Howard Carpendale im sehr privaten RTL-InterviewMein Sohn half mir durch meine dunkelste Zeit!

von Jasmin Raziorrouh und Marigona Sulejmani

Das hier ist keine klassische Vater-Sohn-Beziehung.
Howard Carpendale füllt seit über 60 Jahren die größten Konzerthallen Deutschlands. Sein Sohn Wayne arbeitet seit Jahren als Schauspieler und Moderator – nun versucht er sich als Filmemacher. Sein erster Clou? Eine Dokumentation über seinen Vater. Doch wer hier mit Liebe, Kitsch und Familienfreude rechnet, der irrt. Stattdessen wartet nur eine Sache auf die Zuschauer: die Wahrheit über die harten Zeiten. Und genau über diese haben wir mit den beiden gesprochen. Das seht ihr oben im Video.

„Durch meine Augen - Mein Vater Howard Carpendale” ist „eine sehr authententische Dokumentation”

Howard Carpendale ist einer der erfolgreichsten Musiker in Deutschland. Fans feiern ihn vor allem für Hits wie „Hello Again“ oder „Ti Amo“ – und natürlich für mehr als 60 Jahre Bühnenerfahrung. Und genau diese wurde nun mit einer Kamera festgehalten. Und das von niemand Geringerem als seinem Sohn, Wayne Carpendale. Für die Dokumentation „Durch meine Augen - Mein Vater Howard Carpendale“ ist der Moderator und Schauspieler erstmals in die Rolle des Autors, Produzenten und Regisseurs geschlüpft. Dafür hat er seinen Vater von Herbst 2023 bis Sommer 2024 mit der Kamera begleitet und sie schonungslos draufgehalten. Auch auf die verletzlichen, harten Momente: „Ich habe ihn gebeten, das Ganze mal erst alleine zu machen, ohne dass ich überhaupt da hineinschaue und versuche, seinen Stil zu verändern. [...] Ich muss ganz ehrlich sagen, diese Doku hat mich persönlich sehr bewegt. Ich weiß genau, wenn man liest, Vater und Sohn machen eine Doku, dann wird der normale Zuschauer denken: ‘Ach, das wird schon ganz schön kitschig und lieb und nett sein.’ Und das ist genau das Gegenteil. Es ist eine sehr authentische Dokumentation“, erklärt uns Howard Carpendale im RTL-Interview.

Hör-Tipp: Hier könnt ihr Howard Carpendale rauf und runter hören

Als sich der 78-Jährige noch mal entschied, auf große Tour zu gehen, machte ihm seine Gesundheit ausgerechnet am ersten Tag der Tour einen Strich durch die Rechnung. Doch aufgeben kam für den Sänger nicht infrage. Er zog durch, vor den Augen seiner Fans und seiner Familie. Er zeigte vor der Kamera den Howard, der am Ende seiner Kräfte ist und einfach nicht aufgeben will. „Es ist authentisch und ich glaube, für mein Gefühl ist das sehr oft so, dass das gerade in unserem Musikgenre fehlt. Man will immer schöne Farben und alles schön. Und diese Doku ist wie gesagt sehr realistisch”, so Howard Carpendale.

Lese-Tipp: Schlager-Star Howard Carpendale: Diesen Fehler bereue ich bis heute!

Wayne ist der viel bessere Papa! Und das wirft sich Howard Carpendale bis heute noch vor

Neben den schweren Bühnenmomenten und denen hinter der Bühne ist da aber noch dieses Vater-Sohn-Mysterium. Kann so eine Zusammenarbeit überhaupt gut gehen? Wie geht man mit diesen schwachen Momenten um? Gibt es da eine klare Rollenverteilung? Kann das nur klappen, wenn man dieselben Vorstellungen, dieselbe Ästhetik, dieselbe Vision hat? „Ich glaube, ehrlich gesagt, und das wird er mir nicht übel nehmen, Wayne kommt mehr nach seiner Mutter. Wir sind, in unserem Umgang miteinander, irgendwie wie zwei Brüder. Aber ich glaube, unsere Geschmäcker und viele Dinge, an denen wir glauben, sind anders. Aber das ändert nicht die Tatsache, dass wir ganz, ganz feste, gute Freunde sind. Zwei Männer, die wirklich Spaß haben, wenn sie zusammen unterwegs sind”, erklärt uns Howard Carpendale. Und auch wenn sie sich in einigen Dingen ähnlich sind und in vielen anders, der wohl größte Unterschied, laut dem Sänger ist, dass Wayne der bessere Vater sei: „Ich sehe, wie Wayne als Vater ist. Wayne ist ein zehnmal besserer Vater, als ich es jemals war. Das gebe ich gerne zu. Aber es wird auch schwer, ein genauso guter Vater zu sein, wie er für seinen kleinen Sohn ist. Das ist das, was ich mir am meisten vorwerfe.“

