Metal-Legenden mit neuem Material

Accept-Gitarrist verrät im RTL-Interview: „Nächstes Jahr gibt es ein neues Album und eine Tour"

Wolf Hoffmann live auf der Bühne mit seiner Heavy-Metal-Band Accept.
Wolf Hoffmann live auf der Bühne mit seiner Heavy-Metal-Band Accept.
Mattias Ericsson
von Denise Kylla

Nach mehr als 40 Jahren haben sie immer noch nicht genug!
Die deutsche Heavy-Metal-Band Accept ist derzeit live unterwegs, tritt am 13. Dezember in Kölner Carlswerk Victoria auf. Wolf Hoffmann ist seit 1976 Gitarrist der Band und lebt mittlerweile in Nashville in den USA. Gründe, um immer wieder nach Deutschland zurückzukehren, gibt es für ihn aber viele. Welches das sind, verriet er im Interview mit RTL.
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Ihr spielt am 13. Dezember in Köln. Bei Facebook gibt es ein Video von dir, in dem du vom Brauhaus Früh schwärmst. Was habt ihr da erlebt?

Da sind wir bestimmt ein paarmal abgestürzt. Ein richtiges Kölsch trinken, gehört dazu. Wir haben in den frühen 80ern in Pulheim in den Dieter Dierks Studios aufgenommen und waren deshalb auch häufig in Köln unterwegs. Wir haben über die Jahre hinweg auf oft in Köln gespielt – manche Venues gibt es bestimmt gar nicht mehr – die Sporthalle zum Beispiel.

Die Band Accept gibt es seit mehr als 40 Jahren.
Die Band Accept gibt es seit mehr als 40 Jahren.
CHRISTOPH VOHLER, © Christoph Vohler Munich Germany

Ihr habt einige Alben in Pulheim aufgenommen. Warum habt ihr euch für diesem Standort entschieden?

Wir hatten einen Produktions-Deal mit der Firma Dierks. Und das war damals eins der Weltklasse-Studios. Früher gab es gar nicht so viele Studios. Die Scorpions haben da auch aufgenommen. Wir waren da super aufgehoben und haben den Sound bekommen, den wir gesucht haben.

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Wenn sich heute technisch viel verändert hat - wie nehmt ihr dann auf?

Heute ist alles digital geworden. Früher gab es riesige Bandmaschinen, alles kostete ein Vermögen und war entsprechend exklusiv. Die Budgets hatten astronomische Größenordnungen – das hat sich alles gewandelt. Wir nehmen immer noch in Studios auf, aber alles ist digitaler und kompakter geworden. Das ermöglicht es einem auch, nicht alles an einem Ort zu machen. Ich habe hier in Nashville ein Studio, gemischt wird in England. Wir schicken uns die „Bänder“ einfach übers Internet. Wir haben aber immer noch das alte Prinzip beibehalten, dass wir gleichzeitig in einem Raum am Album arbeiten. Es passiert schon mal, dass man später nochmal Overdubs (eine Tonaufnahme, die zu einer schon bestehenden Aufnahme (Playback) später hinzugemischt wird; Anm. d. Red.) macht und sich später zuschickt. Aber die Hauptarbeit entsteht gemeinsam.

Wenn ihr gemeinsam im Studio aufnehmt, wie lange dauert das dann?

Der gesamte Prozess hat sich jetzt sechs bis acht Wochen hingezogen. Mit einer Unterbrechung – aber ich sitze manchmal Monate im Voraus schon da und leiste Vorarbeit. Dann arbeite ich die Grundkonzepte der Songs schon mal alleine aus. Dann spiele ich sie unserem Produzenten Andy Sneap vor und wir wählen die Lieder aus, auf die wir uns konzentrieren. Dann kommt Mark Tornillo, unser Sänger, dazu und macht seinen Part. Es ist immer ein Hin und Her zwischen Einzelarbeit und der Arbeit zu zweit oder zu dritt.

Ein Markenzeichen der Band: Flying-V-Gitarren.
Ein Markenzeichen der Band: Flying-V-Gitarren.
Mattias Ericsson

Du lebst in Nashville. Was hat dich zum Auswandern bewegt?

Nashville hat mir immer schon gefallen, weil es eine kreative Stadt ist. Die Stadt hat den Beinamen „Music City“. Die gesamte Stadt dreht sich um Musik, hier sind viele Musiker, viele Produzenten, Studios, Firmen, die sich mit Musik befassen. Ein kreatives Pflaster – hier kann man als Musiker gut leben.

Gibt es in Nashville viele Möglichkeiten, Konzerte live anzusehen?

Hier in Nashville gibt es viele Live-Konzerte, es gibt Riesen-Venues (Veranstaltungsorte; Anm. d. Red.), kleine Venues, Hallen und kleinere Clubs ohne Ende. Ich persönlich gehe da nicht so gerne hin, weil ich eher so ein Einzelgänger bin, der sich zu Hause verbarrikadiert und alleine arbeitet.

Woraus zieht ein Einzelgänger wie du seine Kreativität?

Aus Luft, Liebe, Metal und den Gedanken an Köln (lacht). Ich bin immer gerne in Köln. Köln war immer eine geile Stadt. Ich habe auch selbst jahrelang in der Nähe von Köln gewohnt. Auch mal eine kurze Zeit in der Innenstadt. Ich mag Köln.

Accept haben in der Heavy-Metal-Szene eine riesige Fanbase.
Accept haben in der Heavy-Metal-Szene eine riesige Fanbase.
Mattias Ericsson

Eine Frage für Kenner: Wenn du dich entscheiden müsstest: Hammerfall oder Höhner?

Die Höhner natürlich!

Ihr habt für die Show in Köln eine besondere Überraschung angekündigt - kannst du dazu schon etwas verraten?

