Angst um ArbeitsplätzeWirtschaft in NRW – das industrielle Herz stolpert

von Annalena Kirsten

Es brodelt gewaltig in der deutschen Wirtschaft. In einem Brandbrief wenden sich Unternehmer an Bundeskanzler Friedrich Merz. Ihnen reicht’s! Denn die hohen Energiekosten bringen viele an den Rand des Ruins. Auch Familienunternehmen in NRW warnen: So kann es nicht weitergehen, sonst stehen noch mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Lage ist angespannt

Nordrhein-Westfalen ist nicht nur das bevölkerungsreichste Bundesland, sondern gilt traditionell auch als wirtschaftlich stark. Rund 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts werden hier erwirtschaftet. Aber das industrielle Herz stolpert - nach zwei Jahren Rezession stagniert die NRW-Wirtschaft Prognosen zufolge wohl auch in diesem Jahr. „Wir müssen Angst um die Arbeitsplätze in der Industrie haben. Der Wettbewerb international schläft ganz und gar nicht und wir verlieren gerade den Anschluss. Und dann gibt es eine Kettenreaktion”, so David Zülow vom Verband „Die Familienunternehmer NRW.“ Die ersten Dominosteine fallen bereits: Sowohl der Kölner Autobauer Ford als auch der Essener Stahlriese Thyssenkrupp wollen tausende Stellen streichen. Das sind nur zwei prominente Beispiele, denn eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes Metall NRW zeigt: 51 Prozent der Industriebetriebe geht es so.

Energiekosten bleiben Problem

Die neue Bundesregierung wollte alles besser machen, unter anderem mit dem Sondervermögen und Stromsteuersenkung für alle. Letztere kommt jetzt nur fürs produzierende Gewerbe sowie Land- und Forstwirtschaft. Wortbruch, findet auch Henning Höne, der Fraktionsvorsitzende der NRW FDP: „Davon sind ganz viele Handwerksbetriebe, ganz viele kleine Familienunternehmen und auch die Privathaushalte genauso betroffen. Die hätten es auch verdient, entlastet zu werden von Rekord-Energiepreisen.“ Die FDP fasst am Dienstag (08.07.) auf zehn Seiten zusammen, was sich ändern muss. Ein Schwerpunkt: Bezahlbare Energie. Die fordert auch die NRW-AfD. „Sofortige Rückkehr zur Kernkraft. Außerdem brauchen wir auch günstige Braunkohle, auch hier aus NRW. Wir haben da so viel Rohstoff noch im Boden, den wir nutzen können, um unsere Bevölkerung günstig mit Strom zu versorgen”, so Christian Loose, der Parlamentarische Geschäftsführer der NRW-AfD. Viele halten die Energiewende für überstürzt und vor allem ideologisch. Auch FDP und AfD. Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es dazu heute schriftlich: „Der Weg hin zu einer resilienten und perspektivisch klimaneutralen Wirtschaft ist keine ideologische Frage, sondern eine industriepolitische Notwendigkeit – wenn wir auch in zehn und zwanzig Jahren noch starke Wertschöpfung und sichere Arbeitsplätze in Deutschland haben wollen.“ Die Bundesregierung müsse jetzt liefern, heißt es weiter. Der Opposition in NRW reicht das nicht. Die Landesregierung solle aktiv werden, damit der Stecker der Wirtschaft nicht ganz gezogen wird.