Angeblich gilt Amnesie in Afghanistan

Afghane in Todesangst vor Taliban: "Sie machen mit den Tötungen weiter!"

Seitdem die Taliban in erschreckender Geschwindigkeit nach Kabul vorgedrungen sind, herrscht unter den Menschen in der afghanischen Hauptstadt Angst und Schrecken. In Verstecken versuchen sie sich vor den Gräueltaten der Terrororganisation zu schützen. Vor wenigen Stunden dann die vermeintliche Wende: In ihrer ersten Pressekonferenz versprachen die führenden Köpfe der Taliban Waffenruhe und Amnestie für Unterstützer des Westens. Doch wird die auch wirklich eingehalten? Ein Informant aus Afghanistan sagt im stern-Videointerview: „Sie machen mit den Tötungen weiter!“
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Noch immer Tötungen in Afghanistan

Haben die Taliban in der so versöhnlich wirkenden Pressekonferenz gelogen? Am Dienstagnachmittag hatte Sabiullah Mudschahid, der langjährige Sprecher der Islamisten, bekanntgegeben, dass Afghanistan nicht länger ein Ort des Tötens sein soll. "Wir haben all die begnadigt, die gegen uns gekämpft haben. Die Feindseligkeiten haben ein Ende", hatte er vor laufenden Kameras angegeben. Doch offenbar sieht das in der Realität bisher anders aus.

Wie ein langjähriger afghanischer Mitarbeiter der giz, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, jetzt im Interview mit dem „Stern“ geschildert hat, sei die Lage in Afghanistan nach wie vor angespannt. Er selbst habe von Augenzeugen erfahren, dass eine Waffenruhe bislang noch nicht umgesetzt worden sei: „Sie machen weiter. Sie haben Polizeibeamte, auch Polizistinnen, auf offener Straße ermordet.“ Seinen ganzen Bericht zeigen wir oben im Video.

Ob und wann die Taliban ihr Versprechen wirklich einhalten und in eine gewaltfreie Regierung übergehen, ist bislang nicht bekannt. Fakt ist: Das Vertrauen der Menschen vor Ort werden sie sich mühsam erkämpfen müssen. (cch)