Apotheken mit digitalem Impfpass überfordert
"Wir haben 30 bis 40 Stunden gebraucht, um den Service technisch einzurichten“
Seit dieser Woche soll er das Leben und auch das Reisen von Millionen Deutschen erleichtern. Doch die Einführung des digitalen Impfpasses zeigt wieder einmal, wie sehr die Theorie des Bundesgesundheitsministeriums und die Praxis der Apotheker in diesem Fall auseinanderklaffen.
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Keine Hilfe vom RKI
Mit dem gelben Impfausweis in der Tasche macht sich RTL-Reporter Jürgen Weichert im Raum Frankfurt am Main auf die Suche nach einer Apotheke, die ihm den notwendigen QR-Code für den digitalen Impfnachweis ausstellen kann. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Von acht Apotheken können nur zwei den Nachweis ohne größeren Aufwand sofort ausstellen. Die Hälfte hat nicht die nötige Technik, um den entsprechenden QR-Code zu generieren.
„Bin Apothekerin mit Herz und Seele, aber nur Herzblut hat nicht gereicht. Wir haben wirklich am Wochenende Tag und Nacht daran gearbeitet, 30 bis 40 Stunden, um diesen Service technisch einrichten zu können“, so Apothekerin Miriam Oster aus Oberursel im RTL-Interview. Auf Hilfe von Seiten des RKI oder der Bundesregierung könne man dabei auch nicht bauen. „Die Hotline und die Server des Apothekerverbands und Robert Koch Instituts waren völlig überlastet, wir sind einfach nicht durchgekommen.“

"Mit der Umsetzung lässt man die Apotheken und Ärzte allein"
Dabei können große Apotheken, wie die Columbus Apotheke in Oberursel, noch auf eine starke Struktur innerhalb des eigenen Unternehmens zurückgreifen. „Ich weiß nicht, wie kleinere Apotheken das schaffen. Die Regierung, Herr Spahn, informiert uns gleichzeitig mit den Bürgern. Und dann müssen wir sofort handeln und haben kaum Zeit zu überlegen und planen“, so Oster weiter.
Ähnliche Kritik kommt von Elmar Arnold, Geschäftsführer der Metropolitan Apotheke am Frankfurter Flughafen. „Wieder, wie bei der Ankündigung für kostenlose Corona Tests, wird von der Politik angekündigt, was die Apotheken so schnell nicht umsetzen können. Die Ankündigungen Spahns klingen nach Erfolgen für die Politik, aber mit der Umsetzung lässt man die Apotheken und Ärzte allein.“
Einlesen geht schnell
Seit dem 14. Juni 2021 soll der digitale Impfnachweis überall in Deutschland in Apotheken und Impfzentren verfügbar sein. Hat man einen QR-Code ergattert, geht die Einrichtung im Smartphone schnell. Einfach den Code mit der neuen „Covpass-App“ oder der „Corona-Warnapp“ eingelesen und schon ersetzt diese den gelben Impfpass. Der bleibt aber auch trotzdem weiter gültig.
TVNOW Doku "Zwischen Hoffnung und Tod - wer hat Schuld am deutschen Impf-Desaster?"
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