RTL-Sportreporter Timo Latsch: Das Coming-out von Ralf Schumacher ist ein wichtiges ZeichenEndlich frei!

von Timo Latsch

Für Ralf Schumacher (49) ist das Versteckspiel endlich vorbei!
Für ihn ist sein Coming-Out - wie für jeden anderen Menschen übrigens auch - ein großer Schritt und wie ein Befreiungsschlag. Doch seine mutige Entscheidung hat noch viel mehr Strahlkraft.

23.11.2018, Nordrhein-Westfalen, Hürth: Moderator Timo Latsch, aufgenommen am 23.11.2018 in Hürth bei Köln beim 23. RTL Spendenmarathon „Wir helfen Kindern 2018”.
Timo Latsch ist RTL-Reporter und ntv-Moderator.
Horst Galuschka/dpa

Homosexualität ist im Profisport immer noch ein Tabuthema

Um es vorneweg ganz klar zu sagen: Es ist für jeden Menschen wichtig, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Weil ein jahrelanges Unterdrücken von Gefühlen und sexuellen Bedürfnissen damit endlich Geschichte ist! Für Homosexuelle ist das aber nach wie vor zu oft noch zu schwer. Und für homosexuelle (Ex-)Sportler erst recht.

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Homosexualität ist im Profisport immer noch ein Tabuthema. Ein Beispiel dazu aus DEM Volkssport der Deutschen: Es gibt weltweit insgesamt knapp 500.000 Fußballspieler, die professionell Fußball spielen, aber nur sieben, die offiziell schwul sind. Dieses Fazit aus meinen jahrzehntelangen Recherchen zu dem Thema zeigt: Wir sind längst noch nicht in der Normalität angekommen.

Und das hat schlimme Folgen! Es ist extrem anstrengend und eine psychische Belastung, immer wieder darauf achten zu müssen, nicht entdeckt oder überführt zu werden. Das wird im Fall von Ralf Schumacher nicht anders gewesen sein, der erst am Sonntag nach über zwei Jahren Beziehung mit seinem Partner Etienne an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Im Video: Ralf Schumacher gibt überraschendes Coming-out

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Ralf Schumacher kann für die Formel 1 zum Vorbild werden

Deshalb muss ich es ganz klar sagen: Ich freue mich für jeden, der diesen Schritt geht, weil er immer auch ein Vorbild für andere ist. Und Ralf Schumacher kann besonders für die Formel 1 zum Vorbild werden. Fahrer wie Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton haben mit ihren Zeichen für die LGBTIQ+-Community die Tür weit aufgemacht. Mit Ralf Schumacher ist jetzt zumindest ein Ex-Rennfahrer da durch gegangen. Ich würde mich freuen, wenn auch andere den Mut dazu haben. Am schönsten wäre es natürlich, wenn sich Piloten oder Rennstallmitarbeiter vielleicht schon zu ihrer aktiven Zeit ein Beispiel an Ralf Schumacher nehmen würden.

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Doch ich weiß auch, wie schwer das Ganze ist: Gerade der Formel-1-Zirkus ist aktuell auch in Ländern wie Saudi-Arabien unterwegs. Dort droht Homosexuellen noch die Todesstrafe. So traurig es klingt: Im Business Formel 1 sind die Hürden für ein Coming-out deshalb nicht gerade klein.

Die Sportwelt ist ein Stück bunter geworden

Doch die Sportwelt ist dank Ralf Schumacher wieder ein Stück bunter geworden. Das ist ein gutes Zeichen und ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zur Normalität. Irgendwann werden Sportler sich hoffentlich nicht mehr outen müssen, sondern können ihren Partner einfach mit ins Stadion oder in die Fahrerbox bringen. So wie es heterosexuelle Sportler auch können.

Mit dem Coming-out von Ralf Schumacher sind wir diesem Wunsch ein Stück näher gekommen!