Delfin Sundance griff im Seaquarium Miami eine Trainerin anAugenzeuge von Aquarium-Show sicher: „Wenn der Delfin sie hätte verletzen wollen, dann hätte er sie auch verletzt“

von Carlijn Urlings, Jan Dafeld und Konrad Rampelt

Der Angriff eines Delfins auf eine Trainerin im Seaquarium in Miami ging um die Welt. In den sozialen Netzwerken ging das Video der Szene viral, Tierschützer forderten einmal mehr bessere Bedingungen für die in Gefangenschaft lebenden Tiere. RTL hat mit dem Mann gesprochen, der das erschreckende Video aufgenommen hat. Wie hat er die Szene erlebt? Und tun ihm die Delfine leid?
Wie Shannons Kinder auf den Angriff reagiert haben, sehen Sie oben im Video.

Delfin-Angriff auf Trainerin: "Haben nur gehofft, dass nichts Schlimmes passiert"

Shannon Carpenter kam mit seiner Familie gerade von einer zehntägigen Kreuzfahrt in der Karibik zurück. Eigentlich wollten er und seine Kinder dabei auch mit Delfinen schwimmen. Weil das nicht klappte, besuchte die Familie schnurstracks das Seaquarium, um dieses Erlebnis nachzuholen. Bei der Delfinshow in dem Tierpark sahen sie dann jedoch erschreckende Szenen.

„Es war nach etwa zehn Minuten. Die Delfine hatten einen Trick nach dem anderen gemacht, sind in die Luft gesprungen, alle hatten Spaß. Und dann sah es so aus, als würden sie ihren nächsten Trick vorbereiten – aber nichts ist passiert“, berichtet Shannon von der Szene. „Dann hat man gesehen, wie eine Trainerin durch das Wasser geschubst wurde. Und als sie ein paar weitere Male getroffen wurde, haben die Leute realisiert, dass da etwas nicht stimmt.“

„Wir haben nur gehofft, dass nichts Schlimmes passiert. Man macht sich Gedanken, das Herz schlägt schneller. Ich glaube jeder von uns hat Filme wie ‚Der weiße Hai‘ gesehen“, erzählt Shannon weiter. „Aber sie hat es ans Ufer geschafft. Man hat gesehen, dass sie Schmerzen hatte, aber eine andere Trainerin hat für sie übernommen und die Show beendet.“

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Shannon über Delfin-Angriff: "Ich denke, er hat ihr eine Warnung verpassen wollen“

Shannon Carpenter sprach mit RTL über den Vorfall.
Shannon Carpenter sprach mit RTL über den Vorfall.
RTL

Unter Shannons Video in den sozialen Netzwerken diskutierten zahlreiche User über die Aufnahmen. „Der häufigste Kommentar war, dass die Delfine so nicht leben wollen, sondern im Ozean, in Freiheit“, erzählt Shannon. „Andere sagen, dass sie in der Freiheit nicht überleben können, sobald sie frei gelassen werden.“

Und er selbst? „Viele der Tiere in dem Park haben eine Behinderung, sie wurden von Booten getroffen. Eine Seekuh dort kann zum Beispiel nicht tauchen“, erzählt er. „Das Wasser sah sauber aus, die Leute haben sich wirklich um die Tiere gekümmert. Sie wirkten auch so, als wären sie ziemlich glücklich darüber, das Zuhause zu haben, das sie haben.“

Dass der Delfin die Trainerin ernsthaft attackiert hat, glaubt er daher nicht. „Wenn der Delfin die Trainerin wirklich hätte verletzen wollen, dann hätte er sie auch verletzt“, sagt Shannon. „Ich denke, er hat ihr eine Warnung verpassen wollen.“

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Delfinschützerin fordert ein Ende der "Qual der Tiere"

Diese Meinung teilen allerdings nicht alle. Viele Menschen halten die Haltung der Tiere in Parks wie dem Seaquarium für nicht artgerecht, ihre Becken beispielsweise für zu klein. Delfinschützerin Verena Platt-Till wundert es daher, dass Vorfälle wie der in dem Video nicht noch häufiger vorkommen.

"Oft sind ihre Becken nicht ausreichend dimensioniert. Der US-Standard liegt bei vorgeschriebenen neun Metern Länge und einer Tiefe von 1,80 Metern und ist daher viel zu klein“, sagt sie im Interview mit RTL. Oft entwickelten Delfine Aggressionen oder auch Verhaltensstörungen, so die Tierschützerin weiter. "Dazu gehören eben auch dieses harte Schubsen, oder Zurückdrängen, wie man das in dem Video erkennen kann.“

Seaquarium äußert sich zu Delfin-Angriff auf Trainerin

Auf Anfrage von RTL teilt Seaquarium mit, dass die Trainerin den Delfin bei der Übung versehentlich gekratzt habe. Daraufhin hätte dieser die gewohnte Routine abgebrochen und die Trainerin gerammt.

„Der Zusammenstoß zwischen Sundance und der Trainerin war etwas, das beiden noch nie zuvor passiert ist“, heißt es in dem Statement des Tierparks. „Die Vorgänge bei dieser und bei anderen Shows werden geprüft. Eine Änderung der Abläufe wird die Chance zukünftiger Unfälle minimieren.“

Ob der Vorfall wirklich Besserung für die Tiere in dem Park bringt, bleibt allerdings abzuwarten. Erst vergangenes Jahr wurde Seaquarium ein 17 Seiten langer Bericht wegen zahlreicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorgelegt. Allzu viel geändert hat sich seitdem offenbar nicht.

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