Sinners Doping-Deal erzürnt die Tennis-Elite
Zverev findet’s seltsam – Djokovic wittert Beschiss
WADA hadde dudde da?!
Im März 2024 wird Tennis-Star Jannik Sinner (23) positiv auf das verbotene Mittel Clostebol gestestet. Jetzt einigt er sich überraschend mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf eine Sperre von drei Monaten. So kann er pünktlich zu den French Open wieder auf dem Court stehen. Das bringt viele Spieler auf die Palme. Vor allem Novak Djokovic (37) und Deutschlands Tennis-Ass Alexander Zverev (27) zeigen wenig Verständnis für den Deal. Das Vertrauen in den Anti-Doping-Kampf scheint endgültig verloren.
„Das ist irgendwie seltsam, der ganze Prozess”
Zverev, der jüngst das Finale der Australian Open in Melbourne gegen den Weltranglistenersten aus Italien verloren hatte, bezeichnet die Situation und den Prozess bis hin zu Sinners dreimonatiger Dopingsperre als „seltsam”.
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Entweder man habe sich „nichts zuschulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden”, sagt er bei einer Pressekonferenz am Rande des ATP-Turniers in Rio de Janeiro: „Aber wenn man sich etwas zuschulden kommen lässt, dann sind drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre, oder?”

Zverev weiter: „Wenn es nicht sein Fehler war, dann sollte er keine dreimonatige Sperre bekommen. Aber wenn es seine Schuld ist, dann ja. Das ist irgendwie seltsam, der ganze Prozess, die ganze Situation, die es seit fast einem Jahr gibt, das ist einfach seltsam.”
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Djokovic ätzt: Top-Spieler + Top-Anwalt = Top-Deal?
Noch deutlicher wird der ehemalige Branchenprimus Djokovic. „Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es nicht fair ist. Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es eine Bevorzugung gibt”, giftet der Serbe. „Es scheint, dass du beinahe den Ausgang beeinflussen kannst, wenn du ein Topspieler bist, wenn du Zugang zu Topanwälten hast.”
Knallhart-Vorwurf vom Djoker, der wie so viele das Vertrauen in das Anti-Doping-System verloren hat!

„Es ist kein gutes Bild für unseren Sport, das ist sicher. Es gibt eine Mehrheit an Spielern, mit denen ich in der Umkleide gesprochen habe, nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern auch den vergangenen Monaten, die nicht glücklich sind, wie mit dem gesamten Prozess umgegangen wurde”, sagt Djokovic. „Aktuell gibt es grundsätzlich ein Mangel an Vertrauen sowohl von männlichen als auch weiblichen Tennisprofis gegenüber der WADA und der ITIA und dem gesamten Prozess.”

Die WADA hatte mit Australian-Open-Champion Sinner einen Vergleich geschlossen, der es Sinner erlaubt, beim nächsten Grand-Slam-Turnier in Roland Garros wieder am Start zu sein. Die WADA ließ dafür ihre Klage vor dem Sportgerichtshof CAS fallen, weil sie bei Sinner nur eine Teilschuld und bei der Menge des gefundenen Steroids Clostebol keine leistungssteigernde Wirkung erkannt habe.
Experte: WADA hat „Rest-Anstand über Bord geworfen”
Eine Erklärung, die auch Doping-Experten komplett irritiert. „Man muss es so hart sagen: Was die WADA da gemacht hat, bedeutet das Ende des Anti-Doping-Systems in seiner bisherigen Form”, meint etwa der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel bei Sport1. Sein bitteres Fazit: „Was den Anti-Doping-Kampf angeht, hat der Tennissport schon früher keine ruhmreiche Rolle gespielt, in diesem Fall hat er seinen Rest-Anstand über Bord geworfen.”
Aber wie heißt es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. (mli/sid/dpa)