Ich glaube, ich kann es schon verraten: Chris Boltendahl von der Band Grave Digger wird bei einigen Songs mitsingen. Das wird etwas Besonderes – wir freuen uns darauf!

Sänger Mark Tornillo in Action.
Sänger Mark Tornillo in Action.
Mattias Ericsson

Vermisst du Deutschland manchmal und hast Heimweh?

Ja, habe ich. Wie gesagt: Das Publikum dort ist super. Ich bin auch privat gerne in Deutschland. Seit Neustem bin ich auch mit meiner Freundin zusammen, die in Deutschland lebt.

Du hast mal gesagt, die Rock-Szene in den 70er- und 80er-Jahren sei in Deutschland sehr lebhaft gewesen. Ist Deutschland heute noch Metal oder eher Schlager?

Ich verbringe zwar immer noch viel Zeit in Deutschland, bin aber kein Kenner der deutschen Musikszene. Speziell in den 80er Jahren hat sich in Deutschland eine schöne Metalszene entwickelt. Letztendlich hat sich die ganze Festivalkultur rund ums Wacken auch daraus entwickelt – das ist ja sensationell. Ich würde schon sagen, die Metal-Szene ist „alive and kickin’“ – wie man so schön sagt. Da kommt noch sehr viel aus Deutschland.

Kommt das auch in den USA so an?

Ja! Speziell diese Festival-Sache ist ein europäisches Phänomen, das er in den letzten Jahren in die USA herüberschwappt. Aber das Phänomen, dass die Fans jährlich treu zu diesen Festivals gehen, übernachten und campen, das ist eine ganz eigene und interessante Subkultur, die gegen jeden Trend ihrer Musikrichtung folgt. Das ist wie eine Kultgemeinschaft. Das gibt es hier in Amerika weniger.

Accept spielen am 13. Dezember ein Kontert in Köln und haben eine Überraschung im Gepäck.
Accept spielen am 13. Dezember ein Konzert in Köln und haben eine Überraschung im Gepäck.
CHRISTOPH VOHLER, © Christoph Vohler Munich Germany

Wenn du deutsche Fans mit anderen vergleichst - sind wir da nicht ein bisschen temperamentlos?

Wenn man in Südamerika spielt, dann sind die Fans schon begeistert, bevor es überhaupt losgeht – das stimmt schon. Die feuern die Band an, bevor der erste Ton gespielt ist. In Deutschland oder auch den skandinavischen Ländern ist es manchmal etwas stiller am Anfang – die wollen zu Beginn etwas mehr überzeugt werden. Nur als Tendenz. Aber wir haben ein super Publikum. Die deutschen Fans sind uns über Jahre treu geblieben – ich könnte mir kein besseres Publikum wünschen.

Wenn du auf die Bühne gehst: Magst du es, wenn das Publikum von vornherein auf deiner Seite ist oder magst du die Herausforderung, die Leute erst zu überzeugen?

Ich mag beides. Es ist schön, wenn die Leute vom ersten Ton an begeistert sind. Aber wenn man das Gefühl hat ‘da geht noch was, ich muss die Leute überzeugen’, das ist auch geil. Das ist speziell bei Festival so. Da sind oft zehn oder 20 Bands und die Fans sind nicht alle unseretwegen gekommen. Da hast du auf der Bühne manchmal das Gefühl ‘hey Leute, wir müssen Gas geben’. Da hat man dann auch schon mal dieses Gefühl: ‘Euch kriege ich auch noch.’

Stell dir vor, du müsstest Accept in der heutigen Zeit nochmal neu gründen. Wie schwer wäre das in Zeiten von Social-Media?

Ich denke oft darüber nach. Ich glaube, an dem Schwierigkeitsgrad oder der Problematik, sich durchzusetzen, hat sich wenig geändert. Es hat sich nur die Art und Weise geändert, wie man es macht. Früher war es auch schwer, einen Plattenvertrag zu bekommen oder sich durchzusetzen. Was aber stimmt: Es gibt eine Flut an Veröffentlichungen. Jeden Tag erscheinen neue Sachen – sich da durchzuwühlen und noch Aufmerksamkeit zu erreichen, stelle ich mir schwieriger vor. Aber es gibt dann doch immer wieder Bands, die es doch schaffen.

Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn wir heute Accept nochmal gründen würden. Wenn ich heute nochmal 20 wäre, hätte ich einen ganz anderen Horizont und eine andere Herangehensweise. Mich aus meiner heutigen Sicht nochmal zurückzuversetzen, ist ein merkwürdiges Gedankenspiel.

Wolf Hoffmann sprach im RTL-Interview über neue Musik und sein Leben in den USA.
Wolf Hoffmann sprach im RTL-Interview über neue Musik und sein Leben in den USA.
Mattias Ericsson

Auf RTL+ gibt es die Serie Legend of Wacken - wenn du so was siehst, fühlst du dich in alte Zeiten zurückversetzt? Schaust du dir gerne alte Aufnahmen von dir an?

Ich schwelge nicht gerne in der Vergangenheit. Ich genieße es nicht, mich daran zu ergötzen, wie schön es früher war. Ich habe ein riesiges Archiv mit alten Zeitungsausschnitten, die bei mir im Lagerraum verstauben. Ich schaue lieber in die Gegenwart und Zukunft – das ist eher mein Ding. Mein Motto ist: ‘Was war, das war – und vorwärts wird das Schiff gelenkt.’

Steht denn schon ein Termin fest, wenn ihr euch mal wieder trefft und kreativ seid?

Es wird bald ein neues Album geben und das ist auch schon im Kasten. Aber weder Titel noch Veröffentlichungsdatum darf ich verraten. Es wird auch eine Tour geben. Wir sind im nächsten Jahr viel unterwegs.