Sie gilt auf der Arbeit als Impfgegnerin und hat ihren Impfpass gefälscht

Anklage erhoben: Hat Pflegerin durch ihre Corona-Infektion den Tod dreier Bewohnerinnen zu verantworten?

Christoph Schmidt
Eine 45-jährige Angestellte soll ihren Impfpass mutmaßlich gefälscht haben. (Symbolbild)
deutsche presse agentur

Es ist ein Fall, der nach über zwei Jahren Pandemie nur noch für Kopfschütteln und Fassungslosigkeit sorgt. Eine Angestellte (45) eines Pflegeheims in Hildesheim hat ihrem Arbeitgeber einen gefälschten Impfpass vorgelegt – doch nicht nur das: Sie habe sich später unbemerkt mit dem Corona-Virus infiziert und soll laut Staatsanwaltschaft für die Ansteckung eines Kollegen verantwortlich sein. Weil dieser unwissend seinen Dienst weiter fortsetzt, kommt es mutmaßlich zu einem Corona-Ausbruch – mit tödlichen Folgen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Hildesheim Anklage wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung erhoben.

Tödliche Spirale beginnt

In den Folgetagen soll es laut Staatsanwaltschaft zu elf Ansteckungen unter den Bewohnern und drei weiteren bei den Pflege- und Reinigungskräften gekommen sein. Die Ermittlungen haben ergeben, dass die Angeschuldigte zumindest mittelbar für die Ansteckungen verantwortlich ist. Drei Bewohnerinnen im Alter zwischen 80 und 93 sterben im Laufe der Zeit, bei mindestens einer Person ist die Corona-Infektion die Todesursache.

Als Impfgegnerin auf der Arbeit bekannt

Das Unfassbare: Die Angeschuldigte erfährt am 26.11.2021 von der Infektion ihres Sohnes, der bei ihr lebt, und erst vier Tage später meldet sie sich krank. Darüber hinaus habe sie dem Arbeitgeber am 07.12.2021 mitgeteilt, dass ihr Mann wegen eines schweren Corona-Verlaufes im Krankenhaus sei. Ihr Arbeitgeber habe sie daraufhin an die Vorlage des Impfausweises erinnert, den sie dann übersendet habe. Wohlwissend, dass es sich bei der Arbeitnehmerin laut Kenntnis des Heimes um eine Impfgegnerin handelt. Deshalb holt sich das Heim Informationen über den Impftermin und die Chargennummer der Impfung ein, woraus sich ergibt, dass es sich um eine Fälschung handeln muss – die Heimleitung erstattet Strafanzeige.

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Ehemann verstirbt an Corona

Im Laufe der Ermittlungen werden laut Angaben der Staatsanwaltschaft PCR-Abstriche der verstorbenen Bewohnerinnen, der Angeschuldigten und ihres Lebensgefährten, der zwischenzeitlich verstirbt, genommen. Die Probe der Angeschuldigten wird versehentlich im Labor vernichtet, doch die ihres verstorbenen Lebensgefährten gibt Aufschluss: Es könne durchaus eine zusammenhängende Infektionskette zwischen den Toten geben, da die Unterschiede der Proben minimal und eine klare Abgrenzung zu anderen Sequenzen erkennbar sein.

Angeschuldigte gibt Fälschung zu

Laut Staatsanwaltschaft hat die Angeschuldigte die Impfpass-Fälschung eingeräumt, sich zu den weiteren Vorwürfen aber nicht geäußert. Doch bei dieser Beweislage bleibt so oder so die Frage, warum ein Mensch derart rücksichtslos handelt und den Tod anderer Menschen in Kauf nimmt. (kbü)