„Ich war praktisch gefangen in meinem eigenen Körper”

Vanessa verbringt ihre ersten neun Lebensjahre im Wachkoma

Vanessa Uhrich liebt ihr Hobby: E-Ball.
Vanessa Uhrich liebt ihr Hobby: E-Ball.
von Alexa von der Recke und Vanessa Höhnl

Vanessa lässt sich nicht ausbremsen!
Jahrelang wissen die Ärzte nicht, was ihr fehlt und sie kann nicht aktiv am Leben teilnehmen. Jetzt macht sie Abitur, treibt Sport und träumt von einem Studium.

Ein schwerer Start ins Leben

Vanessa Uhrich kann die ersten Jahre ihres Lebens nicht am Leben teilnehmen: „Bis ich neun Jahre alt war, konnte ich nichts. Ich konnte weder reden, mich bewegen, sonst irgendwas. Ich konnte gar nichts.” Damals hat sie in den Morgenstunden die meiste Energie. Sie kann manchmal „Ja” oder „Nein” sagen, mehr geht nicht. Wenn ihre Energie aufgebraucht ist, kann sie sich nicht mehr verständigen. Die 20-Jährige denkt nicht gerne an diese Zeit zurück: „Man ist ja praktisch im eigenen Körper gefangen. Und wenn dir was juckt oder was weh tut oder was auch immer, dann kannst du halt nicht Bescheid sagen. Kratz mich mal da und da oder positioniere meinem Bein mal anders. Das war halt Scheiße.” Vanessa sagt im RTL-Interview, dass sie als Kind ein positives Mindset hatte, und doch war es nicht leicht.

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Es hat mich immer gestört, dass ich nicht auch spielen kann. Zum Beispiel wollte ich immer Barbie spielen und ich konnte das einfach nicht. Ich hatte zwar so ein Puppenhaus, so ein Barbiehaus, damals weiß ich noch. Und dann hat jemand anderes praktisch für mich gespielt und ich habe dabei zugeguckt”, erzählt sie im RTL-Interview. Lange wissen die Ärzte nicht, was Vanessa fehlt. Es folgen viele Fehldiagnosen und dann der Durchbruch.

Seit der Diagnose geht es bergauf

Die Diagnose lautet: Segawa-Syndrom. Eine seltene Erbkrankheit, bei der ihr Körper kein eigenes Dopamin herstellen kann. Ohne diesen Botenstoff des Nervensystems bleibt ihr Körper im Wachkoma. Als die Ärzte ihr die richtige Medikation verabreichen, ändert sich ihr Leben komplett. Mit Hilfe von Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie macht sie schnell Fortschritte. Heute kann sie sogar für eine kurze Zeit selbst laufen, doch sie hat auch noch Schmerzen.

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Seit 10 Jahren geht Vanessa auf Torejagd

Durch die vielen Therapien hat sie sich ins Leben gekämpft. Seit zehn Jahren ist sie Teil der Raisdorf Panthers. Dort spielt sie einmal die Woche E-Ball. Das ist eine hockeyähnliche Sportart für gehandicapte Spieler, die auf einen elektronischen Rollstuhl angewiesen sind. Dazu wird an die Rollstühle ein Rammschutz an den Füßen befestigt. Dieser soll sowohl die Rollstühle als auch die Füße schützen. Den Ball kann sie mithilfe des kreuzförmigen Schlägers vorwärts und rückwärts führen. Beim E-Ball wird es schnell mal hitzig – so sehr, dass auch die Rollstühle regelmäßig Pausen brauchen. Eine Halbzeit dauert 15 Minuten.

E-Ball verbindet die Mannschaft

Der Sport ist ihre große Leidenschaft. „Das Tollste ist, dass wir auch als krank, also als Behinderte, am Leben teilnehmen können. So wie normale Menschen”, erzählt sie im RTL-Gespräch. Das gemeinsame Hobby verbindet die Mannschaft. Für die Zukunft wünscht sich die 20-Jährige: „Dass das Schmerzproblem geregelt wird, dass ich mein Abi schaffe und glücklich zu werden.” Außerdem würde sie gerne Mikrobiologie oder Pflegewissenschaften studieren.