Arzt vor Gericht
Johann S. soll psychisch Kranken den Suizidwunsch erfüllt haben
Ein 82-jähriger Arzt steht seit Dienstag (28.01.) wegen Totschlags vor dem Landgericht Essen!
Er soll einem psychisch Kranken den Suizidwunsch erfüllt haben. Der Arzt ist bereits in einem ähnlichen Fall verurteilt worden.
Er ist überzeugt, das Richtige getan zu haben. So stellt Johann S. es vor Gericht dar. Immer wieder kommen Menschen zu ihm, die sterben wollen. Hunderten hat der 82-jährige Arzt schon dabei geholfen. Das ist in Deutschland erlaubt - vorausgesetzt, der Sterbewillige entscheidet sich aus freiem Willen. Im aktuellen Fall bezweifelt das die Staatsanwaltschaft Essen aber.
Patient litt unter Depressionen
Der 42-jährige Patient aus Essen soll fast blind gewesen sein. Er litt an einer Vielzahl körperlicher Erkrankungen. Dem Arzt gegenüber soll er deshalb den Wunsch geäußert haben, zu sterben. Laut Anklage hat ihm Dr. Johann S. dann im Sommer 2023 eine tödliche Infusion gelegt. Das Ventil habe der Patient selbst geöffnet. Allerdings soll der Sterbewillige zu dem Zeitpunkt unter Depressionen gelitten haben. Deshalb soll er nicht in der Lage gewesen sein, frei zu entscheiden. Die Verteidigung sieht keinen Fehler beim Arzt.
Vergangenes Jahr wurde Johann S. wegen eines ähnlichen Falls zu drei Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Damals soll er einem psychisch kranken Patienten aus Dorsten Sterbehilfe geleistet haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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Assistierter Suizid in Deutschland
In Deutschland ist der assistierte Suizid seit 2020 erlaubt.
Eine Voraussetzung ist, dass der Sterbewillige noch frei und selbst entscheiden kann. Aber auch, dass der Wunsch dauerhaft ist. Das ist aber nicht genau definiert. Auch im Falle einer psychischen Erkrankung kann der Schritt gewählt werden. Vor Gericht ist jetzt zu klären, inwiefern der Tote aus freiem Willen handeln konnte. Ein Urteil wird im März erwartet. Sollte der Mediziner wegen Totschlags schuldig gesprochen werden, könnte er für bis zu 15 Jahre ins Gefängnis kommen.