Kim Virginia offenbart Essstörung
„Ich habe Binge Eating gemacht!”

„Hast zugelegt. Übelst Cellulite bekommen. Fang an, Sport zu treiben, Girl!“
So lauten nur einige der verletzenden Kommentare, mit denen sich Kim Virginia täglich auf Instagram konfrontiert sieht. Anstatt zu schweigen, nimmt der Dschungelcamp-Star genau diesen Kommentar, um ein Zeichen gegen Bodyshaming zu setzen und verrät, jahrelang unter einer Essstörung gelitten zu haben.
Kim Virginia bestrafte sich mit Binge Eating
In ihrer Instagram-Story erklärt Kim Virginia (29), warum sie solche Themen bisher selten angesprochen hat: „Ich möchte nicht zu viel Raum Negativem geben. Aber das Leben ist zu kurz für so einen Käse.“ Jetzt hat Kim jedoch beschlossen, den Hass-Kommentaren etwas entgegenzusetzen. „Ich hatte mal Essstörungen, und zwar sehr krasse. Ich war sowohl untergewichtig als auch übergewichtig“, offenbart sie. „Ich habe lange darunter gelitten, dass ich Binge Eating gemacht habe, super viel gefuttert, um dann eben das Ganze wieder loszuwerden.”
Lese-Tipp: Symptome richtig deuten - wann liegt eine Essstörung vor?
Ihre Geschichte sei von extremen Schwankungen geprägt gewesen. Essen sei ihr Belohnungssystem gewesen. Sie sei gefangen in einem Kreislauf aus Selbstbestrafung und Leistungsdruck gewesen, getrieben von dem Gefühl, sich Essen erst verdienen zu müssen. „Ich habe viele Wettbewerbe gemacht und es war immer erster Platz oder ,Du bist der Loser’”, sagt sie. „So wurde ich auch so ein bisschen erzogen. Immer Leistung erbringen und irgendwann hat sich das damals bei mir so eingebürgert.”
Im Video: Twenty4Tim, geht da nochmal was mit Kim Virginia?
„Dieser eine Kommentar kann komplett das Leben verändern“
Heute gehe es Kim Virginia besser. Doch die negativen Kommentare auf Social Media, die sie täglich erhält, lassen sie nicht kalt. „Das soll Menschen triggern, das soll dazu führen, dass jemand sich schlecht fühlt“, stellt sie klar. „Dieser eine Kommentar kann komplett das Leben verändern.“
Streaming-Tipp: Hier alle Folgen von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus” schauen
Kim erinnert ihre Follower daran, dass hinter jedem Instagram-Account echte Menschen mit echten Gefühlen stecken. „Wir sind keine Vasen oder Pampasgras, das sind alles Menschen mit Gefühlen“, sagt sie und fordert mehr Empathie. Ihr Appell: „Dann benutzt lieber mich als Ventil für irgendeinen Selbsthass”, sagt die 29-Jährige. „Ich habe das Ganze überwunden.”
Lese-Tipp: Gefährliches Mobbing: Das hilft Opfern von Bodyshaming
Das sagt der Experte
RTL fragt Allgemeinarzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht nach seiner Einschätzung zu Kim Virginias Essstörung. Er sagt: „Essstörungen wie Magersucht (Anorexie), Bulimie und Binge Eating werden oft verwechselt. Bei Magersucht essen Betroffene kaum und wollen durch strikte Selbstkontrolle die Kontrolle über ihren Körper erlangen. Sie leiden unter einer gestörten Selbstwahrnehmung. Bulimie kombiniert Essanfälle mit Erbrechen, um die Kalorien loszuwerden, während Binge Eater große Mengen anfallartig essen, aber nicht erbrechen, was oft zu Übergewicht führt. Der Jojo-Effekt ist oft immanent.”
„Die Ursachen für Essstörungen sind komplex und oft in einer Mischung aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren zu suchen. Aktuelle Auslöser, die dann konkret die Krankheit zum Vorschein bringen, sind meist emotionale Belastungen wie Kränkungen, eine Trennung oder ein Trauma. Essstörungen sind hartnäckig und schwer zu überwinden. Statistisch schaffen es nur etwa ein Drittel der Betroffenen dauerhaft, ohne Rückfälle zu leben. Eine multimodale Therapie, einschließlich Psychotherapie und/oder Klinikaufenthalten, ist meist notwendig. Wichtig ist es, die Betroffenen aus ihrer gewohnten Umgebung herauszuholen. Es bleibt jedoch immer ein gewisses Risiko, dass die Störung bei emotionalem Stress wiederkehrt. Zum Vergleich: Statistisch überwinden mehr Menschen eine Depression als eine Essstörung. Kim Virginia zieht aus ihrem Angebot an ihre Follower – lieber ihr negative Kommentare zu schreiben als anderen – womöglich selbst emotionale Stabilität für ihre eigene Situation. Körperlichen Funktionen ist es übrigens egal, ob man mit Freude oder aus Bestrafung gegessen hat. Die Leber oder Gefäße verzeihen eine langanhaltende Essstörung meist nicht.”
Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen
Solltet ihr selbst Depressionen haben, suchtkrank oder von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen.
Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.