Deutscher Ski-Star erinnert sich an Horror-Sturz„Dann so ein ganz ekliges Gefühl, Geräusch, wie wenn man was zerquetscht.“

Jacob Schramm, Alpiner-Skirennläufer, sitzt vor einer Bergkulisse im Rollstuhl
Erst in knapp vier Monaten wird Jacob Schramm wieder mit dem Laufen beginnen können.
Jacob Schramm
von Thomas Lipke und Wulf Wilde

„Der erste Moment war krass, als ich wieder aufgewacht bin.“
So beschreibt Ski-Star Jacob Schramm (26) den Moment, an dem er realisiert, welche Konsequenzen sein fürchterlicher Sturz auf der berüchtigten Streif in Kitzbühel hat: Die Kreuzbänder in beiden Knien sind durch – und damit ist nicht nur der Traum von der WM in diesem, sondern auch der von Olympia im kommenden Jahr geplatzt.

Der lange Weg zurück auf die Beine

„Im Moment, da tut es weh, die anderen jetzt bei der WM zu sehen“, erklärt Schramm im Gespräch mit RTL. Wenn die Konkurrenz im Februar 2026 in Cortina d’Ampezzo um olympisches Edelmetall fährt, kann er „hoffentlich“ erstmals wieder die Ski unterschnallen, so Schramm. Zunächst müsse er jedoch, wie jeder Kreuzband-Patient, erst einmal wieder laufen lernen.

Lese-Tipp: Süßes Baby-Update von deutschem Biathlon-Star

Sechs bis acht Wochen dauert es normalerweise, bis man wieder mit dem Laufen beginnen könne, so der Sportler. „Bei mir wird es halt noch etwas länger dauern, weil das linke Knie nochmal operiert werden muss.“ Schramm rechnet mit drei Monaten. Derzeit ist er auf den Rollstuhl angewiesen. „Also das rechte Knie ist schon sehr weit, das linke muss ich schonen, weil halt einfach so viel kaputt ist.“

Freundin Lena gibt ihm Halt

In einer Ferienwohnung in Berchtesgaden, die ihm sein Sponsor und Physio Marcus Hirschbiel mit seiner Frau Hilde zur Verfügung gestellt hat, hat Schramm bereits mit der Reha und auch wieder mit leichtem Krafttraining begonnen. Seine Freundin Lena ist aus der gemeinsamen Wohnung zu ihm gezogen, unterstützt ihn im Alltag aber auch mental. „Sie musste mich ab und zu mal den Arm nehmen, wenn wieder die Emotion rauskam“, erzählt Schramm.

Lese-Tipp: MotoGP-Weltmeister stürzt bei Horror-Unfall – Bruch-Schock vor Saisonstart

Von dem Sturz am 25. Januar hat er vor allem drei Geräusche in Erinnerung behalten: „Das rechte Kreuzband, das Knie hat so geknackt, danach ist der Airbag aufgegangen, weil es mich geschmissen hat, das war so ein Puff“, berichtet Schramm in ruhigen Worten. „Und als ich mir dann das linke Knie luxiert (ausgerenkt, Anm. d. Red.) habe im Zaun, dann so ein ganz ekliges Gefühl, Geräusch, wie wenn man was zerquetscht.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Erinnerungen an den Horror-Sturz: Der Fuß nicht da, wo er sein sollte

Erinnern kann er sich auch noch an die ersten Sekunden nach dem Sturz: „Dass ich dann am Boden sitz, auf das Knie herunterschaue und einfach sehe, wie es im 45-Grad-Winkel nach innen steht.“ Der Fuß in einer Position, in der er nicht sein sollte. „Ich war geschockt und habe vielleicht auch deswegen nicht ganz so viel Schmerzen im ersten Moment verspürt, auch wenn es dann nach und nach immer mehr kam.“

Lese-Tipp: Ex-Formel-1-Star heiratet 24 Jahre jüngeres Schweden-Model

Doch dann sei schon der Hubschrauber da gewesen. „Die haben mich dann Gott sei Dank so ein bisschen aus dem Leben geschossen.“ Noch auf dem Hang habe man das eine Kniegelenk wieder eingerenkt. „Und dann bin ich irgendwann aufgewacht in St. Johann im Krankenhaus und war noch ein bisschen neben der Spur.“

Zurück in die Spur finden

Seitdem sei es Stück für Stück besser und ruhiger geworden - auch in ihm drin. „Immer mal wieder so ein bisschen bergauf, bergab, aber ich glaube, ich versuche, das Beste draus zu machen“, meint Schramm. Seine Stimme klingt optimistisch – es ist nicht die erste schwere Verletzung in seiner Karriere. Er und seine Freundin versuchten, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten: Physio, ein bisschen trainieren, ab und zu mal lesen oder Xbox spielen – und lernen.

Schramm studiert neben seiner Karriere Sportmanagement. In ein paar Wochen, will er ein paar Prüfungen ablegen. Eins von vielen kleineren oder größeren Zielen, mit denen Schramm seinen Alltag strukturiert. Die kleinen: „Mal wieder auf das rechte Bein draufsteigen, zehn Meter mit dem Gehwagen gehen.“ Und die großen: „Mein Studium jetzt mal Richtung Ende bringen und weit gedacht wieder auf Ski stehen.“

Den Traum von Olympia weiterträumen

Und dann das ganz Große: „Ich möchte die übernächsten Olympischen Spiele ansteuern, wenn das alles nochmal so hinhaut, wie ich mir das im Moment vorstelle“, sagt Schramm und nach einer Pause: „Sicherlich das hängt wahrscheinlich nicht nur von mir ab, sondern ein bisschen von anderen Faktoren und vielleicht auch ein bisschen vom Glück oder Pech. Aber es wäre ein Ziel, wo man sich noch mal dran festhalten kann.“

Lese-Tipp: Live-Blog zum Super Bowl 2025

Eins hat sich für Schramm auch nach dem Sturz nicht geändert: „Skifahren ist meine Leidenschaft.“ Und deshalb wird er sich auch die Rennen bei der aktuell Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm im Fernsehen anschauen. „Als Kind habe ich das auch genossen, da zuzuschauen. Wieso soll sich das jetzt ändern, nur weil ich hätte dabei sein können.“