Lese-Tipp: Wie Wayne seine Frau Annemarie vor 17 Jahren rumgekriegt hat

Das scheint Wayne aber wieder anders zu sehen: „Mein Dad war einfach für mich, so skurril das vielleicht auch erst mal klingen mag, einfach ein ganz normaler Dad. Ich kann das natürlich auch nicht anders. Müssen wir uns nichts vormachen. Aber er war wirklich oft für mich da, wenn ich angerufen habe. Egal wann, wo, wie. Außer diese zwei Stunden auf der Bühne konnte ich und kann ich ihn immer erreichen. Ich war oft auf Tour dabei. [...] Er hat mich vor allem von klein auf auch wirklich auch schon gesehen. Sagt man heute so lapidar. Aber er hat mich wahrgenommen, hat mich ernst genommen.“ Howard Carpendale war zwar „kein klassischer Windelpapa”, stellt Wayne weiter fest. Doch „die Zeiten haben sich eben geändert!”

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Der Sänger erzählt von depressiver Phase nach der Karriere

„Ich habe mir Sorgen gemacht um meinen Dad”

Und nicht nur das hat sich über die Jahre verändert. Denn: Während Wayne sich daran erinnert, dass sein Vater immer für ihn da war, kam dann alles anders. Nach seinem vorläufigen Bühnenabschied verfiel Howard Carpendale Ende 2003 in eine Depression, er hatte sogar Selbstmordgedanken. Das Leben der Carpendales verändertet sich schlagartig. Plötzlich musste Wayne die Rolle des Fürsorgers übernehmen. Für den Neu-Autor eine „Selbstverständlichkeit”. Wayne erklärt uns um Interview: „Natürlich ist das erst mal ungewöhnlich in der Vater-Sohn-Beziehung, aber jeder Sohn hat seinen Vater auch schon gestützt. Aber, natürlich wächst du als Sohn erst mal so auf, dass dein Vater dich stützt, dass dein Vater dir sagt, wo es lang geht, und dann ist das aber in dem Moment kein Gefühl des Rettens, oder? Das ist eine Selbstverständlichkeit, füreinander da zu sein. Ihm ging es nicht gut. Ich bin rübergeflogen, ich habe geholfen und er hat den Weg dann selbst bestritten.” [...] Weiter erklärt Wayne Carpendale: „Ich habe mir Sorgen gemacht um meinen Dad, aber ich war ja da und ich wusste, ich werde ihm helfen. Und ich werde da nicht fahren, bis es ihm besser geht.”

Lese-Tipp: Streit vorprogrammiert! Bei diesem Thema sind sich Annemarie und Wayne uneinig

Für seinen Vater ist das definitiv keine Selbstverständlichkeit: „Das war eine sehr große Aufgabe. Du warst mit jemandem zusammen. Es war Weihnachten, da trennen sich Paare ungern und du hast meine Krankheit vorgezogen. Das werde ich nie vergessen. Es war unglaublich.” Doch während Howard nur tiefe Dankbarkeit für seinen Sohn zu empfinden scheint, ist für Wayne klar, dass sie eine Familie sind. Sie helfen sich gegenseitig und sind füreinander da: „Mir ging es jetzt vor ein paar Wochen nicht so gut, da hat mein Dad sich ins Auto gesetzt und war schon auf dem Weg zum Flughafen, um mich abzuholen. So sind wir da. Das ist eine Selbstverständlichkeit für uns.”

Ja, vielleicht ist es keine Vater-Sohn-Beziehung wie sie im Buche steht, doch am Ende ist sie echt. Genau wie diese Dokumentation.

Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen

Solltet ihr selbst von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe! Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.