Deutscher Hockey-Star bald Ärztin

DARUM ist Mama mein großes Vorbild

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Im Olympia-Viertelfinale war für Selin Oruz und die deutschen Hockey-Frauen Schluss
(C) FOTOAGENTUR SVEN SIMON

Für Olympia-Gold hat’s nicht gereicht, jetzt hat sie ein neues Ziel!
Nach der bitteren Viertelfinal-Pleite bei den Olympischen Spielen gegen Argentinien (0:2), geht’s für unsere Hockey-Frauen zurück nach Deutschland. Und dort tauscht Nationalspielerin Selin Oruz (22) den Hockeyschläger gegen das Stethoskop. Was sie an ihrem Arzt-Beruf mag und von der Politik fordert.

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„Mama war mein großes Vorbild”

Ab Oktober arbeitet die gebürtige Krefelderin in einer Klinik als Assistenzärztin in der Kinderheilkunde und erfüllt sich damit einen Traum. Oruz: „Ich freue mich schon sehr auf die Zeit. Ich finde, Kinder einfach wunderbar, ich bekomme immer ein Lächeln im Gesicht, wenn eine kleine Patientin oder ein kleiner Patient vor mir steht.“

Als spätere Kinderärztin will sie in die Fußstapfen ihrer Mutter treten! „Meine Mama ist selbst Kinderärztin und war immer mein großes Vorbild“, sagt sie. Sie möchte Kindern „präventiv“ helfen. Oruz weiter: „Bei Kindern kann man mit seiner Arbeit noch sehr viel bewirken.“ Außerdem mag sie die „Challenge“, mit betroffenen Eltern zu kommunizieren, Ängste zu nehmen, zu beruhigen. Darum ist für sie die Medizin das „perfekte Fach”.

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Oruz schlägt Alarm

Doch trotz oder gerade aufgrund ihrer großen Vorfreude und Leidenschaft für den Beruf, legt sie ebenso buchstäblich den Finger in die Wunde - sie weiß, dass die kommenden Aufgaben sehr herausfordernd werden. „Das wird eine ganz andere Anstrengung, im deutschen Gesundheitswesen eine Vollzeitstelle zu haben. Ich glaube, jeder, der in dem Bereich arbeitet, weiß, wovon ich spreche. Doch der Herausforderung fühle ich mich gewachsen.“ Zugleich bezeichnet sie die Kindermedizin als die „reinste Medizin“, weil es aus ihrer Sicht hier noch nicht so sehr um „Fallpauschalen, Geldmachen oder Liegezeiten“, und weiter: „Ich habe das Gefühl, dass bei Kindern noch ein bisschen mehr auf den Menschen geachtet wird.“

Damit jedoch nicht nur bei Kindern mehr auf den Menschen geachtet wird, wünscht sie sich von der Politik mehr Handeln. „Ich habe das Gefühl, dass die Politik davon ausgeht, dass sich immer genug Menschen finden, die den Job machen und ihnen somit egal ist, wie die Bedingungen werden, aber irgendwann ist die Grenze erreicht, die Qualität leidet. Dann ist ein Zustand erreicht, der niemanden mehr glücklich macht! Die Arbeit am Menschen wird meiner Meinung nicht genug wertgeschätzt.”

Bei aller Kritik stellt sie klar: „Die Arbeit mit Menschen gibt mir sehr viel zurück.”

Und ist am Ende wohl wichtiger als jede Goldmedaille...