Erster öffentlicher Auftritt seit Wochen
So abgemagert sieht Putin-Kritiker Nawalny inzwischen aus
Mehr als drei Wochen war der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny im Hungerstreik.Jetzt gab es zum ersten mal wieder Bilder von ihm in der Öffentlichkeit zu sehen. Dabei wirkte er körperlich stark gezeichnet. Per Videoverbindung wurde der 44-jährige Oppositionspolitiker am Donnerstag zu einer Gerichtsanhörung dazugeschaltet.
Nawalny bleibt kämpferisch
Abgemagert, ausgezehrt und fast kahlgeschoren: So zeigt sich Putin-Kritiker Nawalny erstmals seit Wochen wieder in der Öffentlichkeit. Nach Angaben von einem seiner Anwälte hat er in der Haft rund 20 Kilo an Gewicht verloren.
Dennoch bleibt er weiter kämpferisch und greift Putin und die russische Justiz wieder mit Korruptionsvorwürfen scharf an. Putin sei ein „diebischer König", der sich bis zum Ende an der Macht halten wolle. „Weitere zehn Jahre werden kommen, ein gestohlenes Jahrzehnt wird kommen", unterbricht Nawalny den Richter und wird von diesem gerügt. Nawalny merkt zudem an, dass er zuvor in ein Badehaus gebracht worden sei, um für die Anhörung "anständig" auszusehen. Er sei aber "ein furchtbares Skelett" und wiege jetzt 72 Kilogramm, so wenig wie zu seiner Schulzeit.
Nawalny hat am Freitag seinen am 31. März begonnenen Hungerstreik beendet, nachdem er eine geforderte medizinische Behandlung erhalten hat. Er hatte im vergangenen Jahr einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat im Januar wurde Nawalny festgenommen und wegen des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dies wurde international scharf kritisiert, die EU und die USA haben deswegen Sanktionen gegen Russland verhängt.
Unterstützerorganisation verboten
Nawalny steht erneut vor Gericht, weil er Berufung gegen ein Gerichtsurteil eingelegt hat, das ihn wegen Verleumdung eines Weltkriegs-Veteranen schuldig gesprochen hatte. Der ehemalige Rotarmist hatte im vergangenen Jahr für Verfassungsreformen geworben, die es Putin erlauben, nach 2024 für zwei weitere Amtszeiten zu kandidieren. Nawalny hatten den Veteranen daraufhin einen Verräter und korrupten Lakaien genannt.
Auch für Nawalnys Oppositionsbewegung sieht es zur Zeit schlecht aus. Wie sein Unterstützerteam erklärt, hat die russische Justiz weitere Vorwürfe gegen ihn erhoben und sein Netzwerk regionaler Mitstreiter-Gruppen sei aufgelöst worden, nachdem die Staatsanwaltschaft der Gruppe Anfang der Woche alle Aktivitäten verboten hatte. Die Arbeit in seiner jetzigen Form aufrechtzuerhalten, sei unmöglich, da den Mitstreitern unmittelbar strafrechtlichen Verurteilungen drohten, so Nawalnys Vertrauter Leonid Wolkow. Die Staatsanwaltschaft wirft den Nawalny-Unterstützergruppen vor, die politische Lage in Russland zu destabilisieren und eine Revolution auslösen zu wollen.
Das Verbot der Oppositionsgruppe soll bis zum Abschluss eines Gerichtsverfahrens gelten, in dem es um die Einstufung der Nawalny-Mitstreiter als extremistisch geht.