Anzug-Skandal bei Skisprung-WMNorwegen gesteht größten WM-Beschiss aller Zeiten

Schämt euch, echt jetzt!
Dieses Wochenende geht mit als das düsterste in der Geschichte des Skispringens ein. Nachdem Videos im Netz kursierten, wie die Norweger Anzüge manipulierten, gestanden sie am Sonntag, bei der WM in Trondheim bewusst betrogen zu haben. Den Moment der Schande seht ihr oben im Video!

„Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben”

Jan Erik Aalbu holte tief Luft, dann zerstörte er die Mär vom sauberen Skispringen. „Ja, wir haben betrogen. Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben”, sagte der norwegische Sportdirektor, seine Stimme zitterte dabei leicht. Keine 20 Meter entfernt lag noch immer der schwarze Stoff in einem Hotelzimmmer, der den Skandal verdecken sollte.

Trainer auf Enthüllungs-Video zu sehen

Doch das Versteckspiel flog auf. Durch ein Loch waren die Norweger beim Bearbeiten ihrer Anzüge gefilmt worden. Ausgerechnet bei der Heim-WM in Trondheim sorgte Norwegen für die größte Krise im Skispringen seit vielen Jahren. „Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen in dem Wissen, dass sie nicht legal sind. Wir haben versucht, das System auszutricksen. Das ist inakzeptabel”, sagte Aalbu.

Die Manipulation sei ohne Rücksprache mit den betroffenen Springern Marius Lindvik und Johann Andre Forfang erfolgt und nur für einen Wettkampf, sagte Aalbu. Cheftrainer Magnus Brevig, der in dem Skandal-Video zu sehen war, fehlte bei der Pressekonferenz. Ob er nach dem Skandal weiter Trainer sein kann, ist mehr als fraglich.

Das Video hatte am Samstag kurz vor dem WM-Wettkampf von der Großschanze die Runde gemacht. Die Folge war verheerend: Drei Nationen legten Protest ein. Lindvik, Sieger von der Normalschanze, holte dennoch zunächst Silber, bei der folgenden Kontrolle wurde aber ein unerlaubter Eingriff festgestellt - Lindvik und zwei weitere Norweger wurden disqualifiziert.

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Betrüger schnappt Wellinger Gold weg

„Ich bin schockiert. Mit so etwas hätten wir nicht gerechnet”, sagte Renndirektor Sandro Pertile von der FIS. Am Sonntag leitete der Weltverband eine offizielle Untersuchung ein. In Norwegen war das Entsetzen groß, auf die bis dahin so großartigen Weltmeisterschaften fiel ein Schatten. „Unsere WM endet im reinsten Chaos. Lindvik ist Weltmeister, bleibt aber als Betrüger in Erinnerung”, schrieb der Rundfunk NRK.

Pikant: Lindvik hatte sechs Tage zuvor Gold von der Normalschanze vor Andreas Wellinger gewonnen. Eine nachträgliche Aberkennung eines Titels ist aber unwahrscheinlich. „Wenn die Kontrollen fertig sind, sind die Wettkämpfe fertig”, sagte Pertile. Wellinger erklärte am Sonntag kurz vor dem Rückflug, es bleibe ein „sehr, sehr fader Beigeschmack”.

Hüttel wies darauf hin, dass Lindvik wohl bei seinem Triumph denselben Anzug getragen hätte. Bei einer rückwirkenden Disqualifikation würde zudem Karl Geiger Bronze erhalten. Und nicht nur das: Norwegen gewann zudem Mixed-Gold und Team-Bronze, Deutschland war in beiden Wettkämpfen Vierter geworden.

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Hannawald: Schwärzer als nur ein schwarzer Tag

Pikant außerdem: Am Freitag war der norwegische Kombinierer Jörgen Graabak disqualifiziert worden - wegen einer manipulierten Bindung. Auch dieser Fall wird Teil der angekündigten FIS-Untersuchug. Bei den Springern sollen die Norweger dagegen die innen liegenden Nähte mit festem Material verstärkt haben, was die Steifheit der Anzüge und damit die Flugfähigkeit erhöht. Ein gutes Bild gab der WM-Gastgeber wahrlich nicht ab.

Wie es weiter geht, ist offen. Das Thema wird aktuell bleiben: Bereits ab Mittwoch macht der Weltcup in Oslo Station. Der Imageschaden für das Skispringen ist zumindest jetzt schon gewaltig.

Auf die Frage, ob dies ein schwarzer Tag für das Skispringen sei, antwortete Hannawald bei der ARD: „Wenn es eine dunklere Farbe als Schwarz geben würde, würde ich die nehmen.” (mli/sid)