Welttag der FrühgeborenenZu Besuch auf der Frühchenstation - wenn kleine Kinder auf einmal ganz große Kämpfer sind
In Deutschland gibt es etwa 65.000 Frühchen. Das sind alle Kinder, die vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. So auch der Sohn von Cindy und Martin Biela. Das Paar ist zum ersten Mal Eltern geworden.
Blutvergiftung und eine schwere Darminfektion
Gabriel ist 16 Wochen zu früh auf die Welt gekommen. Mutter Cindy Biela hatte einen vorzeitigen Blasensprung. Zwei Monate liegt Gabriel jetzt schon auf der Neonatologie, also auf einer spezialisierten Neugeborenen-Intensivstation. Für das Paar war das Ganze ein Schock: „Man muss vorsichtig sein, aber man darf auch keine Berührungsängste haben. Wir kuscheln viel, dann wird er auch auf die Brust gelegt. Das tut ihm auch immer gut und das repariert auch immer so ein Stück unserer Seele“, so der 34-Jährige. Gabriel ist ein echter Kämpfer. Er hat schon einiges durchgemacht: Blutvergiftung und eine schwere Darminfektion.

Die Überlebenschancen von Frühchen sind abhängig von der Geburtswoche: Bei Kindern, die unter der 32. Woche geboren werden, liegt die Sterblichkeit bei zehn Prozent. Bei Kindern, die weniger als 28 Wochen im Mutterleib wachsen, liegt die Sterblichkeit bei 15 bis 20 Prozent.
Risiken durch Frühgeburten
„Langfristig entwickeln sich auch manche Organe nicht so, wie sie das normalerweise getan hätten, wenn das Baby im Bauch geblieben wäre. Das betrifft häufig auch die neurologische Entwicklung von den Kindern“, sagt Kinderarzt Dr. Norbert Teig. Die 24-jährige Sarah Doss ist ein Frühchen. Sie kam damals in der 32. Woche zur Welt. Inzwischen weiß sie, welche Probleme sie durch die Frühgeburt hat: „Ich habe Schwierigkeiten, schwierige Wörter auszusprechen und ich fange halt manchmal an zu stottern. Früher wahrscheinlich mehr, aber durch die Logopädie ist das gut gerichtet worden“, erzählt Sarah Doss.
Krake als Mutmacher
Warum es zu Frühgeburten kommt, können Ärzte schwer sagen. Es gibt viele mögliche Ursachen: Frühe Wehen, Infektionen am Muttermund oder wenn die Mutter gefährdet ist, etwa durch zu hohen Blutdruck oder schwere Wassereinlagerungen. Auf der Neonatologie kümmern sich Spezialisten rund um die Uhr um die Säuglinge. Im Inkubator liegt bei allen Kindern ein Krake.

Er ist nicht nur das erste Kuscheltier, sondern erfüllt auch eine wichtige Aufgabe: Die Tentakelarme ahmen die Nähe zur Nabelschnur im Mutterleib nach. Weil Säuglinge einen starken Greifreflex haben, können sie sich an der Krake festhalten. So soll auch ein versehentliches Ziehen der vielen Schläuche verhindert werden. Zum Weltfrühchentag am Montag (17.11.) haben die Krankenschwestern die Station mit vielen Tintenfischen geschmückt. Der Krake ist für alle ein Mutmacher in schweren Zeiten.

































