170.000 Kinder starten in NRWZum neuen Schuljahr: NRW schafft „Schreiben nach Gehör“ ab und kündigt Tests und Feedback an

von Niklas Bönsch

Mit dem neuen Schuljahr beginnt für mehr als 170.000 Erstklässler in Nordrhein-Westfalen der Unterricht. Bildungsministerin Dorothee Feller stellt dafür neue Konzepte und Reformen vor – von neuen Lernmethoden für Rechtschreibung bis zu digitalen Werkzeugen und mehr Feedback im Klassenzimmer.

Abschied vom „Schreiben nach Gehör“

Mehr als 170.000 Erstklässler beginnen kommende Woche in Nordrhein-Westfalen ihre Schullaufbahn. Zum neuen Schuljahr hat Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in Düsseldorf einige Änderungen angekündigt – und eine klare Botschaft: Die umstrittene Methode „Schreiben nach Gehör“ gehört endgültig der Vergangenheit an. „Wir wollen jetzt digitale Tools an die Schulen geben, wo ich mit lernen kann, Texte gut zu generieren, gut zu formulieren, damit ein anderes Sprachverständnis weiter entsteht und gleichzeitig damit auch Rechtschreibung“, sagte Feller bei der traditionellen Auftakt-Pressekonferenz.

Neues Feedback-Instrument für Schüler

Neben digitalen Hilfen will das Ministerium auch die Stimmung im Klassenzimmer stärker in den Blick nehmen. Dafür soll es ein neues Schüler-Feedback geben – allerdings ausdrücklich nicht in Form von Lehrerbewertungen. „Es geht darum: Fühle ich mich in der Schule wohl. Es geht eben nicht darum zu sagen, wie finde ich eine einzelne Lehrkraft“, betont Feller.

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Mehr Tests für mehr Überblick

Ab sofort wird auch das Lernniveau stärker überprüft. Geplant sind drei zusätzliche, landesweite Tests in den Klassen zwei, fünf und sieben. Damit will das Ministerium frühzeitig Schwächen erkennen. Andreas Tempel, Schulleiter der Alexander-Coppel-Gesamtschule in Solingen, sieht das kritisch: „Das Schwein wird vom Wiegen einfach nicht fetter, wenn man es öfter auf die Waage treibt. Unter Umständen sogar dünner. Das ist gefährlich. Wir haben alle Ergebnisse vorliegen. Man könnte in die Umsetzung gehen. Da muss gehandelt werden!“

Kein Abi-Jahrgang – aber bald mehr Lehrerbedarf

Eine Besonderheit des neuen Schuljahres: An den Gymnasien gibt es diesmal keinen regulären Abiturjahrgang. Hintergrund ist die Rückkehr von G8 zu G9. Ab 2026 bedeutet das aber zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften – besonders an Gymnasien. Um die Lücke zu schließen, sollen Lehrer von den Grundschulen abgezogen werden. SPD-Fraktionschef Jochen Ott kritisiert dieses Vorgehen: „Gerade in der Grundschule ist Beziehung auch wichtig. Und wenn jetzt überall wirklich Hunderte von Lehrern rausgezogen werden, ist das für die Entwicklung der Grundschulen nicht gut.“

Modernere Ausbildung und Quereinstieg

Feller will den Lehrerberuf insgesamt attraktiver machen. Geplant sind eine modernere und praxisnähere Ausbildung sowie erleichterte Möglichkeiten für Quereinsteiger. Ziel sei es, die angespannte Personalsituation an den Schulen langfristig zu verbessern.