Neues EU-System

Spritpreise könnten steigen – Neuer CO2-Preis ab 2027 für die gesamte EU

NRW ist Autofahrerland Nummer 1. In keinem anderen Bundesland sind mehr Fahrzeuge zugelassen als hier. Viele Menschen sind auch darauf angewiesen. Aber an der Tankstelle könnte bald der Mega-Schock kommen. Grund ist eine neue EU-Verordnung, die den Tank-Hammer bringen könnte. Ob und wie hart der zuschlägt, ist aber noch nicht klar.

Sorgenfalten werden größer

Ingrid Scheidt ist besorgt, wenn sie an der Zapfsäule steht. Meist stoppt sie bei 15 Euro. Mehr tankt sie selten, so die 74-Jährige. Denn für einen vollen Tank müsse der Sprit extrem billig sein. Für ihre kurzen Fahrten zum Einkaufen oder für eine Spritztour nach Köln braucht sie ohnehin wenig Benzin. Von der neuen europäischen CO2-Abgabe hat sie noch nicht gehört. Dass es an der Zapfsäule aber teurer werden könnte, darauf hat sie wenig Lust. „Ich sehe es nicht ein, dass ich meine Rente fürs Tanken draufgebe. Dafür habe ich doch viel zu hart arbeiten müssen,“ so die ehemalige Friseurin.

Ingrid Scheidt nutzt das Auto vor allem zum Einkaufen
Ingrid Scheidt nutzt das Auto vor allem zum Einkaufen

Europäisches statt nationales System

Der CDU Europaabgeordnete Peter Liese, hat das neue Emissionshandelssystem der EU mit auf den Weg gebracht. Für ihn ist eines sicher: In Deutschland wird es gar nicht viel teurer als jetzt. Denn seit 2021 gibt es schon ein nationales System in Deutschland, das den CO2-Preis regelt. Angefangen hat das 2021 mit 25 Euro pro Tonne. Dieses Jahr liegt er bei 55 Euro pro Tonne. Laut ADAC sind das umgerechnet 16 Cent pro Liter. Das neue Emissionshandelssystem der EU regelt den Preis ab 2027 neu. Dann wird er frei am Markt gebildet, und zwar europaweit. Allerdings gibt es eine begrenzte Anzahl der Zertifikate. Bei hoher Nachfrage und niedrigem Angebot wird es also entsprechend teurer. Davon geht Peter Liese aber nicht aus, denn es gibt verschiedene Schutzmechanismen. Unter anderem hält die EU eine Reserve an Zertifikaten. „Ich würde jede Wette darauf annehmen, dass wir 2027 im europäischen System einen Preis haben, der ungefähr bei dem deutschen Preis liegt, den wir 2026 haben, so Liese.“ Das wären dann um die 65 Euro.

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Verbraucher zahlen den Preis

Den CO2-Preis zahlen zunächst die Unternehmen, die fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas verkaufen. Die dabei entstandenen Kosten werden aber an die Verbraucher weitergereicht. Die Tankstellen selbst können also nicht über die CO2-Abgabe bestimmen, wie der Präsident des Bundesverbands Freier Tankstellen, Stephan Zieger, erklärt: „Wir kaufen die Ware mit dem CO2-Preis. Mag er hoch, mag er niedrig sein, aber wir bekommen ihn dann als Gesamtpreis zur Verfügung gestellt.“

Sparsamkeit als Ziel

Das Ziel des neuen Emissionshandelssystems ist klar: Jeder soll sparsamer leben und weniger CO2-ausstoßen. Damit Heizen und Tanken aber nicht zum Luxus werden, fordern viele eine Entlastung. Die Rede ist dabei immer wieder vom Klimageld. Hier würde jeder Bürger einen gewissen Betrag bekommen, der aus der CO2-Abgabe selbst finanziert ist. Wer mehr CO2 verbraucht, zahlt am Ende drauf. Sparsame Menschen dagegen bekommen etwas zurück. Neben einem Klimageld fordert der ADAC eine Entlastung über eine erhöhte Pendlerpauschale. „Nicht alle Menschen haben die Möglichkeit, auf Alternativen zum PKW umzusteigen oder sich Richtung Elektromobilität zu orientieren.“ Allerdings steht noch in den Sternen, welche Form der Entlastung es in Deutschland geben wird“, so Thomas Müther vom ADAC Nordrhein. Ingrid Scheidt will erst mal abwarten, wie sich die Preise entwickeln. An ihrem Auto hängt die 74-Jährige aber nicht und will es zur Not auch verkaufen. „Wenn ich mal nach Köln möchte, muss ich mich eben in die Bahn setzen, oder ich bleibe in Weilerswist im Dorf,“ so die Rentnerin.