Jobangst in Köln

Unsichere Zukunft für Ford-Beschäftigte

Seit fast 100 Jahren gibt es das Ford-Werk in Köln. Heute Mittag beim Schichtwechsel ist die Stimmung jedoch angespannt. Viele Beschäftigte sorgen sich um ihre Zukunft.

Aktuell arbeiten rund 13.000 Menschen in dem Werk. Jahrzehntelang liefen hier der Fiesta und andere Verbrenner vom Band. Doch seit einem Jahr setzt Ford voll auf Elektroautos. Der Absatz bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück. „Ich habe die Gnade der frühen Geburt, also heißt ich bin schon relativ alt. Aber ich mache mir natürlich Sorgen um die jüngeren Kollegen und deren Zukunftsperspektive”, sagt Hubertus von Chappuis aus der Produktentwicklung.

Das Unternehmen steht unter Druck. Kurzarbeit ist angesagt, europaweit sollen 4.000 Stellen gestrichen werden – die meisten davon in Köln.

Ford sucht nach Lösungen

Ford-Geschäftsführer Marcus Wassenberg erklärt: „Es ist natürlich eine schwierige Zeit. Die Elektromobilität ist nicht so angelaufen wie wir uns das vorgestellt haben. Es ist auch ein Problem der Rahmenbedingungen. Wir arbeiten daran, auch gemeinsam mit dem Betriebsrat, mit der Gewerkschaft. Und dann geht es hier auch wieder aufwärts.” Doch viele Beschäftigte glauben nicht an schnelle Verbesserungen.

Betriebsversammlung mit viel Wut

Die finanziellen Sorgen des Unternehmens sind groß: Ford Deutschland sitzt auf sechs Milliarden Euro Schulden. Zwar hat die US-Mutter zuletzt 4,4 Milliarden Euro nachgeschossen, doch weitere Unterstützung gibt es nicht mehr. Das Unternehmen soll profitabel werden, sonst droht die Schließung des Kölner Werks.

Bei der heutigen Betriebsversammlung machten viele Beschäftigte ihrem Frust Luft. „Es gab sehr viel Wut von den Kollegen. Es waren welche, die Trillerpfeifen, Vuvuzelas dabei hatten. Und die Geschäftsführung kam gar nicht groß zur Rede, weil die Wut der Kollegen so groß war”, beschreibt Benjamin Gruschka, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats.

Schon gestern Abend demonstrierten rund 70 Ford-Mitarbeiter vor den Werkstoren.

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Politik hält an Elektromobilität fest

Das NRW-Wirtschaftsministerium erklärt gegenüber RTL WEST: „Es besteht kein Zweifel, dass die Landesregierung auch weiterhin die Antriebswende zur Elektromobilität unterstützen wird.”

Doch viele Ford-Beschäftigte sehen darin keine Perspektive. Sie befürchten: Bleiben die E-Autos weiter Ladenhüter, könnte das Werk bald Geschichte sein.