Brief-Schreck im Vorgarten

Australiens Postenboten in Angst: Immer öfter werden sie von Hunden angegriffen

Hund bellt
Hunde greifen in Australien immer häufiger Postboten an. (Symbolbild)
YuriyGreen, iStockphoto

Sie werden gejagt, besprungen und nicht selten gebissen – Postboten in Australien kommen zusehends auf den Hund, jedoch nicht im scherzhaften Sinne. Immer häufiger werden sie Opfer von Hundeangriffen und können ihre Arbeit nicht mehr sicher ausführen. Das Problem hat mittlerweile derartige Ausmaße angenommen, dass die australische Post einen eindringlichen Aufruf gestartet hat.

Postboten werden in Australien immer häufiger von Hunden attackiert

1.173 Vorfälle zwischen Hund und Postbote – so viele zählt die australische Post laut dem britischen Boulevardblatt „Daily Mail“ alleine seit Juli vergangenen Jahres, das sind rund 400 mehr als im Vorjahr. „Hunde greifen unsere Postboten und Zusteller jeden Tag etwa fünfmal an, und diese Zahl hat sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht", erklärt Rod Barnes von der Australia Post.

Auch Postbote Tony Gadsby hat das erlebt: Seit mehr als 20 Jahren stellt er Briefe und Pakete zu, doch laut „Daily Mail“ ist auch er gerade wieder Opfer eines Hundeangriffs geworden. Er habe eine neue Route mit Post beliefert, als ein Hund auf ihn zugerannt kam, erinnert sich der Postbote. Zeit zu reagieren, habe er keine gehabt – die Situation belaste ihn sehr: „Ich bin es langsam leid, und gerade das ist schwer für mich, weil ich Hunde liebe, aber ich muss sie alle als potenzielle Gefahr betrachten.“

Sein Appell richtet sich daher an die Halter: „Ich möchte andere Hundebesitzer dazu auffordern, sich einen Moment mehr Zeit zu nehmen, um sicherzustellen, dass ihr Hund keine Gefahr für jemanden darstellt, der nur seine Arbeit macht.“

Gerade an der Haustür kann es brenzlig werden

Einfach ihrer Arbeit nachgehen, wird für Australiens Postboten immer gefährlicher – egal wo sie gerade sind: Laut Australia Post finden über 40 Prozent der Angriffe auf dem Gehweg statt, doch gerade auch die Paket- und Briefzustellung an der Haustür birgt große Risiken. Hundehalter würden ihre Vierbeiner zwar häufig mit einem Bein oder Knie zurückzuhalten versuchen, die Tiere würden sich jedoch genauso häufig losreißen und auf den Postboten losgehen. „Diese Vorfälle können sowohl für unsere Mitarbeiter an der Haustür als auch für den Tierhalter traumatisch sein", erklärt Barnes laut der „Daily Mail“.

Neben den mentalen Folgen, kommt es auch immer wieder zu körperlichen: Postboten werden durch Hundebisse teilweise schwer verletzt, aber auch nicht-angeleinte Hunde, die vor die Zustellfahrzeuge der Post laufen, kommen nicht immer nur mit dem Schrecken davon.

Daher wendet auch Rod Barnes von der Australia Post sich eindringlich an die Hundebesitzer: „Unsere Postboten wissen, wie wichtig ihr Job ist und sie tun ihr Bestes, um die Post und die Pakete zu Ihnen nach Hause zu bringen, aber sie müssen sich sicher fühlen, und dazu brauchen wir die Hilfe der Hundebesitzer.“

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Australische Post startet Aktion

Australia Post hat daher jetzt eine Aktion zur Sensibilisierung von Herrchen und Frauchen ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Auch gute Hunde haben mal schlechte Tage“ fordern sie Hundehalter auf, für die Sicherheit der Postboten zu sorgen und ihre Hunde anzuleinen oder für die Briefzustellung in einen separaten Raum zu bringen. Ansonsten dürfte es in Zukunft schwer werden mit der Postzustellung: „Wenn sich unsere Postboten am Briefkasten oder an der Haustür nicht sicher fühlen, können sie die Post nicht zustellen“, sagte Barnes laut „Daily Mail“.

Warum greifen Hunde Postboten an?

Doch warum scheinen Hunde ganz dem Klischee entsprechend bevorzugt Postboten zu attackieren? Die australische Tierärztin Dr. Katrina Warren erklärt in der „Daily Mail“, dass Hunde entweder Angst vor den unbekannten Menschen haben oder Postboten als Eindringlinge in ihr Revier betrachten könnten. „Das Problem ist, dass der Briefträger immer wieder zurückkommt, so dass der Hund ihn erneut anbellt, um ihn zu vertreiben, aber nach einer Weile kann der Hund den Einsatz erhöhen und mehr bellen, knurren, sich auf ihn stürzen oder sogar beißen, um sicherzustellen, dass der Briefträger es wirklich kapiert", sagte die Tierärztin der „Daily Mail“. Dieses Verhalten könne dann in einem Teufelskreis resultieren, bei dem es für den Hund zur Gewohnheit wird, Postboten als Feind anzusehen. Ein frühes und gezieltes Eingreifen der Hundehalter sei hier gefragt – damit Hund und Postbote vielleicht doch noch Freunde werden können. (xas)