheiden die Ärzte eigentlich, wer wann behandelt wird? Reporter Robert Keckeis hat mit versteckter Kamera in einer Notfallaufnahme recherchiert. (sbl)