Alles eine Frage des Stils

Wir haben es geschafft – die erste Woche des Wahnsinns ist vorbei. Während Criminal Mind Hoeneß immer noch die Schlagzeilen beherrscht und sich Lausbub Rummenigge auch kurz mal in ebenjene geschmuggelt hat, befinden wir uns auf der größten Astral-Reise der Bundesliga-Geschichte nun im Auge des Sturms.
Die erste Klärung der deutsch-spanischen Verhältnisse hat sich im kollektiven Heldengedächtnis einsortiert. Alle haben wieder ihren Frieden mit Fußball- und Wechselgott Götze, auch wenn dort die Stilfrage für den ein oder anderen offenbar immer noch nicht ausreichend beantwortet worden ist. Und vor den Wettschaltern bezüglich Lewandowski, Gomez & Co. sind die ersten bereits im Stehen eingeschlafen. Ist ja auch anstrengend. Schließlich hat Lewandowski vermutlich neben zwei Verträgen bei den Bayern auch prophylaktisch Arbeitspapiere bei Manchester United, Real Madrid und versehentlich auch Rosenborg Trondheim unterschrieben. Gleiches gilt für Gomez, der hier und da auch schon mal einen Medizincheck in Mitteldeutschland zwecks Verwirrung einstreut. Da kostet der Wetteinsatz gerne mal den Verstand.
Und bei aller sportlicher Dominanz und sonstiger Themenbeherrschung der Bayern und des BVB, ist die Frage natürlich immer wieder legitim, ob eine Liga mit 18 Mannschaften überhaupt noch Sinn macht. Man könnte sich die Scilly-Inseln zum Vorbild nehmen, wo die Woolpack Wanderers und die Garrison Gunners in der kleinesten Liga der Welt in zwanzig packenden Begegnungen die Meisterschaft unter sich ausspielen. Von Abnutzungsgefahr redet dort schließlich keiner.
Doch würde der gemeine Fußball-Fan so schöner Momente des Schreckens beraubt, die es auch rund um den 31. Spieltag wieder zu bestaunen gab. Da stärkt zum Beispiel ein Thomas Eichin, gerade mal seit einer Handvoll Tage im Amt, in aller Eitelkeit einem Thomas Schaaf den Rücken, der seit 14 Jahren mit Bremen verwachsen ist wie eine treue Zecke mit dem Fell eines lausigen Bobtails. Es ist eben alles eine Frage des Stils. Doch mit Stil tut sich Werder ja offensichtlich zunehmend schwer. Wenn schon Arnautovic und Elia nichts Besseres einfällt, als sich durch einen nächtlichen Spurwechsel auf der Autobahn auf dem Transfermarkt interessant zu machen, dann gut Nacht.
SpVgg Reuter Fürth
Weitere Stilblüte des Grauens: Fürth. Eine Chance gegen "Bitte-kauf-mich"-Freiburg haben sie ja noch, um nicht ohne einen einzigen Heimsieg in die Annalen einzugehen. Muss in etwa so bitter sein wie nach harter Arbeit nach Hause zu kommen, sich wie immer wie Bolle auf Currywurst Pommes zu freuen und dann gibt’s noch nicht mal Reis, Baby.
Vielleicht sollte da mal Erfolgsmanager Stefan Reuter nach dem Rechten sehen. Seit der in Augsburg im Hintergrund die Fäden zieht, läuft es schließlich wie am Schnürchen. Nichts gegen Weinzierl jetzt, aber es ist geradezu frappierend auffällig, wie der FCA seit Reuters Verpflichtung gleich drei Entwicklungsschritte auf einmal vollzogen hat. Vom Namen würde es bestens passen: SpVgg Reuter Fürth. Nur Stil hätte auch das nicht. Dann lieber Effenberg auf Schalke. Da würde sich die Frage nämlich erst gar nicht stellen.