„Viele Leute vergessen, dass ich auch ein Mensch bin“Aus Protest gegen Trans-Dartsspielerin Noa-Lynn van Leuven - Teamkolleginnen treten zurück

Sie schreibt Geschichte und muss dafür leiden!
Noa-Lynn van Leuven (27) ist Transfrau und spielt professionell Darts. So weit, so gut. Weniger gut finden das aber viele andere – sogar Teamkolleginnen. Zwei zogen sich aus dem niederländischen Nationalteam zurück.
Teamkolleginnen schämen sich
Ihre Begründung ist dabei so feindselig wie altgestrig. Sie habe sich geschämt, unter diesen Umständen weiter für das niederländische Team zu spielen. Deshalb sei es für sie Zeit, zu gehen, schreibt Anca Zijlstra (50) in ihrer „Abrechnung“ bei facebook.
„Ich kann es nicht dulden“
Weiter ätzt sie: „Ich habe lange versucht, das zu akzeptieren, aber ich kann es nicht gutheißen oder dulden. Ich glaube, dass Sport ein gleichberechtigtes und faires Feld sein sollte, das mit gutem Gewissen gehandhabt und akzeptiert werden sollte. Schließlich haben wir so hart daran gearbeitet, in diesem Sport relevant und wettbewerbsfähig zu sein.“
Neben Zijlstra kehrt auch Aileen de Graaf (33) dem Nationalteam den Rücken. Auch sie wolle unter diesen Voraussetzungen nicht mehr für das niederländische Team antreten.
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Hass pur in den sozialen Medien
Ganz üble Kommentare bekommt van Leuven, die sich im Alter von 17 Jahren einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen hat und seitdem als Frau lebt, wenig überraschend in den sozialen Medien. „Ich hoffe, du fällst tot um“, war bisher das Widerwärtigste, das ihr entgegengeschlagen ist.
Dabei wolle sie nur „ihr Ding“ machen, sagt van Leuven der niederländischen Website AD.nl. Und das gelingt ihr erstaunlich gut: Zuletzt hatte sie mit ihrem Turniersieg auf der PDC Challenge Tour für Furore gesorgt. Als erste Transfrau triumphierte sie bei ihrem Debüt in einem Turnier auf dieser Ebene.
So konnte sie als erste Transgender-Dartsspielerin mit Siegen sowohl im Frauenwettbewerb als auch im Gemischtwettbewerb Geschichte schreiben. Und genau das ist so vielen ein Dart, äh, Dorn im Auge.
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van Leuven schreibt Geschichte
Zuletzt hatte auch die britische Darts-Queen Deta Hedman (64) bei dartsnews.com gefordert, dass transsexuelle Spielerinnen nicht in der Rangliste gewertet werden sollten, weil Transfrauen nicht unter Menstruationsbeschwerden litten und daher Vorteile hätten.
Dies belegen Studien zwar im Groben, Leistungsvorteile von Transgender-Frauen im Gegensatz zu Nicht-Transgender-Frauen seien aber vor allem in körperlich anspruchsvollen Sportarten nachzuweisen.
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„Viele Leute vergessen, dass ich auch ein Mensch bin“
Ganz unabhängig von der Gender-Diskussion, wünscht sich van Leuven vor allem eins: „Ich denke, das einzige, was ich an diesem Thema bedaure, ist, dass viele Leute vergessen, dass ich auch ein Mensch bin.“
Leider ist genau diese Sicht zur Zeit für viele nicht (mehr) die erste Wahl. (mli)


