Chaos in Afghanistan
US-Präsident Joe Biden droht den Taliban - und verteidigt US-Truppenabzug

Afghanistan versinkt im Chaos. Der Abzug der internationalen Truppen hat eine dramatische Lage nach sich gezogen und den Taliban zurück an die Macht verholfen. US-Präsident Joe Biden hat der Terrorgruppe jetzt für den Fall eines Angriffs auf US-Kräfte mit "einer raschen und starken" militärischen Reaktion gedroht. Das gelte für jede Handlung der Taliban in Afghanistan, die das US-Personal oder deren Mission gefährden würde, sagte Biden am Montag (Ortszeit) im Weißen Haus.
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Biden: "Werden unsere Leute mit vernichtender Gewalt verteidigen"
"Wir werden unsere Leute mit vernichtender Gewalt verteidigen, falls nötig", versicherte er. Zugleich verteidigte der US-Präsident vehement seine Entscheidung, die amerikanischen Truppen aus dem Krisenland abzuziehen. Er stehe felsenfest zu seiner Entscheidung, sagte Biden. Es hätte auch keinen Unterschied gemacht, wenn die US-Truppen noch etwas länger in Afghanistan geblieben wären, argumentierte er und warf den afghanischen Sicherheitskräften erneut mangelnde Kampfbereitschaft vor.
Biden räumte aber ein, die Vereinigten Staaten hätten das Tempo des Vormarsches der Taliban unterschätzt: „Dies hat sich schneller entwickelt, als wir erwartet hatten.“
Afghanisches Militär kollabiert
Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen nach dem Abzug der ausländischen Truppen in rasantem Tempo praktisch alle Provinzhauptstädte des Landes eingenommen - viele kampflos. Am Sonntag rückten sie auch in Kabul ein. Kämpfe gab es keine. Der blitzartige Vormarsch überraschte viele Beobachter, Experten und auch die US-Regierung.
Auf dem Papier waren die Taliban den afghanischen Streitkräften unterlegen. Rund 300 000 Mann bei Polizei und Armee standen Schätzungen zufolge rund 60 000 schlechter ausgerüsteten Taliban-Kämpfern gegenüber. Diese profitieren aber von ihrem brutalen Ruf, den sie während ihrer Herrschaft in den 90er-Jahren mit öffentlichen Exekutionen oder Auspeitschungen erlangt haben.
Biden sagte, das afghanische Militär sei kollabiert, „zum Teil ohne den Versuch zu kämpfen“. Die USA hätten die afghanischen Sicherheitskräfte ausgebildet und ausgerüstet. Die Vereinigten Staaten hätten ihnen aber nicht den Willen geben können, für ihre Zukunft zu kämpfen. Bereits in der vergangenen Woche hatte Biden mangelnden Kampfeswillen der afghanischen Sicherheitskräfte beklagt. (dpa / swi / cch)